Texas Queen
hilflos. Die prickelnde Spannung zwischen ihnen steigerte sich immer mehr.
“Niki.”
Sie hielt den Atem an und wandte sich ab. “Ich muss Kaffee nachschenken. Bitte entschuldige mich.” Sie räusperte sich. “Noch etwas Kaffee, Dobe?”
“Nicht für mich, aber deine Großmutter möchte bestimmt noch. Und bring viel Zucker mit. Das könnte ihre Laune bessern.”
Während Niki herumging und überall die Becher auffüllte, sah Clay ihr enttäuscht nach. Irgendwann würde ihr keine Ausrede zur Flucht mehr einfallen, und dann … Pfeifend kümmerte er sich wieder um den Abwasch. Dann werde ich bereit sein, dachte er. Kein Problem. Er fühlte sich auch jetzt schon sehr bereit.
Es war bereits nach zehn, als sie alle wieder bei der Ranch ankamen. Die Cowboys zogen sich in die Schlafbaracke zurück, und die Gäste gingen in ihre Häuschen schlafen. Nur Grandma, Clay und Niki saßen noch im Ranchhaus.
Niki hielt die Kanne mit dem Rest Kaffee vom Lagerfeuer hoch. “Möchte jemand noch eine Tasse, bevor ich die Kanne abwasche? Ich könnte ihn aufwärmen.”
Das Telefon klingelte.
“Wer kann das jetzt noch sein?” Stirnrunzelnd ging Grandma hin. “Hoffentlich hat keiner der Gäste einen Notfall.” Sie hob den Hörer ab. “Hallo?”
Niki sah zu Clay. “Und du? Möchtest du?”
“Nein, danke. Ich habe heute schon genug Kaffee getrunken.” Er reckte sich ausgiebig und unterdrückte ein Gähnen. “Ich gehe noch mal nach draußen und sehe nach der Pumpe vom Swimmingpool. Die klingt seit ein paar Tagen so merkwürdig, und wenn sie kaputtgeht, wachen wir vielleicht auf und haben ein Sumpfgebiet ums Haus herum.”
Es klang, als fühle er sich auf der Ranch zu Hause. Niki erbebte.
“In Ordnung. Vielen Dank.”
Fragend hob er die Augenbrauen. “Ich dachte, du würdest vielleicht mitkommen.”
Die Spannung, die ohnehin ständig zwischen ihnen lag, steigerte sich noch mehr, bis es Niki vorkam, als würde die Luft gleich zu glühen anfangen. Sie schluckte. “Das halte ich für keine so gute Idee.”
Grandma hängte auf und unterbrach die erotische Stimmung. “Das war Dani. Sie ist völlig fertig.”
“Was ist denn los?”, fragte Niki besorgt.
“Es ist wegen Elsie. Die Kleine schreit und weint schon den ganzen Tag. Dani sagt, sie rupft sich bald die Haare aus.”
“Das wäre schade um die schönen Haare”, warf Clay lächelnd ein.
Nikis Herz setzte einen Schlag lang aus und raste dann erwartungsvoll los. “Du fährst am besten zu ihr hinüber”, sagte sie zu Grandma.
Ihre Großmutter nickte. “Ich muss sie ablösen. Jack ist geschäftlich in San Antonio, also werde ich mich um Elsie kümmern, damit Dani wenigstens schlafen kann.”
“Du bleibst die ganze Nacht über?” Niki hielt die Luft an und sah schnell zu Clay.
Er wandte sich ab. Wollte er vielleicht seinen Gesichtsausdruck verbergen?
“Ja”, antwortete Grandma. “Es wird eine Weile dauern, bis Miss Elsie sich beruhigt hat, und ich habe keine Lust, mitten in der Nacht wieder hierher zurückzufahren. Euch beiden macht es doch nichts aus, wenn ich über Nacht dort bleibe?”
“Also … nein, aber ich …”, stammelte Niki und verstummte dann.
Clay wandte sich wieder den beiden Frauen zu. Er wirkte jetzt sehr geschäftlich. “Keine Sorge”, sagte er nur. “Ich werde mich um alles kümmern.”
Genau davor fürchtete Niki sich, aber sie konnte ihre Bedenken nicht in Worte fassen.
Immer noch zögerte ihre Großmutter. “Ich frage Sie das nur sehr ungern, Clay, aber ich wüsste gern, ob Sie …”
“Spucken Sie’s nur aus.” Er breitete die Arme aus. Anscheinend lief im Moment alles genau so, wie er es geplant hatte. “Ich bin zu allem bereit.”
“Könnten Sie mich zu Dani fahren? Ich traue meinen alten Augen nicht mehr genug, um nachts zu fahren. Morgen kann Dani mich zurückbringen.”
Man konnte förmlich sehen, wie Clay der Wind aus den Segeln genommen wurde. Er sackte fast in sich zusammen. Niki hätte beinahe gelacht, wenn sie nicht so erleichtert gewesen wäre. Und auch etwas enttäuscht.
Sie konnte seine Gedanken fast lesen: Aber wenn ich zurückkomme, wird sie schon schlafen. Ich werde überhaupt keine Gelegenheit haben, um …
“Natürlich, Mrs Collins.” Er riss sich zusammen. “Liebend gern.”
“Danke, mein Lieber. Ich suche nur noch schnell ein paar Sachen zusammen, dann bin ich wieder da. Treffen wir uns vor der Haustür?”
Sie lief aus dem Raum, und Niki und Clay blieben allein zurück. Sie sahen
Weitere Kostenlose Bücher