Texas Queen
das ist schon Stunden her.”
“Dann muss ich anscheinend von Tür zu Tür laufen, bis ich sie finde.” Bei seinem verärgerten Tonfall konnte man annehmen, er befinde sich in einer Großstadt, in der er nach der verschollenen Frau suchen müsse. “Was ist das eigentlich mit diesem Wettbewerb, Niki? Alle reden davon.”
“Wirklich?” Unwillig sah sie ihn an. “Und was sagen alle?”
“Dass du ein Dummkopf bist, weil du nicht teilnimmst.”
“Seit wann interessiert es dich, was ich tue und was nicht?” Misstrauisch blickte sie ihm in die Augen.
“Seit deine Großmutter sich deswegen in eine alte Tyrannin verwandelt hat”, antwortete er ohne zu zögern. “Man kam schon vorher schwer mit ihr aus, aber jetzt ist es fast unmöglich.”
Auf diese letzte Bemerkung ging Niki gar nicht ein. Dobe und Grandma hatten sich seit dem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal sahen, nicht gut vertragen. Obwohl sie ungefähr gleich alt waren und aussahen wie zwei liebe alte Menschen, waren sie wie Hund und Katze. “Grandma ist bisher die Einzige, die noch nicht versucht hat, mich umzustimmen.”
“Das liegt aber nicht daran, dass sie es nicht will. Ich vermute, sie ist nur davon überzeugt, dass bei dir alles Reden nichts nützt, weil du deinen Entschluss gefällt hast und jetzt zu stolz bist, um dich umstimmen zu lassen.”
“Jetzt reicht’s mir aber!” Niki warf ihr Messer in die Schüssel mit den Kartoffeln. Das alles hatte doch nichts mit Stolz zu tun. Mit einem Mal wurde ihr aber bewusst, wer damit zu tun hatte. “Es ist Clay”, stellte sie fest. “Er zieht alle auf seine Seite, um sich mit ihnen gegen mich zu verbünden.”
Dobe fasste nach dem Türknauf. “Da wir gerade von Clay Russell sprechen …”
Niki verspannte sich. “Ja?”
“Er ist ein Teufelskerl. Ich kenne niemanden, der so hart arbeitet wie er, und er kann wirklich alles. Bei seiner Herkunft ist das nicht sehr verwunderlich, aber …”
“Was ist denn mit seiner Herkunft?”, fragte Niki schnell nach. Über persönliche Dinge hatte er mit ihr noch nie gesprochen.
“Da musst du ihn selbst fragen. Ich muss jetzt eine missmutige alte Frau finden, die mir wahrscheinlich den Kopf abreißt, weil mir die Rinder in ihren Blumengarten gelaufen sind.” Seufzend ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Ein paar Minuten saß Niki nur da. Wollte sie sich wirklich aus Trotz nicht umstimmen lassen? Sie hatte sich noch nie so unter Druck gesetzt gefühlt wie in letzter Zeit.
Clay machte sie noch verrückt, aber wenn sie daran dachte, dass er vielleicht aufgab und dahin verschwand, wo er hergekommen war, machte sie das auch nicht glücklich. Einerseits wollte sie in seiner Nähe sein, aber auf der anderen Seite konnte sie ihn kaum ertragen. Sie wollte in seinen Armen liegen, aber andererseits auch nicht.
Einmal pro Woche fand während der Saison auf der Bar-K-Ranch ein großer Ausritt statt, der am Aussichtspunkt endete, wo mittlerweile schon ein Küchenwagen stand. Dort oben, am höchsten Punkt des Geländes der Ranch, wurde dann ein Picknick veranstaltet.
Diesmal hatte Niki keinen Dienst im Sorry Bastard Saloon, und so half sie Grandma beim Vorbereiten des Essens. Anschließend packte sie alles in den Wagen, fuhr es zum Aussichtspunkt und machte sich daran, das Picknick herzurichten.
Diese Ausritte machten viel Arbeit, doch es war die Mühe wert, denn dieser Platz war der schönste Ort der gesamten Ranch. Niki holte Boxen und Körbe mit Vorräten aus dem Auto und verstaute sie hinten im Küchenwagen. Wenn die Reitergruppe eintraf, würde sie das Lagerfeuer bereits angefacht und ein weiteres Feuer zum Grillen der Steaks entzündet haben.
Zufrieden blickte sie über das kleine Tal. Es war auf jeden Fall gut gewesen, dass sie alle hierher nach Montana gezogen waren. Ihre Schwestern hatten sich verliebt und die Männer ihres Lebens gefunden.
Seufzend wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Bald darauf hörte sie bereits das Klappern von Sporen und das Knarren der Ledersättel, das die Ankunft der Reiter ankündigte. Niki setzte ein Lächeln auf. Clay würde auch bei den Reitern sein, und mit ihm hatte sie ein und für alle Mal einige Dinge zu klären.
“Kannst du Hilfe gebrauchen?”
Ganz leise sprach Clay Niki an, dennoch zuckte sie zusammen, als habe er sie unvermittelt gepackt. Verärgert sah sie ihn über die Schulter an. Mit beiden Händen steckte sie in einer Wanne mit Seifenwasser.
“Ich wünschte, du würdest damit
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