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Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Er studierte Germanistik, Anglistik und Jura, wobei ihm seine enorme Auffassungsgabe mehr als hilfreich war, trat nach dem Studium in eine große Kanzlei ein, arbeitete nebenbei aber noch als Journalist und gründete bereits mit achtundzwanzig eine eigene Kanzlei für Straf- und Wirtschaftsrecht. Inzwischen hatte er vierzehn Kompagnons, allesamt juristische Kapazitäten für die unterschiedlichsten Bereiche, und im Laufe der Jahre kamen Dependancen in Düsseldorf, Hamburg, Berlin und München sowie in London, Paris, Moskau und New York hinzu. Obwohl er noch immer der unumstrittene Herrscher dieses Anwaltsimperiums war, so verbrachte Marco kaum noch Zeit in der Kanzlei, zu sehr nahmen ihn die öffentlichen Auftritte in Beschlag, die juristischen Beratertätigkeiten für Unternehmen, die Vorträge im erlauchten Kreis von Industriellen, Unternehmern und Topmanagern, nicht zu vergessen seine journalistische Arbeit. Seine Wirtschafts- und Politsendung zur Primetime, die einen Ratgeberteil enthielt, in der er aber auch auf gesellschaftliche Missstände hinwies, war einQuotenrenner und würde es, so lange nichts dazwischenkam, auch noch einige Zeit bleiben, denn an ihm rieben sich die Zuschauer vor den Fernsehapparaten. Er polarisierte wie kaum ein anderer, und doch waren fast alle fasziniert von seiner Ausstrahlung und Persönlichkeit. Er war ein Charismatiker, einer, der andere in seinen Bann zog, der hart und charmant zugleich sein konnte, aber nie die Contenance verlor. Doch irgendwann würde er eine neue Sendung machen, denn sich zu lange mit einer Sache zu beschäftigen lag ihm nicht. Eine Talkshow schwebte ihm vor, aber nicht eine der üblichen Krawallshows, in der die Gäste sich anpöbelten, nein, eine der anderen Art, mit Gästen nicht nur aus Politik und Wirtschaft, sondern auch aus Kultur, Sport und vielleicht auch mit ganz normalen Bürgern, die Besonderes geleistet hatten. Menschen, die vielleicht seinen Großeltern und Eltern ähnelten, die nach dem Krieg Stiftungen ins Leben gerufen hatten, um vor allem Vertriebenen und Heimatlosen zu helfen, Menschenfreunde, geachtet und angesehen.
    Auch Marco gab sich als Philanthrop, nicht uneigennützig, versteht sich, denn nichts von dem, was er tat, tat er selbstlos, auch wenn er nach außen hin den Anschein erweckte. Und die wenigen, die ihn wirklich näher kannten, wussten, dass sich hinter seiner scheinbar makellosen Fassade eine eiskalte und jeden Schritt kühl kalkulierende Persönlichkeit verbarg, die aus dem angeblichen Mitleid für andere den größten Profit zog. Sich mit ihm anzulegen konnte den beruflichen, privaten oder gar persönlichen Tod bedeuten, ohne dass jemals irgendjemand ihn mit irgendeinem Verbrechen in Verbindung gebracht hätte (Rufus und ein paar andere Auserwählte ausgenommen), dafür war er zu schlau und gerissen.
    Er zahlte seine Steuern auf Heller und Pfennig, spendete großzügig für Wohltätigkeitsorganisationen und verstand esbestens, sich jeweils zum richtigen Zeitpunkt ins rechte Licht zu rücken, obwohl er, wie bereits erwähnt, die wesentlichen Geschäfte aus dem Hintergrund heraus tätigte, von der Öffentlichkeit und den Medien unbemerkt, wie er die Fäden zog, an denen andere wie Marionetten hingen. Er wurde hofiert, es gab Stimmen, die stetig lauter wurden und sagten, einen wie ihn würde Deutschland als nächsten Kanzler brauchen, er würde endlich aufräumen und Deutschland aus dem wirtschaftlichen und politischen Jammertal führen und es wieder zu dem machen, was es zu Zeiten von Adenauer und Erhard und noch bis in die siebziger Jahre gewesen war. Solche Berichte schmeichelten ihm, bestätigten sie ihn doch in seinem Tun, aber er hatte nicht vor, dieser Aufforderung nachzukommen, dafür hatte er seine Lakaien, die ihm die Füße küssten, wenn sie sich einen Vorteil davon versprachen. Er war ein Rhetoriker allererster Güte und konnte jeden um den Finger wickeln oder in Grund und Boden reden. Im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre hatte er ein Vermögen angehäuft, von dem allein er wusste, wie groß es wirklich war. Und das geringste davon hatte er auf rechtmäßige Weise erworben.
    Marco war einseinundsiebzig groß oder klein, es kam darauf an, von welcher Warte man es betrachtete, weder schlank noch dick, auch wenn er kaum etwas mehr hasste als Sport, hatte dunkelbraunes Haar, das allerdings nie so wirkte, als käme er gerade vom Friseur. Einmal in der Woche ließ er eine Maniküre

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