Teuflischer Sog
drückte sich in die Nische und ließ die Vorrichtung an sich vorbeigleiten. Er half dabei nach, indem er sie mit den Händen an den Seiten nach unten drückte. Nach wenigen Sekunden konnte er die Nische verlassen und seinen Aufstieg fortsetzen. Allerdings war es ziemlich unbequem ohne den Gewichtsgürtel, und er musste ständig gegen seinen Auftrieb ankämpfen, vor allem während der Dekompressionspausen. Als sein Kopf schließlich durch die Wasseroberfläche brach, waren die Luftflaschen leer.
Also nahm er den Helm ab und atmete gierig die salzige Luft ein. Der Sonnenstand hatte sich verändert, und die winzige Lichtmenge, die von der Erdoberfläche bis zu ihm drang, war ein willkommener Anblick. Er leuchtete mit der Lampe herum und suchte vergeblich nach dem Zugseil. Sich die Folgen auszumalen – für den Fall, dass Max etwas zugestoßen sein sollte –, war einfach zu schrecklich. Eine Kletterpartie von siebzig Metern ohne geeignete Ausrüstung überstieg sogar seine Fähigkeiten. Schlimmer aber wäre es, dass er seinen besten Freund verloren hätte.
Juan rief in den Schacht hinauf. Es klang nicht gerade so, als hätte er die Lungenkapazität, um sich mit seiner Stimme so weit oben bemerkbar zu machen. Er befreite sich von seiner Tauchausrüstung und ließ die Flaschen im Schacht versinken. Der Tauchanzug drehte ihn um und ließ ihn auf dem Rücken im Wasser treiben. Er rief wieder und wieder. Dabei kam ihm der Gedanke, dass er, wenn Hanley keinen Erfolg gehabt hatte, die Argentinier damit auf sich aufmerksam machte und herbeirief. Aber darauf waren sie sicherlich längst schon von selbst gekommen. Die Tatsache immerhin, dass man ihn nicht von oben mit Gewehrfeuer überschüttet hatte, war ein gutes Indiz dafür, dass Max sie aus dem Weg geschafft haben mochte.
»Hallo«, antwortete eine Stimme aus der Ferne.
»Max?«
»Nein. Ich bin der argentinische Major.«
Es war Max. »Hol mich hier raus!«, verlangte Juan.
»Eine Sekunde.«
Es dauerte noch einige Minuten, um das Seil herabzulassen, und ein paar weitere, um Cabrillo ganz aus dem Treasure Pit herauszuhieven. Als er das Tageslicht erreichte, wartete Max schon, um ihm beim Herausklettern aus dem Schacht zu helfen. Schnell schaltete er die Winde aus, damit sie Cabrillo nicht über den steinigen Untergrund schleifte.
»Also, das war ganz sicher ein interessanter Nachmittag«, sagte Hanley lässig.
»Was ist passiert?«
»Sie wollten in Ufernähe landen, aber der Pilot bekam kalte Füße, als ich ihm ein paar Kugeln um die Ohren pfeifen ließ. Außerdem hab ich einen von ihnen erwischt. Aber würdest du mir vielleicht mal verraten, wo du verdammt noch mal gewesen bist?«
»Du würdest es nicht glauben, wenn ich es täte.«
»Versuch’s.«
Cabrillo berichtete, was er gefunden hatte, während sie ihre Geräte zusammenpackten und zum Strand zurückfuhren. Das letzte große Objekt im Frachtabteil des Fords war ein aufblasbares Boot mitsamt Außenbordmotor. Während Hanley es für die Fahrt zum Festland startbereit machte, durchlöcherte Juan mit seinem Tauchermesser den Treibstofftank des SUV. Das Fahrzeug war zwar unter einer falschen Identität – die sich nicht zurückverfolgen ließ – gemietet worden, aber es gab doch jede Menge forensisch verwertbare Spuren an und in dem Truck. Daher musste er in Flammen aufgehen.
Sie warteten am Strand, um ganz sicher zu sein, dass von dem Explorer nichts übrig blieb als eine ausgebrannte Karosserie. Dann brauchten sie weniger Zeit, um mit dem Boot zur Küste und weiter bis ins Dorf La Push zu gelangen, als sie benötigten, um eine Mitfahrgelegenheit in die nächste größere Stadt zu finden. Am Ende schnorrten sie die Mitfahrt im Führerhaus eines Sattelschleppers mit einer Ladung Bauholz, wodurch Juan an sein kürzlich überstandenes Abenteuer im argentinischen Dschungel erinnert wurde wo ein ganz ähnlicher Laster eine Rolle gespielt hatte.
Das Aufheulen eines schweren Dieselmotors draußen signalisierte, dass die Argentinier ihre Schneekatze gestartet hatten und Wilson/George wieder verließen. Eine Viertelstunde war verstrichen, seit sich Linda in der Zwischendecke versteckt hatte. Nun, da sie sicher sein konnte, dass die Besucher abgezogen waren, holte sie ein chemisches Wärmekissen heraus und legte es auf ihr Gesicht. Sie hatte es geschafft, die Zehen und Finger vor völliger Taubheit zu bewahren, indem sie sie in ihren Stiefeln und Handschuhen ständig krümmte und streckte. Ihre Wangen und
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