Teuflische Versprechen
schlafen gehen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Keine Ursache. Wir frühstücken, nachdem ich Stephanie in den Kindergarten gebracht habe, also so gegen neun. Wir haben zwei Bäder, wo Sie sich frisch machen können, eine Gästetoilette ist hier unten im Vorflur. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Nadine ließ alles stehen, sie würde morgen aufräumen. Als sie einen Blick ins Schlafzimmer warf, lag ihr Mann im Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und starrte an die Decke. Sie schloss die Tür hinter sich und setzte sich zu ihm.
»Jetzt würde mich doch interessieren, was los ist. Die Kleine ist ja völlig durch den Wind, als hätte sie was ganz Schlimmes durchgemacht. Ich meine, ist nur so ein Gefühl.«
»Dein Gefühl trügt nicht. Sie hat einen Horrortrip erlebt.« Hellmer erzählte in knappen Worten, was den Frauen widerfahren war, Nadine schüttelte nur entsetzt den Kopf.
»Ich habe ihr angeboten, dass sie auch länger bleiben kann, ich denke, es ist relativ sicher hier.«
»Vergiss es. Deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren, aber wir bringen sie schon woanders unter. Ich werde meine Familie nicht in diese Sache mit reinziehen, und das tue ich, wenn sie hier bleibt. Und mach dich auch schon mal darauf gefasst, dass ich die nächsten Tage und Wochen sehr viel arbeiten muss.«
»Jaja, typisch«, seufzte Nadine mit ernstem Blick. »Denkdran, wir kriegen unser zweites Kind, und ich möchte nicht eines Tages als alleinerziehende Witwe dastehen. Hörst du?«
»Ich bitte dich, das klingt ja gerade so, als wäre ich in permanenter Gefahr. Du liest und siehst zu viele Krimis. Ich kenne meine Grenzen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Das«, sie deutete auf einen imaginären Punkt außerhalb des Schlafzimmers, wo sich Maria aufhielt, »sieht nach einer verdammt gefährlichen Sache aus. Sei bitte, bitte vorsichtig. Ich würde es nicht ertragen, dich zu verlieren.«
Hellmer setzte sich auf und nahm sie in den Arm und streichelte ihr übers Haar, dessen Duft er so liebte. »Mach dir keine Sorgen, sobald ich merke, dass es zu riskant wird, überlasse ich das Feld den andern. Großes Ehrenwort. Ich habe Julia schon gesagt, dass du schwanger bist.«
»Und, wie hat sie reagiert?«, fragte Nadine neugierig.
»Sie hat sich gefreut, zumindest hat sie so getan. Manchmal komme ich mir richtig schäbig vor, wenn ich unser Leben mit ihrem vergleiche. Wir können uns alles leisten, haben Glück ohne Ende …«
»Beschrei’s nicht zu laut. Wir haben ein schönes Leben, aber das kann von einer Minute zur andern zerstört werden. Ich genieße jeden Tag und will nicht über morgen und übermorgen nachdenken. Was hat sie eigentlich zu unserem Geschenk gesagt?«
»Was wohl? Es war ihr wie immer peinlich, du kennst sie ja.«
»Klar kenn ich sie, aber trotzdem hat sie sich gefreut. Und wie hat sie reagiert, als sie ihren Vater gesehen hat?«
»Die hat sich kaum noch eingekriegt. Und dann kommt so’n Scheiß dazwischen und verdirbt die ganze Feier.«
»Was soll ich dazu sagen.«
»Gar nichts, komm lieber ins Bett.«
»Gleich, muss nur noch mal schnell ins Bad.«
Wenig später legte sie sich zu ihm und kuschelte sich in seinen Arm. Während sie fast sofort einschlief, lag Hellmer noch lange wach. Ihm ging das sorgenvolle Gesicht von Julia Durant nicht aus dem Kopf, ein Gesicht, das sie immer machte, wenn ein besonders schwerer Fall zu knacken war. Und seltsamerweise hatte sie beinahe immer Recht.
Donnerstag, 0.10 Uhr
Was willst du jetzt mit dieser Maria machen?«, fragte Durants Vater, als sie in ihrer Wohnung waren.
»Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Irgendetwas sagt mir, dass sie im Präsidium nicht gut aufgehoben ist. Ich wüsste aber auch nicht, wo ich sie sonst hinbringen sollte, ohne dass es auffällt. Übrigens, tut mir leid, wie es hier aussieht, aber wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich natürlich vorher aufgeräumt.«
»Ich find’s gemütlich«, erwiderte er und ließ sich auf der Couch nieder.
»Haha, höchstens gemütlich wie in einem Schweinestall.« Sie ging zum Kühlschrank und fragte ihren Vater, ob er auch eine Dose Bier wolle.
»Ausnahmsweise, obwohl ich eigentlich kein Biertrinker bin, wie du weißt. Aber vielleicht gibt mir das die nötige Bettschwere. Warum glaubst du, dass sie im Präsidium nicht sicher ist?«
»Keine Ahnung, vielleicht schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit. Es gibt einfach zu viele Kollegen, denen ich misstraue.«
»Das ist aber
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