Teuflische Versprechen
wir gar nicht, und dazu zählt unter anderem, dass du niemals mit irgendjemandem über dieses Haus sprichst, ich betone es nur noch einmal, damit du es auch nicht vergisst. Und nun bitte ich um deine werte Signatur. Danach bist du entlassen und kannst ganz deinem Vergnügen frönen. Und bevor ich’s vergesse, ich erwarte von dir, dass du mindestens einmal im Monat herkommst, nur zur Sicherheit. Du bist natürlich auch sonst jederzeit herzlich willkommen, wir haben dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr geöffnet und können dir jeden Wunsch erfüllen. Alles Weitere wird dir Rufus erklären, ich muss mich noch kurz um andere Gäste kümmern. Pietro, kommst du bitte mit, Rufus, Horeb und Caligula haben noch ein paar Details zu bereden.«
Ulrich stand auf und verließ den Raum zusammen mit Hans. Draußen sagte er leise: »Gute Arbeit. Ich wusste, ich würde mich auf dich verlassen können.«
»Was habt ihr jetzt mit Binder vor?«
Ulrich sah Hans beinahe mitleidig an und entgegnete: »Wie lange bist du Mitglied bei uns?«
»Das weißt du doch selber.«
»Sicher. Aber wann solltest du zum ersten Mal eine Leistung erbringen? Nur Vergnügen allein läuft nicht, irgendwann wird auch eine Gegenleistung eingefordert. Du zum Beispiel hast uns eben Binder gebracht, das war eine kleine Anzahlung. Und merk dir eins: Ich sage nie, was ich mit wem vorhabe. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich habe zu tun.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Ulrich um und mischte sich unter die Gäste, unterhielt sich kurz mit zweien von ihnen, um sich gleich darauf zu verabschieden. Er hatte morgen Vormittag einen wichtigen Pressetermin und wollte ausgeruht sein, weil er für direkt danach einen Flug nach Hamburg gebucht hatte, um seine Freundin Julie Bernaux zu besuchen. Auf dem Weg zur Tür kam ihm Thorsten nach und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ulrich sah ihn ratlos an.
»Bernardi? Sagt mir nichts.«
»Nach ersten Informationen verfügt er über ein beträchtliches Vermögen, er wird aber gerade überprüft, und sollte er clean sein, werde ich mich morgen Nachmittag mit ihm treffen.«
»Tu das. Aber du weißt, im Augenblick ist äußerste Vorsicht geboten. Obwohl, du wirst das schon regeln. Kannst mir ja am Sonntagabend alles berichten.«
Hans nahm auf dem roten Ledersofa Platz, Swetlana, die seit zwei Jahren für ihn reserviert war, kam zu ihm.
»Hi, Süße«, sagte Hans und streichelte ihr übers Gesicht. Siehatte pechschwarze Haare und blaue Augen und natürlich braune Haut. »Wie geht’s dir?«
»Gut. Was machen wir?«
»Ich möchte mich am liebsten im Whirlpool entspannen.«
Hans nahm Swetlana bei der Hand und ging mit ihr in das Untergeschoss. Der Whirlpool war erstaunlicherweise leer. Hans und Swetlana zogen sich aus und stiegen in das warme Wasser. Als Swetlana ihre Finger über seinen Körper gleiten ließ, dachte Hans an seine Frau und seine Kinder. Er hasste sein Leben, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen durfte. Und es war zum ersten Mal, seit er in den Club kam, dass er nicht fähig war, mit einer der Frauen zu schlafen.
Freitag, 22.25 Uhr
Swingerclub Sossenheim.
Kullmer saß an der Bar und hielt sich an seinem zweiten Bier fest, während eine vielleicht vierzigjährige Frau auf ihn einredete. Die junge Dame, die mit ihm schlafen wollte, war enttäuscht abgezogen und hatte sich einen andern gesucht, um ihren Trieb zu befriedigen. Diese hier war wesentlich penetranter. Sie wollte unbedingt, dass er mit ihr und ihrem Mann auf ein Zimmer ging, wobei sie betonte, dass ihr Mann nur zuschaue.
»Ich bin heute auch erst mal zum Zuschauen hier, und sonst will ich nichts«, sagte Kullmer nach einer Weile entnervt. Die hohe, piepsige Stimme schmerzte in seinen Ohren, und immer wieder wischte er ihre Hand von seinen Schenkeln, aber sie ließ nicht locker. Sie war der biedere Hausfrauentyp. Niemals würde man ihr tagsüber ansehen, was sie nachts am liebsten trieb, bieder, unscheinbar, verheiratet, vermutlich Kinder, bestimmtsogar, das sagte ihm seine Menschenkenntnis. Zurechtgemacht sah sie ganz passabel aus, auch wenn sie etwa sechs oder sieben Kilo zuviel auf den Rippen, vor allem aber am Bauch hatte. Ihre Lippen waren schmal und grell geschminkt, was wahrscheinlich viele Männer anmachte, aber Kullmer war gegen solche Frauen immun. Ihr Leben drehte sich, genau wie das ihres Mannes, um Sex, alles andere war nebensächlich. Bevor er Doris Seidel kennen lernte, hatte er auch einige Freundinnen
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