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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Quälgeister zu erschießen. Kramer redete ihm zu, noch einmal ein Experiment zu unternehmen. »Wir müssen eine Palisade unter den Betonsockel treiben.«
    »Und wie sollen wir das bewerkstelligen?«
    »Ganz einfach. Sie beschaffen eine hydraulische Ramme, die Metallstäbe in die Erde treibt. Aber sie müssen dicht beieinanderstehen.«
    Als auch diese Arbeit getan war, rechnete sich Rusk aus, daß er in den Bowling-Rasen bereits 218 000 Dollar investiert hatte. Mit grimmiger Befriedigung konnte er jedoch feststellen, daß die unterirdische Palisade die Räuber, die er »Lady Macbeth und ihre vier Hexen« getauft hatte, tatsächlich aufhielt.
    Doch sie ließen sich nicht lange aussperren. Eines Morgens wurde Ransom wieder durch einen Schrei geweckt. »Sieh dir das an, Ransom!« Als Ransom hinausschaute, sah er, daß es der Gürteltier-Mutter gelungen war, auf ihrer Seite den Zaun hinauf- und auf der anderen wieder hinunterzuklettern. Ransom stand einige Minuten lang am Fenster und sah zu, wie die seltsame Gürteltier-Prozession über seinen teuren Zaun kletterte. Als eine der Töchter immer wieder herunterfiel, weil sie nicht begriff, was man von ihr erwartete, begann er zu lachen.
    »Ich finde es gar nicht komisch«, protestierte seine Frau. Er erklärte ihr: »Schau dir das dumme Geschöpf an. Es kapiert nicht, daß es sich mit den vorderen Krallen an dem Drahtgeflecht festhalten kann.« Seine Frau explodierte: »Mir scheint, du hältst zu diesen Tieren!«
    Plötzlich wurde Rusk klar, daß es sich tatsächlich so verhielt. Er rief Mr. Kramer an und fragte: »Diese verrückten Gürteltiere klettern über den Zaun. Was tun wir jetzt?«
    »Wissen Sie was, Ransom, wir holen die Leute, die den Zaun errichtet haben, und lassen am oberen Rand des Zaunes einen zurückspringenden Teil anbringen. Wenn die Gürteltiere ihn erreichen, werden sie dadurch hinausgedrängt und fallen runter.«
    »Können sie sich dabei verletzen?«
    »Vor sechs Wochen wollten Sie sie noch erschießen. Jetzt fragen Sie, ob sie sich verletzen werden. Sie lernen, Ransom!«
    »Sie wissen ja, Kramer, daß jeder Ihrer Ratschläge mich eine schöne Stange Geld kostet.«
    »Sie haben es, um es auszugeben.«
    Also ließ Ransom Leute von der Zaunfirma kommen, die einen Kranz anbrachten, der parallel zum Boden verlief und den kein Gürteltier überwinden konnte. Sobald das geschehen war, saß Rusk nachts mit einer Taschenlampe auf seiner Veranda und sah zu, wie die Mutter mit ihren Töchtern im Schlepptau versuchte, den Zaun zu überklettern. Jedesmal, wenn die entschlossenen kleinen Geschöpfe den Kranz erreichten und wieder hinunterpurzelten, brach er in schallendes Gelächter aus. Sie versuchten es immer wieder und landeten immer wieder auf dem Boden. Ransom hatte die Gürteltiere um den Preis von insgesamt 328 000 Dollar besiegt.
    »Worüber lachst du denn da im Dunkeln?« fragte Fleurette.
    »Über die Gürteltiere, die versuchen, zu deinem BowlingRasen zu gelangen.«
    »Du hättest sie schon vor Monaten erschießen sollen«, fuhr sie ihn an.
    Er erwiderte: »Sie bemühen sich so sehr, ich hätte Lust, sie hereinzulassen.«
    »Wenn du das tust«, drohte sie, »ziehe ich aus.«
    Das war der Anstoß zu der sensationellen Scheidung der Rusks, obwohl es dabei natürlich auch um viele wesentlich ernstere Probleme als die Gürteltiere ging. Rusk hatte durch eine Frau aus dem Osten einen höheren gesellschaftlichen
    Status erreicht, aber trotzdem Texaner bleiben wollen. Er hatte seine nasenlose Großmutter, seinen wunderlichen QuäkerGroßvater und vor allem seine dicken, lächerlichen Eltern vergessen wollen, aber Fleurette brachte oft das Gespräch auf sie, vor allem in Anwesenheit Dritter. Er war auf eine Heirat aus gewesen und hatte Fleurette heiß umworben, aber er wollte bei seinen unzähligen Projekten nicht gestört werden. Wenn er eine Frau mit der Geduld eines Engels geheiratet hätte, wäre die Ehe vielleicht gutgegangen, aber Fleurette war immer launischer und unbeständiger geworden. Eine kluge Frau hätte nie einen Rechtsstreit wegen Gürteltieren angefangen, aber als die Sache einmal so weit gediehen war, gab es kein Zurück mehr.
    Sie beschuldigte ihren Mann der seelischen Grausamkeit sowie der Gefühlskälte und schwor in ihrer eidesstattlichen Erklärung, daß es ihr unmöglich sei, weiterhin mit diesem Rohling zusammenzuleben. Als es dann zum Prozeß kam, unternahm sie einen Schritt, der ihr den Sieg sicherte: Sie engagierte Fleabait Moomer

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