Teuflische Versprechen
übrigens das erste Mal, dass er mir Kopien seiner Aufzeichnungen gegeben hat, als hätte er geahnt, dass er sich diesmal übernimmt, wenn Sie verstehen.«
»Hat er mit Ihnen jemals über Details gesprochen?«
»Hat er, aber auf der CD ist mehr, als ich Ihnen hier und jetzt auf die Schnelle sagen könnte.«
»Und außer Ihnen weiß niemand von dieser Kopie und seinem Projekt?«
»Nein. Wie gesagt, es sollte ein Buch werden, aber das ist ganz heißer Stoff, so heiß, dass man sich die Finger verbrennenkann. Leider hat Didi sich nicht nur die Finger verbrannt. Sie brauchen die CD übrigens nur zu starten, sie ist mit keinem Zugriffscode versehen. Und bitte sagen Sie niemandem, woher Sie diese Informationen haben, ich möchte nämlich noch ein bisschen leben.«
»Sie waren nie hier«, versicherte ihm Kullmer und fügte hinzu: »Und sollte noch etwas sein, Sie können mich jederzeit anrufen oder herkommen. Was immer Sie uns sagen, es wird mit äußerster Diskretion behandelt.«
»Davon gehe ich aus. Wer von Ihnen ist Frau Durant?«, fragte er und sah die beiden Frauen an.
»Ich.«
»Sie sind das also. Didi hat viel von Ihnen gehalten, und das will was heißen. Er hat gesagt, Sie seien wie eine Löwin. Dann zeigen Sie’s den verdammten Kerlen und beißen Sie ihnen das Genick durch. Und noch mal, ich war nie hier. Wiedersehen.« Er machte auf dem Absatz kehrt, und Kullmer begleitete ihn zum Aufzug.
»Wiedersehen«, sagte Durant leise, was Kaiser nicht mehr hörte.
»Eine Löwin, wow«, meinte Hellmer breit grinsend. »Dann schärf schon mal deine Beißerchen.«
»Idiot. Leg lieber die CD ein, ich will sehen, was drauf ist.«
»Immer piano, wir wollen doch alle wissen, was der Herr so getrieben hat.«
Kullmer kam zurück und sagte: »Da hat sich unser Ausflug heute Vormittag doch noch gelohnt. Aber der Typ hat natürlich Bammel, auch wenn er versucht hat sich’s nicht anmerken zu lassen. Ich hab fast den Eindruck, als ob wir in ein Wespennest gestochen hätten.«
»Tja, soll passieren«, erwiderte Durant kurz angebunden und starrte gebannt auf den Monitor, während das Programmgeladen wurde. Sie runzelte die Stirn. »Das ist ein Manuskript.«
»Wird’s wohl sein, wenn es ein Buch werden sollte. Du meine Güte, das sind weit über zweihundert Seiten, und er war bestimmt noch nicht fertig damit. Wer von uns liest es?«, fragte Hellmer in die Runde.
»Ich mach das«, antwortete Berger. »Auch wenn ich vielleicht nicht so aussehe, aber ich kann sehr schnell lesen. Können Sie mir das auf die Festplatte speichern und wenn möglich auch gleich ausdrucken? Ich les das zu Hause und werde mir die wesentlichen Passagen markieren. Dieser Kaiser hat doch was von Randnotizen erwähnt.«
»Kein Problem«, sagte Hellmer, drückte drei Tasten und lehnte sich zurück. Und nach einer Minute: »Bingo, ist drauf. Und jetzt schauen wir mal, wo das Kleingedruckte steht. Aha, er hat das immer zwischen die einzelnen Absätze gepackt. Uups, was ist das denn?« Er überflog die folgenden Zeilen. »Mein Gott, der wusste ja offensichtlich mehr als die Polizei. Wie kann so was angehen? Hier, Namen, Orte, Treffpunkte, die ich aber nicht zuordnen kann. Das müssen wir in aller Ruhe auswerten. Na ja, unser Chef kriegt das schon hin. Tun Sie doch, oder?« Er sah Berger von der Seite an, der keine Miene verzog.
»Wie machst du das ohne Maus?«, wollte Seidel wissen.
»Kleine Tricks, die ich dir bei Gelegenheit beibringen kann«, antwortete Hellmer nicht ohne Stolz und druckte den Text aus. »So, und jetzt?«
»Dr. Vermeer müsste eigentlich jeden Moment hier sein«, bemerkte Berger mit Blick auf die Wanduhr.
Hellmer winkte ab und entgegnete: »Kein Thema, Julia und ich wollten uns sowieso in unser Büro zurückziehen.«
»Und wir machen uns auf den Weg zu Zaubels Haus. Ich erwarteaber nachher noch einen detaillierten Bericht von der Unterredung«, erklärte Kullmer und gab Seidel mit dem Kopf ein Zeichen. Sie zog sich ihre Jacke über und folgte ihrem Freund und Kollegen nach draußen.
»Wenn Sie uns brauchen, wir sind drüben«, sagte Durant zu Berger und verschwand mit Hellmer in ihrem Büro. Sie schloss die Tür, stellte sich ans Fenster, sah hinunter auf die Kreuzung Eschersheimer Landstraße/Adickesallee und schürzte die Lippen. Sie hörte, wie Hellmer sich eine Zigarette anzündete, drehte sich um, holte ebenfalls eine Zigarette aus ihrer Tasche und ließ sich von ihm Feuer geben.
»Ich glaube, Zaubel hat uns sein
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