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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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doch eine Möglichkeit geben, dorthin zu gelangen. Die Ronish-Brüder hatten es herausgefunden. Cabrillo schwamm in einem weiten Kreis langsam über den Boden, wobei seine Tauchlampe auf den Winkel zwischen Schachtboden und Schachtwand gerichtet blieb. Was er suchte, befand sich in einer Ecke. Ein Stein war über dem Schachtboden und in eine künstliche Vertiefung in der Wand geklemmt worden, so dass er ein Stück weit herausragte.
    Juan rührte ihn nicht an. Stattdessen zog er die Knie an die Brust und rammte sie nach unten auf den Boden. Der Aufprall schickte zwar eine Schmerzwoge von den Fußsohlen in den ganzen Körper, doch er bewirkte auch, dass der gesamte Boden im Schacht leicht zu wackeln begann. Juan blickte nach oben zur Nische.
    Clever, dachte er. Sehr, sehr clever.
    Er kehrte zu dem Felskeil zurück und machte sich bereit. Er hatte zwar keine Vorstellung, wie viel Zeit ihm blieb, aber er schätzte, dass er schnell sein müsste. Er streckte eine Hand aus und zog den Stein aus der Wand, dann paddelte er so schnell er konnte zu der Nische hinüber. Hatte er eine Sekunde zuvor nichts anderes hören können als seine eigenen Atemgeräusche, so war der Schacht jetzt plötzlich von dem Knirschen von Stein gegen Stein erfüllt.
    Der Boden der Kammer bildete einen gigantischen Schwimmkörper, der an Ort und Stelle fixiert durch den Keil war. Juan warf sich in dem Augenblick in die Nische, als der mit Schlick bedeckte Boden sie erreichte. Er drückte sich so tief hinein, wie es nur eben ging. Die Schachterbauer hatten keine klobigen Atemflaschen besessen und den entsprechenden Platzbedarf nicht berücksichtigt, daher war die Nische ziemlich eng. Cabrillo verfolgte gebannt, wie der Boden höher und höher stieg. Er kletterte weiter aufwärts. Dabei hatte er zwar keinen derart starken Auftrieb, dass er geradezu in die Höhe schoss, sondern stieg in einem getragenen Tempo empor.
    Juan erkannte, dass das Glasfaserkabel zwischen dem Floß und der Schachtwand eingeklemmt war, und murmelte ein stummes Gebet, dass es nicht durchtrennt werden möge. Kaum hatte er diesen Gedanken, da sank das ausgefranste Ende mit abgeriebener Plastikumhüllung von oben zu ihm herab. Einen Augenblick später trieb auch das lose Ende seiner Rettungsleine an ihm vorbei.
    Er hatte keine Ahnung, wie der Schwimmkörper stoppte, aber er dachte sich, dass das irgendwann geschehen müsste, denn sonst wären die Ronish-Brüder vor siebzig Jahren hier unten umgekommen.
    Eines der Rätsel wurde gelöst, als er den riesigen Schwimmer das erste Mal von der Seite sah. Die Auflage war eine dünne Schieferplatte, während der Rest aus Metall bestand. Als er dagegen schlug, klang es hohl. Das Metall hatte dem jahrhundertelangen Einfluss von Salzwasser standgehalten, weil die Erbauer es mit einer dünnen Schicht Blattgold bedeckt hatten. Gold korrodiert nicht und konnte den metallenen Schwimmkörper darum eine Ewigkeit lang schützen.
    In der Goldbeschichtung waren Spuren zu erkennen, dünne Linien, als hätte jemand mit einem Messer daran gekratzt. Er vermutete, dass es einer der Ronish-Jungen gewesen war, wohl weil er angenommen hatte, dass der gesamte Hohlkörper aus Gold bestand. Allerdings nur, um dann feststellen zu müssen, dass die Schicht nicht einmal einen Millimeter dick war. Dort, wo das Messer die Goldschicht entfernt hatte, konnte Juan erkennen, dass der Schwimmkörper aus Bronze bestand. Dieses Metall widerstand der Korrosion zwar besser als Stahl, aber er vermutete, dass sich das Meer in einigen Jahrzehnten durch den Kratzer hindurchfressen würde. Der Hohlkörper würde sich mit Wasser füllen – und die Falle funktionierte nicht mehr.
    Juan schätzte den Hohlkörper auf etwa drei Meter Höhe, und als der Boden schließlich bis über seinen Kopf aufgestiegen war, stoppte er in Höhe der oberen Nischenkante. Offenbar war er gegen einen kleinen Vorsprung in der Schachtwand gestoßen, den er bei seinem Abstieg übersehen hatte. Er konnte das technische Wissen, das diese Vorrichtung geschaffen hatte, nur bewundern.
    Dann verließ er die Nische und blickte hoch. An der Unterseite des Schwimmkörpers befand sich ein Griff. Er packte ihn und zog daran. Der Auftrieb war derart perfekt berechnet worden, dass er den riesigen Körper ein wenig nach unten ziehen konnte. Er wusste, dass er aus diesem Gefängnis wieder herauskäme, indem er seinen Bleigürtel am Griff befestigte und den Schwimmer bis auf den Schachtgrund sinken ließ, während er in der

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