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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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ehemaliges Mitglied eines Erdölteams und hatte die Natur immer geliebt.
    Die ersten Gürteltiere, die Larkin erreichten, wurden an einem Dienstag gesichtet, und am Freitag hatte Mr. Kramer bereits drei Fachbücher über diese Tiere bestellt. Je mehr er über sie las, desto besser gefielen sie ihm, und bald verteidigte er sie gegen jeden, der sie schlechtmachte, vor allem gegen Leute, deren Rasen sie verwüstet hatten. »Ich gebe zu, daß da und dort gelegentlich geringfügiger Schaden entsteht. Aber haben Sie schon gehört, was sie für meine Rosenstöcke getan haben? Die Rosen haben buchstäblich vor Käfern gewimmelt. Ich konnte nicht einmal mit giftigen Sprays eine ordentliche Blüte zustande bringen. Dann schaue ich eines Nachts hinaus, um den zunehmenden Mond zu bewundern, und sehe die fünf Gürteltiere über meinen Rasen marschieren. Sie waren auf die Käfer aus, und als ich am nächsten Morgen aufstehe, um den Regenmesser abzulesen, finde ich keinen einzigen Kater mehr.«
    Mr. Kramer hielt seine Plädoyers für die kleinen Geschöpfe vor jedem, der bereit war, ihm zuzuhören, und sprach sachkundig über den Mageninhalt von überfahrenen Gürteltieren, die er seziert hatte. Als er dann aber auch noch die Schönheit dieser Tiere pries, entzogen ihm selbst die tolerantesten Bürger von Larkin ihre Unterstützung, denn für sie war das kleine Tier ein unbeholfenes, primitives Relikt aus einem vergangenen geologischen Zeitalter, das mysteriöserweise bis in die Gegenwart überlebt hatte. Für Mr. Kramer dagegen stellte gerade dieses heroische Beharrungsvermögen einen der größten Vorzüge der Gürteltiere dar. Noch mehr aber beeindruckte ihn der Körper dieser kleinen Wesen.
    »Wenn Sie es vorurteilslos betrachten, haben Sie ein wunderbar entworfenes Tier vor sich. Der Rücken und die
    Beine sind durch den erstaunlichen Panzer geschützt, der dem Körper genau angepaßt ist. Und sehen Sie sich diese Konstruktion an!« Bei diesen Worten zeigte er eines der drei Gürteltiere her, die er gezähmt hatte. »Vorn und hinten handelt es sich um einen echten Panzer. Härter als Ihr Fingernagel und aus der gleichen Substanz. Er schützt die Schultern und die Hüften. In der Mitte fünf bewegliche gepanzerte Ringe, ähnlich wie eine Ziehharmonika. Das Erstaunlichste aber«, fuhr Mr. Kramer fort, »ist ihre Vermehrung. Jedes Weibchen bekommt genau vier Junge, und alle vier gehören dem gleichen Geschlecht an. Es ist noch nie vorgekommen, daß eine Gürteltier-Mutter gleichzeitig Söhne und Töchter geboren hat. Unmöglich. Und wissen Sie, warum? Weil sich ein befruchtetes Ei in vier Teile spaltet, selten in mehr, selten in weniger. Deshalb müssen die Jungen dem gleichen Geschlecht angehören.«
    Wenn Mr. Kramer zuschaute, wie sich ein Gürteltier in seinen Rasen hineinwühlte, sah er darin keinen zerstörerischen kleinen Panzer mit unglaublich kräftigen Grabwerkzeugen, sondern ein Symbol für die Größe der Schöpfung. Manchmal, wenn er der Mutter und ihren vier Töchtern nachsah, die zu neuen Verwüstungen unterwegs waren, kicherte er begeistert: »Da gehen sie! Die fünf Reiterinnen der Apokalypse!«
    Ransom Rusk, Haupterbe und Alleinbetreiber des Rusk-Besitzes auf dem Ölfeld von Larkin, empfand das dringende Bedürfnis, die Erinnerung an seine unglückseligen Vorfahren auszulöschen: an den großen Narren Earnshaw Rusk; an die Frau mit der Holznase; an seinen obszön fetten Vater; an seine dicke, dumme Mutter. Er wollte sie alle vergessen. Er war groß und mager, sah gut aus, war seinem Vater überhaupt nicht ähnlich und befand sich mit fünfundvierzig auf dem
    Höhepunkt seiner Macht. Er hatte eine aus New England stammende Absolventin des Wellesley Colleges geheiratet, deren Mutter, die sich von ihren Vorfahren -Baumwollspinnereibesitzern - distanzieren wollte, ihr den Namen Fleurette gegeben hatte in der Hoffnung, daß sie damit einen Hauch von französischem Adel ausstrahlen würde.
    Fleurette und Ransom Rusk hatten genug von dem bescheidenen Haus gehabt, von dessen Küche aus Floyd bis zu seinem Tod seine Erdölgeschäfte geführt hatte, und waren in eine stattliche Villa gezogen. Der Architekt hatte eine Neuerung vorgeschlagen, durch die sich das Haus von allen anderen der Gegend unterscheiden sollte: »Auf den vornehmen Landsitzen in England ist es zur Zeit Mode, BowlingRasenplätze anzulegen.« Fleurette war von der Idee begeistert gewesen. Sie lud jetzt gern zu einem »Bowling-Nachmittag« ein, wie sie es

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