Teuflischer Sog
intakten Teilen aus dem Rahmen gerissen und explodierte in einer Wolke glitzernder Glassplitter.
Bei dem wuchtigen Aufprall bockte der Aufleger und warf seine Ladung ab. Sie bestand aus dreißig Baumstämmen, die meisten waren so dick und lang wie Telegrafenmasten, während andere wie wahre Monster erschienen, die jeweils an die drei Tonnen wogen. Während der ersten Meter, die sie den Berghang hinabrollten, blieben sie als Bündel zusammen. Aber sobald sie auf die ersten Baumstümpfe aufschlugen, löste sich jegliche Ordnung auf. Einige sprangen von Baumstumpf zu Baumstumpf und wechselten dabei die Richtung. Ein paar stellten sich auf und rasten dann wie ballistische Raketen den Abhang hinunter.
Der Fahrer des führenden Pick-ups bekam von dem Geschehen über seinem Wagen nichts mit, und erst als er die Warnrufe der Männer auf der Ladefläche hörte, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Er studierte die Schotterpiste vor ihm und konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Der steile Hang des Berges über ihnen verstellte ihm den richtigen Winkel, um hochzuschauen und die Lawine zu erkennen, die innerhalb von wenigen Sekunden den Truck von der Straße fegen würde.
»Hector!«, brüllte sein Beifahrer und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Berg über ihnen. »Stopp! Um der heiligen Muttergottes willen, halt sofort an!«
Der Fahrer, Hector, rammte den Fuß aufs Bremspedal und hielt das Lenkrad fest, um ein Schlingern des Trucks zu verhindern. Dann erfolgte ein kreischender Aufprall, als der zweite Truck, gelenkt von Raul Jimenez, gegen seine hintere Stoßstange krachte. Hector hatte sich angeschnallt, eine Gewohnheit, die ihm schon als Kind eingebläut worden war, und gleichgültig wie machohaft er sich auch benehmen mochte, nichts würde ihn dazu bringen, irgendetwas daran zu ändern.
Der Beifahrer – der Sergeant des Teams – hatte noch nie in seinem Leben einen Sicherheitsgurt benutzt. Er wurde durch die Windschutzscheibe katapultiert und hinterließ dabei ein mannsgroßes Loch mit blutigem Rand, nämlich genau an der Stelle, wo das Glas sein Gesicht und seine Arme aufgeschnitten hatte. Er landete gut fünf Meter vor dem Truck. Hector hatte keine Ahnung, ob der Sergeant noch lebte oder schon tot war, als ein Baumstamm, so dick wie der Oberkörper des Mannes, ihn überrollte und den Körper des Mannes auf der harten Erde zerquetschte.
In diesem Moment spürte Hector, wie ihm der Tod auf die Schulter klopfte. Ein anderer Baumstamm, der Salto schlagend den Berghang heruntergeschleudert war, bohrte sich wie ein Speer durch das Dach des Führerhauses und krachte gegen sein Bein. Die rasende Masse Holz setzte ihre Reise fort und schlitzte das Dach des Pick-ups so mühelos auf wie ein Dosenöffner.
Die Männer, die bei dem Crash nicht verletzt worden waren, sprangen vom Truck, rannten bergab und dachten in ihrer panischen Flucht nicht mehr daran, bei ihren Kameraden zu bleiben. Der Pick-up wurde von den beiden größten Stämmen breitseits getroffen und mit elementarer Gewalt von der Straße gefegt. Die Männer, die zu benommen oder aber zu schwer verletzt waren, um zu fliehen, wurden von dem Fahrzeug geworfen und zerquetscht, als es den Berghang hinabraste.
Die meisten Soldaten hatten den Fehler gemacht, in gerader Linie von dem Pick-up wegzurennen, und wurden von dem sich überschlagenden Fahrzeug nun schnell eingeholt. Die Glücklicheren wurden mit gebrochenen Gliedmaßen zur Seite gerammt. Die anderen aber waren auf der Stelle tot. Ein Soldat war tatsächlich so besonnen, den Abhang schräg hinunterzurennen, und entging so dem Tod durch das abstürzende Fahrzeug. Er schaffte es sogar, noch rechtzeitig hochzuspringen, so dass einer der Baumstämme unter ihm hindurchrollte. Ein zweiter erwischte ihn in Höhe der Knie und brach ihm beide Gelenke. Er federte noch einmal hoch und begrub den Mann unter sich, ehe dessen Nerven dem Gehirn überhaupt die Schmerzsignale senden konnten.
Dem zweiten Truck erging es kaum besser. Er wurde durch eine titanische Kollision lotrecht auf die Straße genagelt und schoss dann vorwärts, als drei Baumstämme gleichzeitig gegen sein Heck krachten. Der Motor war ausgegangen, als Raul Jimenez den ersten Pick-up rammte, und ohne Servolenkung konnte er das Fahrzeug nicht kontrollieren, während es bergab beschleunigte. Dennoch rammte er den Fuß aufs Bremspedal und zerrte am Griff der Handbremse, aber Schwerkraft und Schwung waren zu viel für einen altersschwachen Wagen, der
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