Texas
ihm vorbeikommen würde, und gab ihm dann eine sorgfältig abgestimmte Reihe von Signalen, jedesmal ein wenig kühner als zuvor, bis er guten Grund zu der Annahme hatte, daß seine Absichten erkannt waren und auf Gegenliebe stießen.
Als sich diese subtile Kommunikation am Freitag- und am Samstagabend wiederholte, kam Simon zu dem Schluß, daß es an der Zeit war, einen offenen Schritt zu unternehmen, aber er wußte nicht, welche Art dieser Schritt sein sollte. Ein unternehmungslustigerer Mann hätte einfach beim Paseo der Mestizen am Sonntagabend teilgenommen, der jungen Frau wissend zugelächelt und am Ende der Promenade ihre Hand ergriffen. Aber Simon wurde schon rot, wenn er nur daran dachte.
In beträchtlicher Verwirrung begann er am Montag ernsthaft, die einzelnen Fratres durchzugehen, die auf seinem Bau arbeiteten, und kam zu dem Schluß, das Fray Damián, ein stiller, sanfter, Mann, noch am ehesten Verständnis für seine mißliche Lage haben würde. Und so zupfte er an diesem Nachmittag den Frater am Ärmel und flüsterte: »Könnte ich wohl einen Augenblick mit Euch sprechen?«
Es war eine quälende Aussprache, denn Simon war denkbar ungeeignet, ein Problem klar und schnell zu offenbaren; überdies hatte er das Pech, sich als seinen Vertrauten den einen Kleriker in Zacatecas ausgesucht zu haben, der sich am wenigsten dafür eignete, ihm zu helfen. Schon in seiner Kindheit hatte Fray Damián de Saldaña gewußt, daß er Priester werden wollte, und seine Hingabe an diese Berufung war so stark gewesen, daß er seine Pubertät durchmachte, ohne zu merken, daß es Mädchen auf der Welt gab.
Simon stotterte herum: »Beim Paseo. Da ist ein Mädchen. Ich möchte, daß Ihr bei ihr für mich sprecht. Ich brauche eine Frau, und sie scheint eine sehr gute Frau zu sein.«
»Wer ist sie?«
»Das müßt Ihr für mich herausfinden.«
»Nun gut, ich werde Euch helfen.«
So geschah es, daß Fray Damián de Saldaña, dreiunddreißig Jahre alt und in Spanien geboren, zum ersten Mal in seinem Leben zu einem Paseo ging. Es war ein Abend im Juni, noch nicht sommerlich heiß, und vom Hochland wehte eine kühle Brise herab. Als er nun, mit dem Zimmermann an seiner Seite, bei Sonnenuntergang die Plaza betrat, übergoß eine goldene Glut die Stadt.
»Welche ist es denn?« fragte Fray Damián.
Einige Schritte vor Garzas Mestizo-Hausmädchen kamen laut plappernd drei spanische Mädchen daherspaziert. Die junge Frau in der Mitte war die Herrin der Mestizin, ein besonders hübsches, etwa fünfzehnjähriges Mädchen mit einem schelmischen Gesicht und langen Zöpfen.
»Ist sie nicht hübsch?« fragte Simon, aber Damián hörte nicht hin, denn er beobachtete die attraktive junge Spanierin mit größtem Interesse.
Es war Benita Linán, Tochter eines Beamten, den die Regierung in Madrid mit dem Auftrag hierhergeschickt hatte, die Landwirtschaft in diesem Teil Mexicos zu überwachen. Die Familie kam aus Avila, einer schönen kastilischen Stadt, und da die Lináns in die Heimat zurückkehren wollten, sobald die Arbeit des Vaters in Neu-Spanien beendet war, hatte man Benita nahegelegt, sich nicht ernsthaft für die vielen jungen Männer zu interessieren, die sich um sie bemühten, denn sie sollte in Spanien heiraten.
Simon zupfte Fray Damián am Ärmel. »Das ist sie. Sie geht allein. Ich glaube, ich sollte sie jetzt wissen lassen, daß ich hier bin.«
»Sehr vernünftig.« Der Frater räusperte sich. Langsam ging er auf das Mestizenmädchen zu, an dem der Zimmermann so viel Gefallen fand: »Ich bin Fray Damián von der Schule. Ich möchte Euch Simon Garza vorstellen.« Der Zimmermann verneigte sich, Juana lächelte züchtig, und so war den Formalitäten Genüge getan.
»Ich bin Juana Muñoz.«
»Und Eure Eltern?«
»Sie sind Bauern aus der Gemeinde im Norden.«
»Ich stelle Euch hier einen Mann vor, der sich eines guten Rufes erfreut«, sagte Damián, entschuldigte sich und eilte davon, um dem spanischen Mädchen und ihrer Dueña nachzugehen. Sie betraten das Haus einer der großen Familien der Stadt. Er fragte einen Vorübergehenden, wessen Haus das sei, und erhielt zur Antwort: »Hier wohnt Anselmo Linán, ein Beamter aus Avila.«
Obwohl ihm bewußt war, daß er sich auf ein sehr gefährliches Spiel einließ, besuchte Fray Damián den spanischen Paseo auf der Plaza nun öfter. Er ließ Benita, deren Namen er jetzt kannte, nicht aus den Augen und stellte erfreut fest, daß sie noch keine Verbindung angeknüpft hatte.
In den
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