Teuflischer Sog
ein paar Jahre nach Kolumbus«, sagte Max und war froh, dass man die Geschichtsbücher nicht neu würde schreiben müssen.
»Tatsächlich landeten sie, soweit ich es beurteilen kann, zuerst in Südamerika. Aber es gab ein Problem. Wie Tsai schreibt, wurde eines der Schiffe von einem Fluch getroffen, während sie sich in einer höllisch kalten Bucht befanden. Ich tippe auf Tierra del Fuego.«
»Was ist passiert?«
»Die Mannschaft wurde von einem Übel heimgesucht. So beschreibt es Tsai. Ein derart mächtiges Übel muss dies gewesen sein, dass er es für nötig hielt, das Schiff zu zerstören und die befallene Mannschaft ihrem tödlichen Schicksal zu überlassen. Sie versenkten das Schiff mit einer Sprengladung, die sie am Rumpf anbrachten.«
»Wie groß waren diese Schiffe?«, wollte Hanley wissen.
»Über einhundert Meter lang, mit einer Besatzung von je vierhundert Männern.«
Tief beeindruckt von der mittelalterlichen chinesischen Schiffsbautechnik, stieß Max einen leisen Pfiff aus.
»Äußert er sich darüber, um was genau es sich bei diesem Übel gehandelt hat?«
»Nein. Der einzige Zweck des Schachts bestand darin, einen Hinweis auf die Lage des Schiffes zu geben. Er schrieb, dass man sich dem Übel, welches das Schiff umgibt, auf keinen Fall nähern sollte. Doch er war auch ein Pragmatiker. Unermessliche Reichtümer sollte es an Bord geben, Schätze, mit denen sie mit den Eingeborenen, denen sie begegneten, Tauschhandel treiben wollten.
Tsai hinterließ zwei Zeichen, eins zu Ehren der Götter der Unterwelt – das ist die Tafel im Schacht – und ein zweites zu Ehren der Götter im Himmel.«
»Etwas unter der Erde und etwas darüber«, dachte Juan laut nach. »Was könnte dieses zweite Zeichen sein?«
»Tsai schreibt nur, dass man es vom Himmel aus sehen könne. Und dass sie es zweihundert Tage vom Treasure Pit entfernt deponiert haben.«
»Zweihundert Tage?«, schimpfte Max. »Was für ein Quatsch ist das denn?«
»Ich vermute«, sagte Eddie und ignorierte Max’ Sarkasmus, »dass er mit dieser Angabe eine Segelreise von zweihundert Tagen von Pine Island aus nach Süden meinte. Offensichtlich haben die Ronish-Brüder angenommen, dass dieser Punkt im Bereich des fünfundzwanzigsten Breitengrades liegen müsse.«
»Einen Moment mal«, sagte Juan. »Wenn sie nach einem Zeichen suchten, das von einem chinesischen Admiral hinterlassen wurde, was taten sie dann so weit landeinwärts? Wie auch immer das Zeichen ausgesehen haben mag, man würde es doch sicherlich in Küstennähe suchen müssen.«
»Das weiß ich nicht.«
»Wir werden uns diese Papiere ansehen müssen, die du am Absturzort des Zeppelins gefunden hast«, empfahl Max. »Die Antwort könnte in ihrem Logbuch verzeichnet sein.«
»Und wir müssen mehr über diesen Admiral Tsai in Erfahrung bringen.« Dieser Vorschlag kam von Eric Stone, der am Steuer gesessen hatte, nun jedoch durch das Operations-Zentrum herübergekommen war und hinter Eddie Seng stand. »Und darüber, was sich an Bord des Schiffes befand. Es könnte ein bedeutender archäologischer Fund sein.«
»Eigentlich«, meinte Max, »müssen wir uns auch fragen, ob es sich lohnt, diese Angelegenheit weiterzuverfolgen. Welchen Wert hätte es für uns?«
»Ich finde, die Antwort liegt auf der Hand«, erwiderte Stone. »Das Ganze ist für die argentinische Regierung von Interesse, also für ein Regime, das mit den Vereinigten Staaten im Clinch liegt. Egal was sie beabsichtigen, es kann nichts Gutes sein.«
»Genau meine Meinung«, pflichtete ihm Juan bei. »Den Generalissimos liegt diese Geschichte offenbar am Herzen, und bis wir nicht ganz genau wissen, welche Absichten sie damit verfolgen, sollten wir an der Sache dranbleiben. Was ist mit der Zeichnung von der Bucht oder dem Meeresarm?«
»Es sind die Umrisse der Gegend, wo das Schiff versenkt wurde, und bevor du fragst, ich habe Eric bereits gebeten, eine Computeranalyse der südamerikanischen Küstenlinie durchzuführen, inklusive der mehreren hundert Inseln, die zur Tierra del Fuego gehören. Das dauert jedoch einige Zeit.«
»Okay. Was wissen wir zurzeit von Linda und ihrem Team?«
»Sie sind noch mit der Schneekatze unterwegs. Du wirst nicht glauben, was sie herausgefunden haben. Was eigentlich eine kleine Forschungsstation der Argentinier sein soll, ist in Wirklichkeit ein komplettes Ölfeld.«
»Ein was?«
»Du hast richtig verstanden. Sie bohren vor der Antarktischen Halbinsel nach Öl.«
Die Nachricht
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