Teuflische Versprechen
Solltet ihr dann noch die Wohnung brauchen, kein Problem, ich …«
»Dann kommst du zu mir, ist doch wohl klar, oder?«
»Wir kriegen das schon hin. Also, mach’s gut, und ich drück dir die Daumen, dass alles glatt geht.«
»Du hast echt was gut bei mir. Ich ruf dich später noch mal an. Ciao. Ach ja, noch was, bitte erwähn gegenüber dem Hausmeister nicht, dass wir von der Polizei sind. Sag ihm einfach, eine Freundin wird vorübergehend mit ihrem Vater in deiner Wohnung sein.«
»Mach ich. Bis nachher.«
Julia Durant war erleichtert. Sie ging zu Hellmer und berichtete ihm von dem Telefonat.
»Deine Freundin in Südfrankreich! He, das hört sich richtig gut an. Da findet man Maria nie.«
»Und die Eysseneckstraße ist nur einen Katzensprung von hier.«
»Cool, auf die Idee wär ich nie gekommen. Kennst du die Wohnung?«
»Ich war einmal dort, als Susanne in Frankfurt war. Liegt aber schon eine Weile zurück …« Sie wollte noch etwas hinzufügen, als die Tür aufging. Berger.
»Frau Dr. Vermeer hätte Sie beide gerne bei der Unterredung dabei«, sagte er. »Kommen Sie.«
»Haben Sie schon …«
Berger machte nur eine Kopfbewegung und ging wieder zurück in sein Büro, gefolgt von Durant und Hellmer.
Dr. Claudia Vermeer erhob sich, als die beiden Kommissaredas Zimmer betraten, und reichte erst Durant, dann Hellmer die Hand. Sie war eine Idee kleiner als Durant, hatte halblanges blondes Haar, einen vollen Mund und strahlend blaue Augen, hinter denen man niemals eine bisweilen unerbittliche Staatsanwältin vermutet hätte. Sie hatte eine helle, klare Stimme, und es gab viele, die in ihr die schönste Staatsanwältin Deutschlands sahen, die genauso gut als Model Karriere hätte machen können, das einzige Hindernis wäre ihre Körpergröße gewesen. Claudia Vermeer war ledig, ein Arbeitstier und hatte sich mit Leib und Seele ihrem Beruf verschrieben, worunter ihr Privatleben litt. Doch als sie sich einmal privat mit Julia Durant getroffen hatte, hatte sie gesagt, sie sei ja erst einunddreißig und der Zug noch nicht ganz abgefahren, und außerdem fühle sie sich momentan noch ganz wohl ohne Mann.
Nach der kurzen Begrüßung nahm sie wieder Platz. »Dann wollen wir mal. Alles, was Herr Berger mir in den letzten zwei Minuten mitgeteilt hat, ist, dass es sich bei den Fällen Zaubel und Hendriks nicht um in Anführungsstrichen normale Mordfälle handelt. Deshalb wollte ich auch, dass Sie bei dem Gespräch dabei sind. Um was geht es genau?« Obwohl Durant und Vermeer sich bereits seit geraumer Zeit duzten, so hatten sie doch abgemacht, sich in Gegenwart anderer zu siezen.
»Das ist ziemlich kompliziert«, begann Durant und lehnte sich zurück. »Aber ich will es so kurz und knapp wie möglich machen. Die Morde an Zaubel und Hendriks hängen unmittelbar zusammen.«
»Inwiefern?«, fragte Vermeer mit leicht gerunzelter Stirn, aber in ihrer typisch wortkargen Art, mit der sie verhinderte, dass andere ihre Emotionen sahen. Julia Durant aber kannte sie besser und wusste, dass sie in ihrem Innern sensibel und verletzlich war, vielleicht aber mit ein Grund für ihre herausragendenFähigkeiten als Staatsanwältin, denn sie besaß Feingefühl und konnte sich gut in andere hineinversetzen.
»Die beiden haben sich erst vorgestern getroffen, weil Frau Hendriks etwas Dringendes auf dem Herzen hatte. Es geht um Menschenhandel.« Durant machte bewusst eine Pause, um die Reaktion von Claudia Vermeer abzuwarten.
»Und weiter?«
»Es gibt eine junge Frau aus Moldawien, der die Flucht aus einem Bordell gelungen ist, von dem wir nicht wissen, wo es sich befindet und wer der Betreiber ist. Sie selbst kann nämlich keine Angaben darüber machen, da sie wie eine Gefangene, oder sollte ich besser sagen Sklavin, gehalten wurde und sowohl der Betreiber als auch die Kunden sich grundsätzlich mit Decknamen angesprochen haben. Übrigens hat sie zusammen mit vierzehn anderen jungen Frauen dort gelebt, allesamt aus dem Ostblock. Unser Glück ist, dass sie perfekt Deutsch spricht und wir deshalb auf einen Dolmetscher verzichten können.«
»So, jetzt mal schön der Reihe nach«, sagte Vermeer und schlug die Beine übereinander. »Woher wissen Sie von dieser Prostituierten, und wo hält sie sich momentan auf?«
»Sie ist keine Prostituierte, denn sie hat nichts von dem, was sie getan hat, freiwillig gemacht. Sie war gerade mal siebzehn, als jemand zu ihr kam und ihr einen Job im Westen versprochen hat. Sie wäre aber niemals auf
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