Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
einfach darum keinerlei Schuldzuweisung, weil sie alle ein gewisses Maß an Verantwortung empfanden. Sie waren ein Team – und als solches teilten sie die Siege und Niederlagen in gleichem Maß.
    Cabrillo betrachtete fünf Minuten lang ein kleines Degas-Gemälde, das in einem Korridor hing, der zu den meisten Mannschaftskabinen führte. Das diskret beleuchtete Gemälde zeigte eine Ballerina, die sich einen Ballettschuh am Bein festband. Seiner Meinung nach fing der Künstler Licht, Unschuld und Schönheit besser ein als jeder andere Maler vor oder nach ihm. Dass er eines von Degas’ Meisterwerken und die hässliche Funktionalität eines Maschinengewehrs auf dem gleichen Rundgang bewundern konnte, war eine Ironie, die Cabrillo selber nicht verstand. Ästhetik findet sich nun mal in allen Formen.
    Im vorderen Laderaum sah er Mannschaftsmitgliedern dabei zu, wie sie Vorbereitungen trafen, das Reserve-RHIB aus dem Lager zu holen. Wenn sie auf See und vor neugierigen Blicken sicher waren, hievte ein Deckkran das RHIB aus dem Frachtraum, setzte es auf der Steuerbordseite ins Wasser, und dann wurde es mit einer Winsch in die Bootsgarage gezogen, die sich in Höhe der Wasserlinie befand.
    Er warf einen Blick in die Halle mit dem Swimmingpool des Schiffes. Gewöhnlich war es seine liebste Form der Leibesertüchtigung und zugleich der Grund, weshalb er sich seine breiten Schultern und schmalen Hüften so gut erhalten konnte. Aber nach so viel Zeit, die er während der vorangegangenen beiden Tage im Wasser zugebracht hatte, würde er den Gewichtsraum nebenan vorerst wahrscheinlich lieber benutzen.
    Auf dem Grund des Schiffes befand sich eines seiner bestgehüteten Geheimnisse. Es war ein höhlenartiger Raum unmittelbar über dem Kiel, von wo aus sie zwei Tauchboote auf die Reise schicken konnten. Riesige stabile Tore teilten den Boden eines Moon Pools, und die Minis konnten gestartet und aufgenommen werden, selbst wenn das Schiff Fahrt machte, obgleich vorzuziehen war, dass die Oregon bei solchen Gelegenheiten unbeweglich im Wasser lag. Die Planung, die dazu nötig war, um einen solchen Raum zu schaffen und den Rumpf dabei in seiner ursprünglichen Form zu belassen, zusammen mit ihrer Ausführung waren Juans größte Herausforderung gewesen, als er den alten Holzfrachter umgebaut hatte.
    Der Hangar unter dem hintersten der fünf Laderäume des Schiffes lag verlassen da. Der schwarze MD-520N stand dort auf seinen Kufen und hatte den Hauptrotor nach hinten gefaltet. Im Gegensatz zu einem traditionellen Hubschrauber besaß dieses Modell keinen Heckrotor. Stattdessen wurde das Auspuffrohr der Turbine durch den Schwanz geführt, um dem Drehmoment des großen Rotors entgegenzuwirken. Dadurch war diese Maschine leiser als die meisten Helikopter, und Gomez Adams meinte, darin sähe er um einiges cooler aus.
    Der Raum erzeugte ein Gefühl drangvoller Enge, und zwar wegen der Modifikationen, die sie hatten vornehmen müssen, als sie den kleineren Robinson R44, den sie früher benutzt hatten, austauschten.
    In der Krankenstation traf er Julia Huxley, ihre bei der Navy ausgebildete Ärztin, die gerade damit beschäftigt war, die eine Hand des Maschinisten zu verbinden. Der Mann hatte sie sich aufgeschnitten, als er in der Werkstatt gearbeitet hatte, und musste nun mit ein paar Stichen genäht werden. Julia trug ihren üblichen Laborkittel und hatte die Haare mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz zusammengerafft.
    »Halte dich bis nach deiner Schicht lieber von der Rum-Ausgabe fern, Sam«, witzelte Huxley und klebte Wundkompressen mit Heftpflaster fest.
    »Versprochen. Nie mehr unter Alkoholeinfluss bohren.«
    »Sind Sie okay?«, wollte Juan von ihm wissen.
    »Ja. Wenn auch … einfach dämlich. Mein Vater hat mir damals schon am ersten Tag in unserer Werkstatt beigebracht, niemals den Blick vom Werkzeug zu lösen. Und was tue ich? Ich schaue weg, während ich ein Stück Stahl fräse, und das verdammte Ding rutscht ab und, bums, schon sieht es aus, als hätte ich da unten ein Schwein geschlachtet.«
    Juans Headset zwitscherte. »Ja, Linda.«
    »Ich bin’s – Max. Tut mir leid, dich stören zu müssen, aber ich habe gerade Langston Overholt in der Leitung, und er hätte da etwas, das er ausschließlich mit dir bereden möchte.«
    Cabrillo überlegte einen Moment lang und nickte dann unwillkürlich, als hätte er eine Entscheidung getroffen. »Ich war hier sowieso fertig. Danke. Sag ihm, er soll sich noch eine Sekunde gedulden, bis

Weitere Kostenlose Bücher