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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zerplatzte auf der Schulter des Mannes. Er wischte ihn weg, ohne den Kopf umzuwenden, und ging hinaus, um seine Suche fortzusetzen.
    Sobald er den Raum verlassen hatte, setzte sich Linda in Bewegung. Wie eine Spinne, die sich an ihrem Netz festhält, schob sie Hände und Füße über die Halteschienen der Deckenplatten. Sie waren nicht dafür gedacht, das Gewicht eines ausgewachsenen Menschen zu tragen, und sie befürchtete, dass die Drähte, die sie in Position hielten, jeden Augenblick reißen würden.
    Plötzlich fiel ein Schuss. Die Platte, über der sie sich soeben noch befunden hatte, explodierte in einer Staubwolke und fiel nach unten ins Zimmer. Zwei weitere Schüsse dröhnten, und die nächsten beiden Platten lösten sich ebenso. Matte Sonnenstrahlen drangen durch die Löcher, die die Kugeln in das äußere Dach gestanzt hatten.
    Linda nutzte den Lärm der Schüsse und die kurze Taubheit, die sicherlich darauf folgte, um über eine größere Rohrleitung des Belüftungssystems der Basis zu klettern. Diese Röhre war groß genug, um sich dahinter verstecken zu können. Ihr Gewehr war entsichert.
    Sie hielt ganz bewusst den Atem nicht an, sondern ließ ihn langsam und gleichmäßig strömen. Bei ihrem rasenden Herzen brauchte sie Sauerstoff. Das Dach über ihr wurde plötzlich von dem grellen Lichtstrahl einer Handlampe aus dem Dunkel gerissen.
    Der Argentinier hatte begriffen, dass etwas Flüssiges auf seine Schulter getropft war, dabei musste bei der in der Basis herrschenden Kälte doch jede Flüssigkeit steinhart gefroren sein.
    Atme, Linda, atme. Er kann dich nicht sehen, und er ist zu groß, um hier herumzukriechen.
    Zehn der angespanntesten Sekunden ihres Lebens verstrichen. Zehn Sekunden, in denen sie wusste, dass er einfach nur zum Spaß einen Schuss in den Ventilatorschacht feuern und dabei eine Kugel durch ihren Kopf jagen konnte.
    Dann war plötzlich ein zweiter Mann zu hören, der den Raum betrat – schwere Schritte und eine barsche Frage. Eine kurze Unterhaltung folgte, dann entfernte sich das Licht, und sie konnte erkennen, dass die Männer den Raum verlassen hatten.
    Sie befahl ihrem Körper, sich zu entspannen, und wagte einen winzigen Schnaufer.
    Das wäre wirklich das absolut Verrückteste gewesen, dachte sie. Getötet zu werden – wegen einer laufenden Nase. Diese Geschichte, das wusste sie genau, würde sie für sich behalten. Sie vergrub das Gesicht in der pelzgefütterten Kapuze ihres Parkas und bereitete sich darauf vor, die Visite des argentinischen Suchtrupps auszusitzen, solange es nötig war.

15
    Cabrillo wartete darauf, dass ihn die Winde hochzog, aber nichts geschah. Dann stellte er fest, dass er sich irrte – das Seil war in Bewegung, kam den Schacht herab und bildete eine ständig größer werdende Schleife direkt unter seiner Position im Wasser. Max hatte den falschen Schalter betätigt. Juan versuchte ihn über die Komm-Verbindung zu erreichen, erhielt aber keine Antwort. Hanley hatte sich allein auf den Weg gemacht, um sich der argentinischen Bedrohung anzunehmen. Und in seiner Hast hatte er Juan im Treasure Pit eingesperrt.
    Es wäre in diesem Augenblick vernünftig gewesen, entsprechend der Dekompressionstabellen, die er schon vor Jahrzehnten auswendig gelernt hatte, aufzutauchen und auf Max’ Rückkehr zu warten. Aber Juan gehörte nicht zu denen, die eine günstige Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließen. Daher machte er kehrt und tauchte zur Schachtsohle zurück. Es hatte keinen Sinn, den Rückzug anzutreten, bevor er sicher sein konnte, dass ihm nichts Wichtiges entgangen war.
    Zuerst untersuchte er die Nische und ging sogar so weit, sich hineinzuzwängen, um zu prüfen, ob er damit irgendeine Vorrichtung aktivierte. Das behauene Gestein um ihn herum blieb jedoch leblos. Er tauchte noch tiefer ab. Der Schlick, den er vorher aufgewirbelt hatte, war wieder zu Boden gesunken. Er säuberte eine Stelle, wo Schachtwand und Schachtsohle zusammenstießen. Etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Er zog sein Tauchermesser aus der Oberschenkelscheide und fuhr damit an der Naht entlang. Die Spitze verschwand in einem winzigen Spalt zwischen Boden und Wand. Dann probierte er das Gleiche noch an einer anderen Stelle und fand auch dort einen Spalt.
    Drei weitere Versuche überzeugten ihn, dass der Boden des Treasure Pit wie ein Stöpsel geformt sein musste. Irgendetwas befand sich tiefer in der Erde, etwas, das unter diesem falschen Boden verborgen lag.
    Er überlegte. Es musste

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