Texas
nannte.
Ransom Rusk war, obwohl ihm der größte Teil des Larkin-Ölfelds gehörte, nach texanischen Begriffen nicht außergewöhnlich reich. In Texas waren die Kategorien von Reichtum wie folgt festgelegt: eine bis zwanzig Millionen: wohlhabend; zwanzig bis fünfzig Millionen: gut situiert; fünfzig bis fünfhundert Millionen: reich; fünfhundert
Millionen bis eine Milliarde: sehr reich; eine bis fünf Milliarden: texanisch reich. Dank seiner Erdölquellen in anderen Teilen des Staates und dank vorsichtiger Spekulationen war er jetzt reich, befand sich jedoch noch im untersten Teil der mittleren Abteilung. Seine Einstellung zum Geld war widersprüchlich. Er wollte Macht in ihren verschiedenen Formen erringen und ausüben, und zu diesem Zweck war er bestrebt, seinen Reichtum zu vergrößern. Aber die rein zahlenmäßige Höhe seines Vermögens war ihm gleichgültig, und oft wußte er ein ganzes Jahr lang nicht einmal annähernd, wie seine Bilanzen aussahen.
Eines Morgens schrie Fleurette plötzlich: »O mein Gott!« Ransom nahm an, daß sie gestürzt war, lief in ihr Schlafzimmer und fand sie am Fenster. Sie zeigte wortlos auf die Verheerungen, die in ihrer Bowling-Rasenfläche angerichtet worden waren.
»Das sind die verdammten Gürteltiere«, stellte Ransom fest. »Ich werde es den kleinen Biestern schon zeigen.«
Er stürmte aus dem Haus, besichtigte den zerwühlten Rasen und rief die Gärtner zusammen. »Kann man das wieder in Ordnung bringen?«
»Wir können die Fläche mit Rasenziegeln wie neu gestalten«, versicherten sie ihm, »aber Sie müssen die Gürteltiere fernhalten.«
»Darauf können Sie sich verlassen. Ich erschieße die Biester.« Um seine Worte in die Tat umzusetzen, kaufte er noch am selben Tag Munition für sein .22er-Gewehr. Zufällig stand er an der Kasse neben Mr. Kramer. Der pensionierte Erdölsucher, der früher für Rusk gearbeitet hatte, fragte: »Wofür brauchen Sie denn die Munition?«
»Für die Gürteltiere.«
»Das dürfen Sie nicht tun! Es handelt sich um überaus wertvolle Geschöpfe. Sie sollten sie schützen, nicht umbringen!«
»Sie haben gestern abend den Rasen meiner Frau zerstört.«
»Das ist doch nur ein geringfügiger Schaden«, stellte Kramer leichthin fest, denn er mußte die Reparatur ja nicht bezahlen. Und bevor Ransom sich in Sicherheit bringen konnte, hatte ihn der Tierschützer in den Drugstore geschleppt. Dort überredete er ihn fast unter Tränen dazu, die Gürteltiere nicht zu erschießen, sondern sie von dem Bowling-Rasen fernzuhalten, indem er einen Schutzwall darum errichtete. »Es sind einmalige Geschöpfe, Relikte aus der Vergangenheit der Erde, die außerdem unendlich nützlich sind.«
Rusk umgab also den Bowling-Rasen mit einem kräftigen Zaun, wie er für Tennisplätze verwendet wird. Zwei Nächte nachdem man das Maschendrahtgitter unter erheblichen Kosten aufgestellt hatte, war der Rasen wieder zerwühlt. Als die Rusks sich an Mr. Kramer um Rat wandten, zeigte er ihnen, daß die besten Erdarbeiter der Welt sich einfach unter dem Zaun durchgegraben hatten, um zu den saftigen Wurzeln zu gelangen.
»Sie müssen einen zwei Meter tiefen Graben um Ihren Rasen ausheben, ihn mit Beton füllen und die Zaunpfähle in ihn einbetten.«
»Haben Sie eine Ahnung, was das kostet?«
»Wie ich gehört habe, besitzen Sie das erforderliche Kleingeld«, entgegnete Kramer frech, und so wurde der Zaun abmontiert und rund um den Bowling-Rasen ein tiefer Graben ausgehoben. Dann kippten Lastwagen eine große Menge Beton hinein, und der Zaun wurde wieder aufgestellt. Er reichte zweieinhalb Meter in die Luft, zwei Meter in die Erde, und die Gürteltiere waren ausgesperrt.
Doch vier Tage nachdem der Zaun fertig war, schrie Fleurette Rusk neuerlich verzweifelt auf, und während Ransom in ihr Zimmer lief, brüllte er schon: »Sind es wieder die verdammten Gürteltiere?« Sie waren es. Als er und Mr. Kramer die neuerliche Katastrophe besichtigten, erfaßte der begeisterte Naturforscher als erster die Situation und erklärte: »Sehen Sie sich das Loch an - sie haben sich unter dem Beton durchgegraben und sind auf der anderen Seite wieder an die Oberfläche gekommen. Vermutlich haben sie nicht mehr als eine halbe Stunde dazu gebraucht.«
Die wissenschaftliche Unvoreingenommenheit, mit der Kramer den Fall betrachtete, und seine offensichtliche Freude über die technische Großleistung der Gürteltiere brachten Rusk in Wut, und er drohte wieder einmal, die
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