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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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langsamer. Juan schwang nach vorne – und die Chokerschlinge begann sich zu drehen. Er bemühte sich, gerade zu hängen und in Zugrichtung des Yarderseils zu blicken. Er konnte die hydraulischen Bremsen des Sattelschleppers zischen hören, als sich der Laster der scharfen Kurve näherte. Cabrillo beschleunigte wieder und schwang am Chokerseil vor und zurück, als sich die Schlinge erst nach links, dann nach rechts drehte. Durch die Luft zu schweben und sich dabei um drei Achsen zu drehen war ziemlich verwirrend, und bis zu seiner Landung würde es noch einige Zeit dauern.
    Der Laster fuhr weit in die Kurve hinein, ehe der Fahrer am Lenkrad zu drehen begann. Juan befand sich etwa zwanzig Meter hangaufwärts und kam schnell näher. Zu schnell, erkannte er, und noch während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, wurde die Chokerwinde langsamer, das Chokerseil begann auszulaufen und senkte ihn tiefer auf den Holztransporter hinab. Es war ein bemerkenswertes Beispiel für Murphs räumliche Sicht und Kontrolle, als er Cabrillo weiter zu dem beladenen Sattelschlepper hinunterließ und es zeitlich so genau abstimmte, dass die Kurve die sinkende Winde in der letzten kritischen Sekunde vor den Blicken der Soldaten verbarg.
    Die Seilschlinge, in der Juan stand, drehte sich so weit, dass sein Fuß mit einem Druck zusammengepresst wurde, der seine Knochen zertrümmert und sein Fleisch zermanscht hätte, wenn er nicht auf seiner Beinprothese gestanden hätte. Aber auch wenn er keine Schmerzen zu ertragen brauchte, musste er doch mit aller Kraft an seinem Fuß zerren, um ihn aus der Schlinge zu befreien, während er über das Heck des Lasters flog. Die Baumstämme dicht unter ihm hatten einen Durchmesser von einem Meter, und ihre Rinde war so dick und rau wie Alligatorhaut.
    Der Fahrer richtete den Wagen wieder geradeaus, nachdem er seine Ladung durch die Haarnadelkurve bugsiert hatte. Innerhalb von Sekunden würde er sich von dem Yarderkabel entfernen und Cabrillo in der Luft hängen lassen. Juan zerrte abermals an seinem künstlichen Bein, um seinen Fuß zu befreien, hatte jedoch keinen Erfolg, weil sich das Chokerseil wieder zurückzwirbelte. Er war jetzt weniger als zwei Meter vom hinteren Ende des Sattelschleppers entfernt. Dann nur noch einen Meter. Schließlich spürte er, wie er sich erneut im Uhrzeigersinn zu drehen begann. Er zog noch einmal an seinem Fuß und – kam frei. Sich mit einer Hand festhaltend, fand Juan seinen Landepunkt auf dem obersten Baumstamm und ließ los.
    Er landete ein wenig unbeholfen, weil der Wagen unter ihm ständig beschleunigte, und begann vom Baumstamm herunterzurutschen. Er streckte die Arme aus, seine Finger fanden Halt an der Rinde, rutschten ab, und in seiner Hand blieb lediglich zerbröselndes Holz zurück. Er rutschte weiter. Seine Knie zu spreizen, um sich mit den Beinen an den Baumstamm zu klammern, nützte ihm aber nichts. Er rutschte vollends ab.
    Und krachte sofort gegen eine der Stahlrungen, die die Baumstämme auf der Ladefläche in Position hielten. Dann prallte er mit dem Kreuz auf. Hätte er nicht seine Gürteltasche gehabt, er hätte sich gewiss einen Knochen gebrochen. Er brauchte ein paar Sekundenbruchteile, um sich von dem Schmerz zu erholen und zu begreifen, dass er nicht vom Lastwagen heruntergefallen war, dann kroch er zurück auf den obersten Baumstamm und machte sich kriechend auf den Weg nach vorne zum Führerhaus.
    »Ich bin drauf«, gab er Murph per Funk durch.
    »Das sehe ich. Du hast die Landung zwar vermasselt, aber ich gebe dir trotzdem sieben Komma fünf.«
    Cabrillo hatte Absurdes schon immer besonders witzig gefunden und erwiderte: »Das soll wohl ein Scherz sein. Hast du nicht die halbe Drehung beim Abgang gesehen? Allein für den Schwierigkeitsgrad habe ich eine Acht verdient.«
    »Na gut. Dann – acht.«
    »Seht zu, dass ihr drei mit dem letzten Pick-up nachkommt. Was habt ihr mit den Holzfällern angestellt?«
    »Jerry hat sie mit einer Kette an den alten Reifen eines Schaufelladers gefesselt.«
    »Gut. Und jetzt seht zu, dass ihr endlich von dem Berg runterkommt. Ich brauche euch, um mich rauszuhauen.«
    Juan erreichte das vordere Ende des Auflegers. Die Straße verlief fast anderthalb Kilometer lang geradeaus, bevor sie eine weitere Spitzkehre beschrieb. Die Pick-ups waren lediglich eine Staubwolke auf halber Strecke bis dorthin. Rechts von Juan befand sich ein siebzig Meter tiefer Steilabbruch, an dessen Ende er schon die nächste Kurve sehen

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