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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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getrieben wurde:    von dem spirituellen Wunsch, das
    Christentum zu verbreiten, und von dem irdischen Hunger nach Gold und Macht. Die Conquistadores betrachteten sich zunächst einmal als Diener Gottes, die seine Gebote erfüllten. Gold und Macht fanden sie nicht in Texas, wohl aber Menschen, denen sie das alleinseligmachende Wissen um Jesus Christus einflößen konnten.«
    Er kam nun auf die spanische Macht in Texas zu sprechen. »Texas war so weit von Ciudad de Mexico und so unendlich weit von Madrid entfernt, daß die Macht nie wirklich weitergegeben wurde. Wenn ich die zweihundertfünfzig Jahre einer eher erfolglosen spanischen Herrschaft überblicke, muß ich mich fragen: >Warum hat Spanien nicht fünfzig Männer wie Escandón geschickt, um Texas zu besiedeln?««
    »Wer war Escandón?« fragte Quimper.
    »Jose de Escandón? Der klügste und vielleicht der beste Mann, den Spanien je an den Rio Bravo del Norte geschickt hat. Er kam 1747 hier an. Bitte erzählen Sie Ihren Kindern von ihm!«
    Nun wurde er richtiggehend professoral: »Ich vertraue darauf, daß in jedem Lehrbuch - sei es für die Schule, sei es fürs College - alle spanischen Namen korrekt geschrieben sein werden. Vermeiden Sie bitte diese schrecklichen Amerikanismen wie >Mexico City<. Die Stadt heißt >Ciudad de MexicoEl Rio Bravo del Norte<, nicht: >Rio GrandeBexar< - dem ursprünglichen Namen von San Antonio - und dem später gebräuchlichen Namen >Bejar< zu unterscheiden. Dasselbe gilt für >Texas< und >Tejas<. Und bitte behalten Sie alle Akzente bei!«
    Er war am Ende seines Vortrags angelangt. »Eines noch: Lehren Sie Ihre Kinder nicht, daß Spanien ein Teufel war. Ich bitte Sie darum! Bezeichnen Sie die Methoden der Entdeckung und Besiedlung, die Spanien zur Verfügung standen, nicht als primitiv oder schlecht. Es waren die besten, die in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts angewandt werden konnten, in der Zeit, da Spaniens Abstieg begann.«
    DIE MISSION
    Im Jahre 1209 tat der Italiener Franz von Assisi die ersten Schritte zur Stiftung des nach ihm benannten Franziskanerordens. Der Orden maß dem Zölibat, der Armut, der tiefen Gläubigkeit und der Nächstenliebe die größte Bedeutung bei. Seine Mitglieder - wie alle Mitglieder von Bettelorden - nannten sich Fratres, hatten keine festen Wohnsitze und lebten auch nicht in Klöstern; sie waren ständig unterwegs, richteten Missionen ein und taten gute Werke.
    Für die Franziskaner stellte Mexico ein günstiges Wirkungsfeld dar. Wenn den Indianern gewisse bescheidene Segnungen der spanischen Kultur zuteil wurden, so nur, weil mutige Franziskaner in fernab gelegenen Gebieten Missionen einrichteten. Sie waren Lehrer, Krankenpfleger und Bauern, vor allem aber Diener Jesu Christi.
    Im Jahre 1707 wurde das durch seine Silberminen bekannte Zacatecas in Zentralmexico von einem Ereignis überrascht, das diesen verschlafenen kleinen Ort zu einer Stadt von einiger Bedeutung machen sollte.
    »Die Franziskaner werden hier eine Universität bauen«, erzählte man sich. »Wir hier sollen die Hauptverwaltung für den ganzen Norden werden!«
    Und wenn die Leute von der großen Plaza aus zum Stadtrand pilgerten, sahen sie Arbeiter, vor allem Indianer, die geduldig das felsige Erdreich ausgruben, um das Fundament für ein Gebäude von gewaltigen Ausmaßen zu legen. Fin graugekleideter Mönch bestätigte die Nachricht. »Hier wird es stehen.«
    »Wie viele Mönche werden hier leben?«
    »Nur Fratres.«
    »Aber wenn es doch ein Kloster ist.«
    »Es ist kein Kloster und auch keine richtige Universität wie die in Mexico-Stadt. Es ist eine Art Ausbildungszentrum. Hier werden wir uns vorbereiten, und oben im Norden werden wir Gottes Arbeit dann vollbringen.«
    In diesem ersten Jahr konnten die Einwohner von Zacatecas mitverfolgen, wie die Franziskaner ihre Schule bauten. Besser gesagt: Die Fratres überwachten den Bau, und die harte Arbeit verrichteten Indianer, die praktisch Sklavendienste leisteten, und bezahlte Mestizo-Handwerker, die schon bei ähnlichen Bauvorhaben in anderen Teilen Mexicos eingesetzt worden waren.
    Als 1716 an der Inneneinrichtung der Schule gearbeitet wurde, befand sich unter den dort tätigen Mestizen ein geschickter Zimmermann namens Simon Garza, sechsundzwanzig Jahre alt und gebürtig aus der Bergwerksstadt San Luis Potosí, wo sein Vater, der Familientradition folgend, im

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