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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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durchquert hatte. Endlich befand er sich im legendären »Land aus vielen Ländern«.
    Aber sie sollten alle bitter enttäuscht werden. Weil Coronado dem Drängen El Turcos nachgegeben hatte, waren sie in rauhe Landstriche am Oberlauf eines Flusses angelangt, der später Rio Colorado de Tejas heißen würde. Bestürzt über das Fehlen jedweder Zivilisation, war Coronado zornig nach Norden geschwenkt, wo sich die Männer von einer Reihe tiefer Canons umringt sahen, die ein ziemlich breiter Fluß gebildet hatte -der Rio de Los Brazos de Dios, der Fluß der Arme Gottes. Eingeschlossen von dunklen Felswänden, mußten sich die Spanier eingestehen, daß El Turco sie nicht in das golden funkelnde Quivira, sondern in eine Wildnis geführt hatte, in der sie wohl elend zugrunde gehen würden. Vernünftige Menschen hätten das Unternehmen unverzüglich abgebrochen, aber Coronado und seine Offiziere waren spanische Edelleute
    - und einen zäheren Menschenschlag hat es nie gegeben. »Wir werden das wahre Quivira erreichen«, sagte Coronado, »wo immer es sich befinden mag.«
    Am 26. Mai 1541 war die Expedition mehr als vierhundertfünfzig Tage unterwegs, ohne auch nur einen einzigen Gegenstand von Wert oder gar ein Königreich gefunden zu haben, das zu erobern sich gelohnt hätte. Die Führer wußten, daß man ihre Expedition nach dem einschätzen würde, was sie in Quivira erbeuteten. Diese gewaltige Verpflichtung nährte ihren Glauben, daß dort Gold auf sie wartete. Coronado beschloß als letzten Versuch, dreißig seiner tüchtigsten Reiter, sechs Fußsoldaten und sechs Franziskaner nach Norden zu schicken; das Gold, das sie dort finden würden, sollte den Ruf seiner Expedition retten. Der Hauptteil der Armee würde auf vertrauteres Gebiet zurückkehren, um dort die triumphale Rückkehr der Abenteurer abzuwarten.
    Doch wo lag Quivira? Glücklicherweise befanden sich zwei Kundschafter des Stammes der Teyas in Coronados Abteilung; sie wußten eine Antwort auf diese Frage: »Quivira liegt dort oben«, und sie zeigten direkt nach Norden, »aber selbst wenn Ihr hinkommt, Ihr werdet dort nichts finden.«
    »Wie könnt ihr das sagen?« donnerte Coronado, und sie erwiderten: »Weil wir dort gejagt haben. Nichts.« Coronado weigerte sich, eine so unbefriedigende Auskunft ernstzunehmen, und die verrückte Suche nach Gold ging weiter.
    Umgeben von dreißig Berittenen und sechs Fußsoldaten, stand Coronado an einem glühend heißen Julitag des Jahres 1541 am Südufer eines Baches und starrte nach Quivira hinüber, das dort lag, wo heute Kansas ist. Sie sahen einen traurigen Haufen niedriger Lehmhütten inmitten dürrer Felder mit einigen wenigen Bäumen. Aus ein paar Öffnungen in Dächern stieg Rauch in trägen Ringeln auf. Die wenigen Menschen, die sich blicken ließen, waren armselige Gestalten; sie trugen keine teuren Pelze, sondern ungefärbte Tierfelle. Von Perlen oder Gold, von Türkis oder Silber war nichts zu sehen. Die Spanier hatten nahezu fünftausend Kilometer zurückgelegt, zwei Vermögen vergeudet - das Geld Mendozas und Coronados - und nichts gefunden.
    Es war Melgosa, der den ersten Befehl gab: »Verdoppelt die Wachen für El Turco!« In den unerträglichen, glühend heißen Tagen, während die Soldaten die elenden Hütten inspizierten und nichts fanden, saß der Sklave, der diese Katastrophe möglich gemacht hatte, ohne jedoch ihr Verursacher gewesen zu sein - denn die Ursache lag in der Habgier der Hauptleute begründet -, unbeteiligt in seinen Ketten und summte uralte Lieder, die schon seine Vorfahren gesummt hatten, wenn sie wußten, daß alles verloren und der Tod nahe war.
    Garcila9o, der ganz besonders enttäuscht war, sprach mehrmals mit El Turco. »Warum hast du uns belogen?«
    »Ihr habt euch selbst etwas vorgemacht.«
    »Aber du hast gelogen, immerfort gelogen, wenn vom Gold die Rede war.«
    »Nicht ich habe eure Herzen an das Gold gehängt, ihr selbst habt es getan.« Der dunkelhäutige Mann lachte, das heitere, gewinnende Lachen, das die Spanier so bezaubert und geblendet hatte.
    »Komm, Junge«, sagte Hauptmann Melgosa eines Abends zu Garcila9o, »es gibt Arbeit!« Er ging mit ihm in El Turcos Zelt, wo sich bald darauf ein riesenhafter Mann einfand, der seine Hände am Rücken verschränkt hielt.
    »Turco«, begann Melgosa, »jedes Wort, das du zu uns gesprochen hast, war eine Lüge. Du hast uns hergeführt, damit wir hier verrecken.« Der Indianer lächelte. Melgosa gab ein Zeichen. Der Hüne ließ seine

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