Teuflischer Pakt - Thriller
trat. »Er wird Notizen machen, während Sie uns herumführen. Wie ich gehört habe, ist die Leiche oben gefunden worden.«
»Richtig. Bringen wir es hinter uns, dann kann ich weiterarbeiten. Die Spurensicherung ist mit dem Klubhaus fertig, wir können also nach oben.«
Sie stieg forsch die Treppe zum ersten Stock hinauf, Tartaglia und Minderedes im Schlepptau. Sie trug klobige schwarze Schuhe, die bei jedem Schritt quietschten, aber sie hatte einen hübschen kleinen Hintern, der unter der kurzen Jacke gerade zu sehen war. Er fing Minderedes’ Blick auf und schüttelte den Kopf. Minderedes verkniff sich ein Grinsen und hob die Hände, als würde er sich ergeben.
»Wissen wir, wer er ist?«, fragte Tartaglia, als sie oben waren.
Sie wandte sich zu ihm um. »Paul Nasir Khan, seinem Führerschein zufolge achtunddreißig Jahre alt. Er ist auf eine Adresse in Islington ausgestellt. Unsere Leute sind jetzt dort.«
»Er hatte seine Brieftasche bei sich?«
»Ja.«
»Was ist mit seinem Handy?«
»Beruflich benutzte er einen BlackBerry, den wir allerdings nicht gefunden haben. Vielleicht hat er ihn zu Hause oder im Büro gelassen.«
»Oder der Mörder hat ihn mitgenommen«, sagte er und dachte daran, was mit Logans Handy passiert war. Auch Khans würde ohne Zweifel als weitere kleine provokative Irreführung an einem öffentlichen Ort auftauchen. Er überlegte, ob er sein Wissen mit Gerachty teilen sollte, das würde ihr zumindest Arbeit ersparen, beschloss aber, den Verlauf des Treffens abzuwarten.
»Es gibt eine Sicherungskopie im Firmennetz, es macht also nichts.«
»Hatte er einen Computer?«
»Einen Laptop, ebenfalls von der Firma. Er ist in seinem Büro und wird gerade abgeholt.«
»Wenn Sie bei der Durchsicht seiner E-Mails irgendetwas Merkwürdiges finden, lassen Sie es mich wissen.«
Sie begegnete seinem Blick. »Was meinen Sie mit merkwürdig? «
»Ich lasse Ihnen eine Kopie der beiden E-Mails zukommen, die unser Opfer erhalten hat, und Sie werden verstehen, was ich meine. Was ist mit den Angehörigen?«
»Er wohnt mit einer Freundin oder Lebensgefährtin zusammen. Sie hat ihn nicht mehr gesehen, seit er gestern Morgen zur Arbeit gegangen ist. Er ist anscheinend Rechtsanwalt.«
»Ich werde mit ihr sprechen müssen.«
Sie nickte knapp und stieß die Tür auf. Der Raum war groß und spärlich möbliert. Mit der hohen, spitzen Decke und dem getünchten Dielenboden wirkte er wie eine Scheune. Sonnenlicht strömte durch zwei große Glastüren herein, die den Blick aufs Wasser freigaben. Die Wände waren weiß gestrichen und mit alten Holzriemen und Fotos mit Rudermotiven dekoriert, von denen einige, dem bräunlichen Farbton nach, vom Anfang des letzten Jahrhunderts stammten. Die Mehrzahl der Fotos war neueren Datums und zeigte Männer- und Frauen-Achter bei einer Regatta sowie die Gewinner mit ihren Medaillen und silbernen Pokalen.
»Wo wurde die Leiche gefunden?«
»Da drüben, hinter der Bar, glaube ich.« Sie deutete in Richtung der L-förmigen Bar in der Ecke.
»Wo genau?«
»Auf dem Boden, hat man mir gesagt. Ich bin selber gerade erst gekommen.«
»Wirklich? Dann haben Sie die Party verpasst.« Tartaglia konnte seine Überraschung nicht verbergen. Die Untersuchung
durch die Spurensicherung hatte immer höchste Priorität an einem Tatort, doch wenn irgend möglich versuchte Tartaglia ein Gefühl für den Ort zu bekommen, solange die Leiche noch in situ war. Er wollte die Dinge möglichst so sehen, wie der Mörder sie hinterlassen hatte. Jedes noch so kleine Detail war wichtig, und auch wenn alles von Kameras eingefangen wurde, konnte nichts den Blick durch die eigenen Augen ersetzen. Normalerweise verstieß das gegen die korrekte Vorgehensweise der Spurensicherung, aber er wusste, dass er mit dieser Ansicht nicht allein stand, jedenfalls nicht unter erfahrenen Kriminalbeamten. Er nahm an, dass Gerachty neu in der Mordkommission war.
Er schlenderte zur Bar hinüber und lehnte sich über den Tresen. Auf dem Boden in der Ecke neben der Wand entdeckte er einen kleinen Fleck geronnenen Blutes und auf der Glastür von einem der Kühlschränke unter dem Tresen etwas klebrig Aussehendes. Es war eng hinter dem Tresen, was erklären würde, weshalb das Opfer sitzend mit gebeugten Knien dort platziert worden war. Aber warum hatte der Täter ihn so hinterlassen? Das Bild von Logan, mit ausgestreckten Beinen in der staubigen Gruft sitzend, schoss ihm durch den Kopf. War es dieselbe Handschrift? Wenn dem
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