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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Morgen ihres Aufbruchs, dem 11. Dezember 1721, erschien der Oberst mit drei schönen Pferden, eines für ihn, die anderen zwei für die beiden Saldañas bestimmt. Doch Damian erklärte: »Als Franziskaner ist es mir nicht erlaubt, ein Pferd zu reiten.«
    Der Oberst sah ihn verwundert an: »Was soll der Unsinn?«
    »Unser Armutsgelübde verbietet es uns. Pferde sind für Caballeros, Maultiere und Esel für die Armen.«
    Als Damian sich standhaft weigerte, ein Pferd zu besteigen, wurde das Tier weggeführt und ein Maultier gebracht. Damian bestieg es, und die Vorhut machte sich auf den Weg. Als sich der Hauptteil der Truppe formierte, lief Benita auf Alvaro zu und küßte ihn in aller Öffentlichkeit. Einige ältere Leute brachten ihr Mißfallen darüber zum Ausdruck, aber der Oberst nickte zustimmend: »Das ist die richtige Art, Soldaten auf die Reise zu schicken!«
    »Bringt ihn mir heil zurück, Herr Oberst! Bringt ihn mir heil zurück!«
    Saltillo war ein hübsches Städtchen mit Steinhäusern und Lehmhütten und einer schönen Plaza. Auf allen Seiten war es von Hügeln umgeben. »Selbst ein starkes Heer würde es schwer haben, diese Stadt einzunehmen, wenn sie richtig verteidigt wird«, sagte der Oberst.
    In Saltillo lebten nur zwei Männer aus der Heimat, aus Spanien - der Kommandant und der Priester; in dem viel weniger kultivierten Zacatecas gab es elf. »Wie kommt das?« erkundigte sich Damian bei seinem Bruder. Alvaro hatte eine Erklärung parat: »Saltillo ist eine schöne Stadt, nur, welche Funktion hat es schon? Die Grenze zu schützen, falls die Franzosen uns angreifen. Aber Zacatecas! Ah! Da sind diese Silberbergwerke, und die müssen von echten Spaniern geschützt werden!«
    »Ist denn Geld alles?« fragte Damian.
    »In Madrid ja.«
    Eines Abends beklagte sich der Kommandant von Saltillo: »Wir müssen mehr gebürtige Spanier herbekommen. Die in Mexico Geborenen sind durchaus brave Leute - meine
    Schwester ist mit einem verheiratet -, aber man kann sich nicht darauf verlassen, daß sie die spanische Kultur wahren. Und die Mestizen, die man uns schickt - « Er spuckte aus.
    »In Zacatecas ist es auch nicht anders«, tröstete ihn der Oberst.
    »Der Tag, an dem auch nur ein Teil unseres Reiches von Einheimischen regiert werden würde, wäre ein Trauertag für mich. Das darf nie geschehen.«
    »Im Norden ist es schon soweit«, sagte der Kommandant und schwang seinen Arm, um anzudeuten, daß er ganz Tejas meinte. »Ihr werdet wenig Spanier da oben finden.«
    An diesem Abend aßen sie Lammbraten, Süßkartoffeln und Tortillas, genossen guten Wein und ein wunderbar kühles Getränk aus Granatäpfeln. Sie brachten Trinksprüche auf den König in Madrid und den Vizekönig in Mexico-Stadt aus. Als die Saldañas spät nachts zu ihren Quartieren gingen, vertraute sich Alvaro, vom Wein ermutigt, seinem Bruder an: »Wenn wir nach Zacatecas zurückkommen. ich glaube, Benita und ich.« Er zögerte. »Ich glaube, wir werden heiraten.«
    Er sah Damián an, erwartete wohl Glückwünsche, aber sein Bruder sah zum Himmel empor. Während er die Sterne betrachtete, stellte er sich vor, wie sie alle drei, er selbst, Benita und Alvaro, in irgendeiner allen genehmen Form zusammenleben würden. »Vater wird sich freuen, das weiß ich«, sagte er leise.
    Sogar der Oberst - alles andere als ein Romantiker - war von der wilden Schönheit der Landschaft zwischen Saltillo und dem Norden überrascht. Der Weg überwand pittoreske Bergketten und durchzog viele Täler; hier gab es weder Häuser noch Höfe, denn man fürchtete die Indianer. »Das muß das schönste leere Land der Welt sein«, begeisterte sich Alvaro, und der Oberst bemerkte: »Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß es nicht alle Zeit leer bleibt.«
    Beim Abendessen in Zacatecas hatten sie übereingestimmt, daß das spanische Besiedlungssystem ideal sei, doch als sie es hier an der Grenze, bei San Juan Bautista, in der Praxis erlebten, mußten sie sich eingestehen, daß es überhaupt nicht funktionierte. Wo immer Soldaten mit Fratres zusammenkamen, herrschte eine feindselige Stimmung. Soldaten verführten Indianermädchen in den Missionen, während die Fratres den Indianern Zugang zu Sperrgebieten gewährten, wo sie wertvolle Vorräte stahlen, die für die Soldaten bestimmt gewesen waren.
    Das Überqueren des Rio Grande war nicht besonders anstrengend - das Wasser reichte ihnen nur bis zu den Fußknöcheln -, wurde aber als aufregend empfunden, denn nun betraten die

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