Teuflischer Sog
angenommen hatte, er sei verwundet, auf die Knie aufgerichtet. Hinter ihm befand sich ein leerer Raum im Bootsdeck. Auf der Schulter des Mannes saß ein ominöses dunkles Rohr, das genau auf den Chopper gerichtet war. Der Abstand betrug weniger als siebzig Meter.
Jimenez und der Mann mit dem Raketenwerfer bewegten sich gleichzeitig. Mike Trono startete die Stinger-Rakete im gleichen Moment, als der argentinische Soldat seinen Sicherheitsgurt aufschnappen ließ. Das Infrarot-Zielsystem der Rakete brauchte nur einen Sekundenbruchteil, um aktiv zu werden, die Hitzewolke aufzuspüren, die aus dem Auspuff quoll, und eine letzte Korrektur vorzunehmen. Jimenez sprang aus dem Hubschrauber, kurz bevor die Rakete in das Turbinengehäuse dicht unter dem Rotor einschlug. Der sechs Pfund schwere Gefechtskopf explodierte. Der Motorblock rettete Jimenez zwar das Leben, aber er geriet trotzdem noch in eine glühend heiße Druckwelle, die seine Kleidung in Brand setzte und ihn mit einer Wucht auf dem Wasser auftreffen ließ, die wirkte, als wäre er aus der doppelten Höhe abgesprungen. Wäre er nicht in den schäumenden Wellen, die von den Propellern der Außenbordmotoren erzeugt wurden, mit den Füßen zuerst gelandet, so wäre der Aufschlag nichts anderes gewesen als eine Landung auf hartem Beton. Das Wasser löschte seine glimmende Uniform und bewahrte die Haut in seinem Gesicht und an seinen Händen vor Verbrennungen zweiten Grades. Er kam zur Wasseroberfläche hoch, hustete eine Lunge voll Flusswasser aus und hatte das Gefühl, seine Haut wäre in Säure getaucht worden.
Zwanzig Meter vor ihm krachte der Eurocopter in den Fluss. Qualm quoll aus den Türen und der geborstenen Windschutzscheibe. Jimenez hatte keine Zeit, seine Lungen mit Luft zu füllen, als das Flugzeug zur Seite kippte und die Rotoren aufs Wasser schlugen. Sie zerschellten wie sprödes Glas, die Luft aber füllte sich mit den Scherben aus Composit. Mehrere davon schossen nur wenige Zentimeter über die Flussoberfläche hinweg und hätten Jimenez sicher geköpft, wäre er nicht rechtzeitig untergetaucht.
Unter Wasser konnte er sehen, wie die Flammen über den zerschmetterten Kadaver des Choppers leckten. Es war ein schwankendes, ätherisches Licht, in dem der Pilot, der immer noch angeschnallt in seinem Sessel saß, als Silhouette zu erkennen war. Die Arme des toten Mannes tanzten in der Strömung wie Seetangranken.
Er kämpfte sich wieder zur Wasseroberfläche hoch, wo das Prasseln des Feuers seine Ohren füllte. Von dem RHIB war nirgendwo mehr etwas zu sehen, und bei einem abgestürzten Hubschrauber und zwei zerstörten Whalers der Grenzwache hatten die Diebe freie Bahn für ihre Flucht nach Paraguay. Während er die qualvolle Schwimmstrecke zum Ufer in Angriff nahm und seine Hände bei jedem Schwimmzug protestierten, konnte Leutnant Jimenez nur noch hoffen, dass sie aufgehalten wurden, bevor sie sich über die Grenze schleichen konnten.
»Guter Schuss«, rief Juan, als der argentinische Hubschrauber hinter ihnen vom Himmel fiel.
»Das war für Jerry«, sagte Trono, legte das Stinger-Rohr auf den Boden, um es mit der zweiten Rakete nachzuladen, die in einem von mehreren Waffenverstecken des Bootes bereit gelegen hatte. Mark Murphy war am Bug und hielt nach weiteren möglichen Verfolgern Ausschau. Er fragte: »Halten wir uns weiter an den ursprünglichen Plan?«
Cabrillo überlegte kurz. »Ja«, erwiderte er dann. »Gehen wir lieber auf Nummer sicher. Der Preis des RHIB ist am Ende nur einer von vielen Posten im Schuldenloch der CIA.«
Während Juan weiterfuhr und Mark als Ausguck fungierte, bereitete Mike den letzten Teil der Operation vor, so dass, als sie acht Kilometer vor der paraguayischen Grenze die Motoren ausschalteten, ihre gesamte Ausrüstung bereit lag. Die Männer schlüpften wieder in ihre Nasstauchanzüge und schnallten sich die klobigen Dräger-Geräte auf den Rücken. Juan überfüllte seine Auftriebskompensatoren, weil er die Energiezelle tragen würde.
Nachdem sie die restlichen Luftzellen am Bootsrand aufgeschlitzt hatten, öffneten sie die Seeventile. Das RHIB begann zu sinken, indem die schweren Motoren zuerst das Heck hinabzogen. Sie warteten sogar noch, nachdem es ganz unter der Wasseroberfläche verschwunden war, und vergewisserten sich, dass es fest auf dem Grund ruhte. Die Strömung hatte sie zwar weitere vierhundert Meter nach Süden abgetrieben, aber sie mussten dennoch dafür sorgen, dass das Boot auch unten blieb. Der
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