Teuflische Versprechen
die Idee gekommen, dafür ihren Körper und vielleicht auch ihre Seele verkaufen zu müssen. Ihr wurden vier Jahre ihres Lebens gestohlen, und diese vier Jahre wird ihr kein Mensch auf dieser Welt zurückgeben können.«
Vermeer nickte. »Gut, dann sprechen wir nicht mehr von einer Prostituierten. Tut mir leid. Also noch mal: Woher wissen Sie von dieser jungen Frau, und wo befindet sie sich momentan?«
»Kann ich mich darauf verlassen, dass alles, was wir hier besprechen, auch vorerst unter uns bleibt?«, fragte Durant.
»Wenn Sie es so wünschen«, antwortete Vermeer mit entschlossener Stimme und diesem Funkeln in den Augen, das sie immer dann hatte, wenn es anfing in ihr zu brodeln, denn sie hatte in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auf der Seite misshandelter und gedemütigter Frauen und Kinder stand und nicht wie manche ihrer Kollegen versuchte, gewisse Dinge schönzureden. »Misshandler«, Schläger und Pädophile hatten bei ihr einen schweren Stand, und sie hatte schon einige von ihnen hinter Schloss und Riegel gebracht.
»Bei ihrer Flucht ist sie bei einer Psychologin gelandet, die die beste Freundin von Frau Hendriks ist beziehungsweise war. Aber Maria, so heißt die junge Frau, hat verständlicherweise nicht gerade viel Vertrauen in die Polizei, weshalb Frau Michel, die Psychologin, Frau Hendriks eingeschaltet hat, die ja Anwältin ist oder war. Die wusste jedoch auch keinen Rat und hat sich deshalb für Dienstagabend mit Zaubel verabredet, der ihr meinen Namen als Ansprechpartnerin gab. Sie hat versucht mich zu erreichen, aber leider war ich gestern den ganzen Tag nicht im Büro.«
»Woher kannte Zaubel Ihren Namen?«
»Wir haben uns vor ein paar Jahren kennen gelernt, einige Male getroffen, telefoniert und so weiter. Die Leute, die die Hendriks und Zaubel auf dem Gewissen haben, gehen mit äußerster Brutalität vor. Entweder fürchten sie, dass Maria uns eine detaillierte Beschreibung einzelner Personen, die in dem Bordell verkehren, geben könnte, oder sie wollten einfach nur ein Exempel statuieren. Zaubel muss ihnen so oder so ein Dorn im Auge gewesen sein, denn er hat, so viel haben wir bis jetzt herausgefunden, an einem Buch über organisierte Kriminalität geschrieben, in den er mit Details nicht gespart hat, soweit wir das auf die Schnelle überblicken konnten. Ein Freund von ihm hat uns vorhin eine CD mit den letzten Updates gebracht. Und nun kommt der Knackpunkt. Ich gehe davon aus, dass diese Organisation zum einen nicht nur groß, sondern auch mächtig ist und ihre Leute überall sitzen hat, vermutlich auch hier. Deshalb auch Marias Angst vor der Polizei, was ich durchaus verstehen kann …«
»Moment«, wurde sie von Vermeer unterbrochen, »was wollen Sie damit sagen?«
»Kommen Sie, wir haben uns doch schon einmal darüber unterhalten. Nicht jeder, der behauptet, für das Recht einzutreten, tut das auch. Immer mehr von unseren Kollegen halten die Hand auf oder lassen sich kleine oder auch größere Gefälligkeiten mit Sachgeschenken belohnen. Das reicht bis ganz nach oben.«
Vermeer holte tief Luft und erwiderte mit einem kaum merklichen Lächeln: »Ich kann mich vage an unser Gespräch erinnern. Aber das ist kein Grund, alle über einen Kamm zu scheren.«
»Um Himmels willen, das würde ich nie tun«, wiegelte Durant ab. »Aber Sie und ich wissen, dass gerade im Bereich der organisierten Kriminalität sehr viel unter den Tisch gekehrt wird. Ermittlungsakten verschwinden auf unerklärliche Weise, Drogendealer, Waffenhändler und sogar Auftragskiller laufen frei herum und lachen sich ins Fäustchen, weil sie nach wie vor ungestört ihren Geschäften nachgehen können. Bei uns werden die Mittel gekürzt, während die Gangster immer weiter aufrüsten und uns technologisch mittlerweile ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sind. Aber das nur am Rande. Jedenfalls sagt mir eine innere Stimme, dass wir speziell in diesem Fall sehr, sehr vorsichtig vorgehen müssen. Maria hat nämlich von einem Stammkunden erzählt, der sich einmal damitgebrüstet hat, jemanden für den Rest seines Lebens hinter Gitter gebracht zu haben. Und da kommt doch wohl nur ein Staatsanwalt oder ein Richter in Frage.«
»Und Sie meinen nicht, dass sie sich das aus den Fingern gesogen hat?«
»Nein«, entgegnete Durant energisch. »Warum sollte eine zwanzigjährige junge Frau das tun? Für sie ging und geht es noch immer um das nackte Überleben. Außerdem habe ich mit ihr gesprochen, und sie macht auf mich
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