Teuflische Versprechen
einen sehr glaubwürdigen Eindruck. Glauben Sie mir, sie hat die Hölle auf Erden erlebt, und in dem Haus sind immer noch Frauen, die ihrer Würde vollständig beraubt werden, die ihren Familien entrissen wurden und so weiter und so fort. Sie werden missbraucht, sie werden misshandelt, und sie werden allem Anschein nach auch manchmal getötet, denn wie diese Maria mir gesagt hat, verschwinden einige von ihnen ganz plötzlich. Andere wieder werden nach einer gewissen Zeit ausgetauscht, das heißt, sie werden in andere Bordelle verlegt. Es ist, wie es aussieht, ein höchst komplexes und gleichzeitig perfides System. Nicht einmal das Wort menschenverachtend trifft auch nur annähernd den Kern der Sache.«
»Und warum werden Ihrer Meinung nach einige der Frauen getötet?«, wollte Vermeer wissen, ohne dabei eine erkennbare Reaktion zu zeigen, auch wenn Durant spürte, wie sehr es in ihr arbeitete.
Durant zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, das gilt es herauszufinden. Jedenfalls tauchen sie in keiner Statistik auf, wie auch, wenn sie offiziell gar nicht hier gemeldet sind. Sie kommen anonym her und sterben genauso anonym. Was dann mit ihnen geschieht, darüber können wir nur spekulieren.«
»Das hört sich ein bisschen sehr nach Science-Fiction oder Fantasy an …«
»Mag sein, aber nach meinen Erfahrungen halte ich nichts mehr für unmöglich«, sagte Durant schnell. »Wenn man jedes Jahr ungehindert tonnenweise Drogen und Tausende von Frauen nach Deutschland bringen kann …«
»Was sind denn Ihre Erfahrungen?«
»Darf ich etwas dazu sagen?«, meldete sich Hellmer zu Wort.
»Sicher.«
»Wir hatten vor gut drei Jahren einen Fall, der auch in den Bereich der organisierten Kriminalität fiel. Darin war übrigens einer Ihrer früheren Kollegen verwickelt. Wir haben damals zu Beginn auch nur in einem scheinbar simplen Mordfall ermittelt, bis wir merkten, dass es sich um OK handelte. Damals sind unter anderem unschuldige Kinder von einem Auftragskiller umgebracht worden … Und auch in diesem Fall sind es keine kleinen Gauner, mit denen wir es zu tun haben, das sind eiskalte Gangster, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, wie wir inzwischen wissen. Und aus diesem Grund schlage ich vor, dass wir vorerst so tun, als würden wir weiterhin zwei völlig voneinander unabhängige Mordfälle bearbeiten. Andererseits ist uns klar, dass wir diesen Fall unmöglich mit unserer geringen personellen Kapazität lösen können. Ergo stellt sich die Frage, wen wir in die Ermittlungen mit einbeziehen.«
»K 60 bis 65«, sagte Vermeer. »Die sind normalerweise für so was zuständig.«
»Das wissen wir, aber wir wissen auch, dass gerade diese Abteilungen nicht ganz virenfrei sind, wenn Sie verstehen.«
»Und wie haben Sie sich das weitere Vorgehen vorgestellt? Sie werden ohne Hilfe nicht weiterkommen. Oder wollen Sie einen Alleingang à la Rambo starten?«, fragte sie nicht ohne einen leichten Spott in der Stimme.
»Nein, natürlich nicht. Wir benötigen sogar dringend Unterstützung,aber es müssen ausgewählte Leute sein, und zwar solche, die sich in der Vergangenheit als absolut zuverlässig erwiesen haben. Dazu müssen wir jedoch die Personalakte eines jeden Einzelnen kennen.«
»Unmöglich«, winkte Vermeer entschieden ab. »Lassen Sie mich etwas dazu sagen. Sie wollen die Morde aufklären, aber Sie wissen genau, dass Sie es allein nicht schaffen können. Richtig?«, wandte sie sich wieder an Durant, die nur mit den Schultern zuckte. »Die Frage stellt sich doch, wie soll es weitergehen? Warten Sie auf göttlichen Beistand oder eine himmlische Eingebung? Vergessen Sie’s. Für die Morde sind Sie zuständig, für das andere die eben erwähnten Abteilungen. Ob Sie es wollen oder nicht, Sie werden zusammenarbeiten müssen …«
»Geben Sie uns noch einen Tag«, bat Durant.
»Wofür? Was glauben Sie in einem Tag erreichen zu können?«
»Nur einen Tag. Ich möchte noch einmal allein mit Maria sprechen, vielleicht fällt ihr ja noch etwas ein.«
»Wo ist diese Maria jetzt?«
Durant druckste einen Moment herum, bis sie antwortete: »Bei Herrn Hellmer, aus Sicherheitsgründen. Aber wir werden sie noch heute an einen anderen Ort bringen.«
»Allein?«, fragte Vermeer misstrauisch.
»Nein, mein Vater wird bei ihr sein.« Hoffentlich, dachte sie.
»Das wird ja immer schöner. Entschuldigen Sie, aber …«
»Nein, warten Sie«, sagte Durant. »Maria muss vorläufig aus der Schusslinie bleiben, aber wir können sie
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