Texas
feierlich verkündet wurde, bestand die Mission aus etwa vierundzwanzig Hektar unbestellten Bodens, auf dem noch nicht einmal eine Hütte stand, aber sie lag günstig, am Westufer des Rio Antonio, etwa drei Kilometer nördlich der Mission San Antonio de Valero, wo die Brüder Saldaña einst zu Gast gewesen waren. Sie besaß außerdem die Weiderechte über zweitausend Hektar.
Um aus der Mission eine funktionierende Einrichtung zu machen, mußten die zwei Fratres alle Gebäude errichten, deren eine solche Niederlassung bedurfte: eine Kirche, Unterkünfte für sie beide, Quartiere für die drei Soldaten, die für ihre Sicherheit sorgen sollten, Behausungen für die bekehrten Indianer, die dort einmal leben würden, und Ställe für das Vieh. Nach zwei Monaten hatte Damián wahre Wunder vollbracht - alle Fundamentgräben waren ausgeschachtet und mit Steinen gefüllt -, aber noch keinen einzigen Indianer für das Christentum gewonnen; Domingo dagegen, der weitaus weniger oft an den Baustellen anzutreffen gewesen war, hatte mehr als ein Dutzend für die Mission geködert.
Eines Tages - Damián arbeitete gerade an den Deckenbalken der Kirche - kam Domingo herbeigelaufen: »Bruder! Eine frohe Nachricht! Meine Konvertiten Lucas und Maria möchten in der Kirche heiraten - ganz gleich, ob das Dach fertig ist oder nicht.«
Dies war ein großer Schritt nach vorn: der erste sichtbare Beweis dafür, daß sie bei den Indianern ein wenig vorankamen. »Ich bin sehr glücklich, Bruder Domingo, daß Euch das gelungen ist. Ich werde sofort alles für die Trauung vorbereiten!« Noch während Damián sprach, schlich Domingo sich fort; als Damián das heiratswillige Paar empfing, verstand er auch den Grund: In gebrochenem Spanisch, das sie von Domingo gelernt hatten, sagten sie: »Wir möchten, daß der, der immer lacht, die Gebete spricht.«
Damiáns Gesicht zeigte keine Gemütsbewegung. Domingo hatte beide Indianer bekehrt, hatte ihnen den strahlenden Glanz Gottes offenbart. Für sie war er der Hirte, Damián dagegen nur der Mann, der ihnen schwere Arbeit auferlegte. Trotzdem war er enttäuscht. Als Begründer der Mission Santa Teresa de Casafuerte hatte er sich so sehr gewünscht, die erste Eheschließung vorzunehmen. Nun war es der fröhliche Fray Domingo, der die Trauung unter dem Schutz des halbfertigen Daches, das er, Damián, gedeckt hatte, vornahm und das Paar segnete.
Domingo nützte seinen persönlichen Triumph nicht aus, um seine Unterordnung unter Damiáns Befehlsgewalt in irgendeiner Weise in Frage zu stellen; und Damián, wenn er auch verletzt war, hegte keine kleinlichen Rachepläne gegen seinen Helfer. Die zwei Männer blieben Freunde; Damián arbeitete von Tag zu Tag härter an der Fertigstellung der Kirche, während Domingo sich bemühte, gute Beziehungen zu den Indianern herzustellen, die ihn wegen seiner dunklen Hautfarbe fast als einen von ihnen betrachteten.
Doch dann wurden die Bauarbeiten zu anstrengend, als daß selbst Damián mit seiner außergewöhnlichen Energie sie noch länger hätte meistern können, und er sah sich gezwungen, seinen Vorgesetzten in Zacatecas zu schreiben:
»Hochverehrter Vater, Es ist mir eine Freude, Euch mitzuteilen, daß die Dinge in der Mission Santa Teresa de Casafuerte bisher nach dem Willen Gottes und entsprechend dem von Euch vorgeschlagenen Arbeitsplan gut vorangekommen sind. Wir haben mehrere Indianer getauft und christliche Eheschließungen bei zwei Paaren vorgenommen, die jetzt in Gottes Gnade leben.
Die Bauarbeiten der Mission bleiben jedoch zum größten Teil mir überlassen, da Fray Domingo sich um andere Dinge kümmern muß, und ich fürchte, daß ich mit meinem Zeitplan bald weit zurückliegen werde. Aber es gibt in Zacatecas einen ausgezeichneten Zimmermann namens Simon Garza. Ich möchte Euch bitten, daß Ihr ihn mir schickt, damit er mir beim Bau der Mission hilft.
Ich bitte Euch inständig, mein Ersuchen gütigst berücksichtigen zu wollen.«
Die Offenheit, mit der Fray Damián seine Bitte ausgesprochen hatte, schien die Behörden in Zacatecas beeindruckt zu haben, denn schon mit der nächsten von Saltillo kommenden Karawane trafen der Zimmermann Simon Garza und seine Frau Juana in der Mission ein.
Sie erhielten ein Stück Land innerhalb des Missionsgeländes, auf dem sie sich eine kleine Hütte errichteten; dort bekam Juana ihr erstes Kind. Ihr Mann arbeitete täglich viele Stunden an den Häusern der Mission. Eines Abends sagte er zu seiner Frau: »Seltsam.
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