Teuflischer Sog
erschütterte Cabrillo, und so platzte er ziemlich dümmlich heraus: »Aber das ist illegal!«
»Na ja, klar. Offensichtlich ist ihnen das aber egal.«
»Hast du Overholt schon darüber informiert?«
»Noch nicht. Linda sagt, sie habe ein paar Fotos geschossen, die sie ihrem Bericht beifügen möchte.«
»Das Ganze wird ja immer mysteriöser«, stellte Max fest. »Sie gehen ein verdammt hohes Risiko ein, wenn sie eine solche Nummer abziehen.«
»Ganz und gar nicht«, konterte Eric. »Sie werden ja längst schon international geächtet, also was macht es da aus, wenn sie noch eins draufsetzen?«
»Von wegen geächtet. Die Vereinigten Staaten werden eine Armada hinschicken. Das wird glatt der zweite Falklandkrieg.«
»Bist du sicher?«, fragte Stone und hob eine Augenbraue.
Hanley wollte schon etwas darauf erwidern, unterließ es jedoch, weil er sich eben doch nicht so sicher war. Angesichts der Tatsache, dass das amerikanische Militär weltweit nur sparsam vertreten war und der derzeitige Chef des Weißen Hauses sein Augenmerk eher auf innenpolitische Angelegenheiten richtete, war es durchaus möglich, dass die Reaktion der Regierung lediglich aus einem schwachen Protest und einer neuen Runde Sanktionen durch die UN bestünde.
»Wir müssen uns jetzt erst einmal fragen, ob ein sechshundert Jahre altes chinesisches Schiff irgendetwas mit der derzeitigen Weltlage zu tun haben kann«, sagte Eric.
»Nach Lage der Dinge«, erwiderte Juan, »können wir wohl davon ausgehen.«
Eddie fragte: »Was sollen wir tun, wenn Linda zurück ist? Sollen wir hier unten bleiben oder nördlichen Kurs einschlagen?«
Cabrillo ging in Gedanken alle Möglichkeiten durch und kam dann zu einer schnellen Entscheidung. »Verlasst mit dem Schiff die Gegend da unten. Wir haben keine Ahnung, welche Pläne die Argentinier in der Antarktis verfolgen, aber wenn die Bombe platzt und es tatsächlich zu einem Krieg kommen sollte, dann will ich die Oregon unbedingt heraushalten. Außerdem müssen wir uns für den Afrikabesuch des Emirs von Kuwait bereithalten. Er hat uns als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme engagiert, und das ist ein verdammt lukrativer Auftrag.«
»Du sagst es«, meinte Eric. »Sie sollten in zwei Stunden hier sein, und dann brechen wir wieder nach Norden auf.«
»Ruf mich an, wenn sie zurück sind. Ich will mir Lindas Bericht anhören.«
Juan unterbrach die Verbindung und rief seine elektronische Rolodex-Kartei auf. Sie enthielt mehr als eintausend Namen, von den direkten Verbindungen mit Staatsoberhäuptern bis hin zu einigen der undurchsichtigsten Zeitgenossen der Welt. Er empfand es als interessante Ironie, dass Langston Overholts Eintrag in der alphabetischen Liste unmittelbar auf den eines französischen Zuhälters folgte, der nebenbei auch noch mit Informationen handelte.
An der Ostküste war es drei Stunden früher, daher störte er sich nicht an der Zeitdifferenz. Eine tiefe Baritonstimme antwortete bereits nach dem zweiten Rufzeichen. »Hallo?«
»Mr. Perlmutter, hier ist Juan Cabrillo.«
»Der berühmt-berüchtigte Chef persönlich. Wie geht es Ihnen?«
Obwohl sich die beiden nie persönlich getroffen und nur ein einziges Mal miteinander telefoniert hatten, war sich jeder der Reputation des anderen vollauf bewusst. St. Julian Perlmutter war ein wandelndes Lexikon über sämtliche Bereiche der Seefahrt und besaß die weltweit umfangreichste private Sammlung von Büchern, Manuskripten und Folios über die Geschichte von Schiffen und Schifffahrt. Sein Haus in Georgetown war buchstäblich bis zum Dachstuhl vollgestopft, und zwar mit Schätzen, die auf Grund vielfacher Nutzung teilweise ziemlich abgegriffen aussahen.
Es war eines von Perlmutters Forschungsprojekten gewesen, das die Mannschaft der Oregon vor ein paar Monaten nach Libyen und zur Rettung der Außenministerin, Fiona Katamora, geführt hatte.
»Gut, Sir. Und selbst?«
»Ein wenig hungrig, könnte man sagen. Das Dinner steht noch im Backofen, und der Duft lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.« Perlmutters zweite große Liebe war das Essen, und wenn man sich mit ihm traf, konnte man schnell erkennen, dass er diesem Hobby mit großer Hingabe frönte. »Sagen Sie mir, dass Sie sich zurzeit in den Staaten aufhalten und ich endlich einmal Ihr Schiff besichtigen kann.«
»Max Hanley und ich sind zwar hier, aber die Oregon ist auf See.« Es gab keinen anderen Grund, Perlmutter nicht mitzuteilen, wo das Schiff operierte, als den, dass Juan
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