Teuflischer Sog
guter Soldat sein und deine Befehle befolgen.«
Der Hubschrauberpilot war froh, dass seine Passagiere bar bezahlt hatten, denn als er ihr Ziel sah, wusste er, dass jeder Scheck, den sie ausgestellt hätten, geplatzt wäre. Er überlegte sogar, ob er seinen Geschäftspartner anfunken und bitten sollte, sich zu vergewissern, dass sie kein Falschgeld angenommen hatten.
Er brachte die beiden Männer vom Galeão International Airport in Rio zu einem Frachtschiff einhundertfünfzig Kilometer vor der Küste. Aus der Ferne sah es wie eins der Dutzende von Schiffen aus, die Brasilien allwöchentlich anliefen. Doch als sie sich ihm näherten und Details zu erkennen waren, konnte er sehen, dass der Frachter ein schwimmender Rosthaufen war, der mit Klebeband und Bindedraht zusammengehalten wurde. Der Qualm aus dem Schornstein war so schwarz, dass er schon vermutete, die Maschinen würden mit Heiz- und Schmieröl zu gleichen Teilen betrieben werden. Die Kräne sahen aus, als könnten sie sich selbst kaum aufrecht halten, geschweige denn irgendwelche Fracht anheben. Er blickte über die Schulter und sah den jüngeren Passagier an, als wollte er fragen: Sind Sie auch ganz sicher?
Der Mann hatte das fahle Aussehen von jemandem, der seit Tagen nicht geschlafen hatte, und als ob ihn die Last, die er mit sich herumtrug, jeden Moment erdrücken könnte. Und dennoch, als er bemerkte, dass der Pilot ihn musterte, zwinkerte der Passagier mit einem seiner hellblauen Augen, und der sorgenvolle Ausdruck in seinem Gesicht war wie weggewischt.
»Sie ist gewiss keine Schönheit«, sagte der Passagier über sein Mikrofon, »aber sie schafft ihr Arbeitspensum.«
»Ich glaube nicht, dass ich auf dem Deck landen kann«, antwortete der Pilot in einem Englisch mit leichtem portugiesischem Akzent. Er ersparte sich den Hinweis darauf, dass das Gewicht des Bell JetRanger das Deck wahrscheinlich zum Einsturz brächte.
»Kein Problem. Halten Sie nur Position über dem Heck, wir springen dann ab.«
Der zweite Passagier, ein Mann Ende fünfzig oder Anfang sechzig, mit einem Verband um den Kopf, stöhnte bei der Aussicht, vom Helikopter abzuspringen, gequält auf.
»Wie Sie meinen.« Der Pilot konzentrierte sich wieder auf seinen Job, während die Passagiere ihr Gepäck bereitstellten, das aus einem Laptopkoffer und einer ramponierten Schultertasche bestand. Alles andere war im Mississippi versenkt worden.
Juan Cabrillo wurde es niemals leid, die Oregon zu betrachten. Für ihn war sie ein ebenso beeindruckendes Kunstwerk wie jedes Gemälde an den Wänden ihrer geheimen Korridore. Er musste allerdings zugeben, dass eine Heimkehr um einiges beglückender war, wenn man eine Mission abgeschlossen hatte, und nicht so wie jetzt: mit Tamara Wright in der Gewalt einer argentinischen Todesschwadron und ohne Kenntnis ihres augenblicklichen Aufenthaltsortes. Das großspurige Zwinkern, das dem Piloten galt, war nichts anderes gewesen als ebendas – Großspurigkeit.
Dem brasilianischen Piloten war zugutezuhalten, dass er die Kufen des Helikopters etwa einen halben Meter über dem Deck der Oregon in der Schwebe hielt, während zuerst Max und nach ihm Juan auf das Schiff hinuntersprangen. Die beiden Männer duckten sich unter dem hämmernden Rotorabwind, bis der JetRanger wegschwenkte und in den Himmel stieg. Als er nur noch ein glitzernder Punkt am westlichen Horizont war, schaltete der Steuermann – Juan tippte auf Eric Stone – den Rauchgenerator aus, der die Illusion vermittelte, das Schiff werde von traditionellen, wenngleich schlecht gewarteten Schiffsdieselmotoren angetrieben.
Er grüßte die iranische Fahne, die am Flaggenmast flatterte, wie üblich mit seinem Ein-Finger-Salut und folgte Max zum Decksaufbau.
An der wasserdichten Tür wurden sie von Dr. Huxley und Linda Ross erwartet. Hux geleitete Max sofort zur Krankenstation hinunter und schimpfte halblaut über die im Krankenhaus vorgenommene metzgermäßige Versorgung der Wunde.
»Willkommen zu Hause«, begrüßte Linda ihren Chef. »Das waren sicherlich nicht die zwei erholsamen Tage, mit denen du anfangs gerechnet hast.«
»Wie heißt das Sprichwort? ›Keine gute Tat bleibt unbestraft.‹ Das war ein großartiger Job, den ihr in der Antarktis erledigt habt.«
»Danke.« Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit. »Wir haben Overholt die Informationen weniger als vierundzwanzig Stunden, bevor die Argentinier übernahmen, zukommen lassen. Also hat es nicht viel genützt.«
»Wie ist der
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