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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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gewesen.
    Und selbst wenn du dort gestanden wärst, du hättest die Stadt nicht sehen können.«
    »Der Hügel hat nichts damit zu tun. Man beurteilt einen Mann nicht danach, ob er auf einen Hügel gestiegen ist oder nicht. Ich habe die Städte gesehen. Wenn ich über die Stadt Gottes predige, die uns in aller Herrlichkeit erwartet, muß ich auf einen Hügel klettern, um sie zu sehen? Nein, denn sie existiert, weil Gott will, daß sie existiert.
    Garcila9o, mein Sohn, es lag mir viel daran, dich zu finden. Darum habe ich meinen Bruder ausgesandt, dich zu suchen. Als der letzte Vizekönig mit seinen spanischen Soldaten in die Heimat zurückkehrte, ließ einer von ihnen eine Tochter zurück, zehn Jahre alt. Ihre Mutter konnten wir nicht aufspüren.« Er begann zu husten und fuhr dann fort. »Ich nahm sie auf. Sie arbeitet in unserer Küche. Maria Victoria. Aber sie ist schon alt genug, um zu verstehen, daß die Leute häßliche Dinge über mich sagen. so wie damals, als du in ihrem Alter warst.« Er stützte den Kopf auf seine gefalteten Hände und betrachtete seinen Sohn. »Es ist an der Zeit, daß das Mädchen einen Mann bekommt.«
    Er führte ihn in die Klosterküche. Maria Victoria, ein fünfzehnjähriges Mestizenmädchen mit goldener Haut, war so hübsch, daß Garcila9o ehrlich erstaunt fragte: »Warum sollte sie sich für mich interessieren?« Marcos antwortete: »Weil ich ihr in all den Jahren immer wieder erzählt habe, wie tapfer du im Norden warst und wie du dich stets als ein Mann von Ehre gezeigt hast.«
    Er ergriff Maria Victorias Hand und legte sie in Garcila9os Rechte. »Ich gebe dir meine Tochter.« Er küßte beide und sagte dann: »Meine Kinder, Ehre ist alles in diesem Leben. Sie ist die Seele Spaniens. Nur wenige Caballeros besitzen sie. Auch ihr Indianer könnt sie besitzen. Sie wird die Zierde eures Lebens sein.«
    Fray Marcos richtete die Hochzeit aus; kurz danach starb er. Maria Victoria und Garcilaço vergaßen ihn nie, und das aus gutem Grund. Fray Marcos war Franziskaner und zur Besitzlosigkeit verpflichtet gewesen, hatte es aber als kluger Mann immer verstanden, von den Goldmünzen, die während seiner Tätigkeit in Regierungsdiensten oder auch in kirchlichen Ämtern durch seine Hände gingen, einen Teil abzuzweigen. »Ich habe nicht wirklich gestohlen, Kinder«, hatte er ihnen, zwei Tage bevor er starb, versichert. »Ein Ehrenmann stiehlt nicht. Aber es ist zulässig, ein paar Münzen zur Seite zu legen.«
    Als Garcilaço wissen wollte, wo er das Geld versteckt hatte, lächelte Marcos nur. Einige Tage nach der Beerdigung des Kraters führte Maria ihren Mann in ihr Zimmer und zeigte ihm einen beachtlichen Schatz, der dort in der Wand versteckt war. »Fray Marcos wußte, daß der Provinzial gern unangesagte Inspektionen vornahm«, flüsterte sie, »denn er wollte sicher sein, daß seine Fratres sich an ihr Armutsgelöbnis hielten. Aber Vater erriet immer, wann der alte Schnüffler kommen würde, und gab mir das Gold, um es hier zu verstecken.«
    Dieser unerwartete Segen machte es den Jungverheirateten möglich, Land zu kaufen, ein Haus zu bauen, Indianer für sich arbeiten zu lassen, die die Maultiere nach Vera Cruz trieben, und einen schwarzen Lehrer aus Cuba zu kaufen, der sie schreiben lehrte. Als es viele Jahre später unter wohlhabenden Mestizenfamilien üblich wurde, Familiennamen zu haben, verlieh ihnen der Vizekönig den Namen Garza.
    Der Sonderstab
    Bei unserer Organisationskonferenz im Januar hatten wir vereinbart, unsere jungen Assistenten damit zu beauftragen, zu jeder unserer Sitzungen einen angesehenen Wissenschaftler einzuladen, der einen etwa vierzigminütigen Vortrag über einen bestimmten Aspekt der texanischen Geschichte halten sollte.
    Gemäß dem Wunsch des Gouverneurs, daß unsere Tagungen in verschiedenen Städten abgehalten werden sollten, kamen wir überein, unsere Februartagung, deren Thema »Hispanische Faktoren in der texanischen Geschichte« lautete, in Corpus Christi, dieser schönen, kultivierten Stadt am Golf, stattfinden zu lassen. Gerade diese Stadt schien uns passend, denn Corpus war bereits zu mehr als sechzig Prozent hispanisiert, und es gab Anzeichen, daß dieser Prozentsatz sich noch erhöhen würde.
    Rusk hatte drei Privatflugzeuge, die ihn zu seinen Ölfirmen und Banken hin- und wieder zurückbrachten; Quimper besaß zwei für seine weit entfernten Ranchen. Da sie beide je einen Lear-Jet für größere und einen King Air für kleinere Entfernungen ihr

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