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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Frühlingstag des Jahres 1789. Um halb fünf Uhr nachmittags nahm er nach mexikanischem Brauch das Mittagessen mit den
    Saldanas ein - wobei er wieder an Doroteas Seite saß -, und um acht war er Dona Engracia behilflich, die zwei Mädchen zum Paseo zu eskortieren, wo er sie jedesmal, wenn sie einander entgegenkamen, freundlich grüßte.
    Am nächsten Tag erfuhr Trinidad zwei für sie traurige Neuigkeiten: Nachdem sie auf keineswegs damenhafte Weise Erkundigungen eingezogen hatte, hörte sie, daß, während die Saldanas Saltillo in drei Tagen verlassen würden, Rene-Claudes Geschäfte ihn hier noch zwei Wochen festhalten würden, und das hieß, daß sie den Franzosen voll und ganz Dorotea überlassen mußte. Und als sie am späten Nachmittag um die Ecke des Gasthofes bog, fand sie ihn und Dorotea sich leidenschaftlich umarmend und küssend.
    Die beiden konnten sie nicht sehen, und so zog sie sich unbemerkt zurück, erregt und zitternd. Sie neidete Dorotea nicht ihr Glück, sie bedauerte nur, daß nicht sie das Mädchen in Rene-Claudes Armen war.
    Am neunzehnten Tag ihrer Weiterreise von Saltillo kamen zwei Soldaten, die den Nachtrab bildeten, zur Reisegesellschaft vorgeprescht: »Ein Reitertrupp überholt uns!«
    Alle drehten sich um und sahen, daß die Soldaten recht hatten:    Eine Reiterschar kam mit beunruhigender
    Geschwindigkeit auf sie zu. Man beriet sich in aller Eile, und der Anführer der Eskorte fragte: »Außer uns sollten doch jetzt auf dieser Straße keine Truppen unterwegs sein?«
    »Soweit uns bekannt ist, keine, Herr.«
    »Komantschen?«
    »Ich fürchte, ja.« Instinktiv griffen die Männer nach ihren Waffen.
    Die heranjagenden Reiter, fünfzehn oder sechzehn Indianer, wie es schien, mußten gesehen haben, wie die Soldaten anhielten und Verteidigungsstellungen einnahmen; dennoch stürmten sie, Staubwolken aufwirbelnd, weiter auf die Reisenden zu. Plötzlich rief Trinidad freudig: »Es ist René-Claude!« Und schon gab sie ihrem Pferd die Sporen und sprengte voraus, dem Franzosen entgegen, dessen Zug Saltillo fast zwei Wochen nach den Saldañas verlassen, sie aber nun eingeholt hatte.
    Es war ein freudiges Zusammentreffen im großen, leeren Hochland von Mexico. Die Soldaten beider Gruppen tauschten Geschichten aus, und die zwei anderen Kaufleute, die der junge d’Ambreuze eingeladen hatte, sich ihm anzuschließen, unterhielten sich mit Don Ramón über die Lage der Dinge in Coahuila und Tejas.
    Doch die zwei Menschen, die sich am meisten über das glückliche Zusammentreffen freuten, waren Trinidad und René-Claude, denn ohne die ablenkende Anwesenheit von Dorotea Galindez hatte der junge Franzose reichlich Gelegenheit zu entdecken, was für eine entzückende junge Frau diese Trinidad war. Sie ritten den anderen voraus oder hielten sich seitwärts und plauderten unbefangen miteinander. Eines Morgens ertappte sich Trinidad bei dem Gedanken: »Heute wünschte ich, er würde versuchen, mich zu küssen«, und als sie ins Gebirge kamen, tat er es auch. Zuerst ermutigte sie ihn, dann stieß sie ihn zurück. »Ich habe gesehen, wie Ihr Dorotea geküßt habt.« Aber er erklärte ihr: »Das kommt eben manchmal vor. Aber mit Euch ist es für immer.«
    »Hat es Euch gefallen, sie zu küssen?«
    »Freilich hat es mir gefallen, aber wenn ich nachts allein war, habe ich Euer lustiges kleines Lächeln gesehen.«
    »Ihr dürft mich küssen«, sagte sie und beugte sich über den Hals ihres Pferdes.
    Bald trug das Paar seine Zuneigung so offen zur Schau, daß Don Ramón Engracia drängte: »Kümmert Euch gefälligst um Euer Kind!« Dann befahl er Trinidad, zu ihrer Mutter in die Kutsche zu steigen, während er vorausritt, um mit dem jungen Franzosen zu reden.
    »Um die Frage der Ehre kommt man einfach nicht herum, junger Mann. Sicherlich stimmt Ihr mir da zu. Ich meine jene ungeschriebenen Gesetze, die das Verhalten eines Edelmannes schon immer bestimmt haben.«
    »Ach das! Damen zuerst einsteigen lassen. Und die Pferde halten, damit sie nicht ausreißen. Ja natürlich!«
    »Ich spreche von einer heikleren Art von Gesetzen, junger Mann.« Don Ramón zögerte. »Seid Ihr ein Edelmann? Euer Vater ist doch im Handel tätig, nicht wahr?« Es klang geringschätzig.
    Der junge Mann richtete sich empor. »Die Familie d’Ambreuze besitzt große Weingärten bei Beaune in Burgund. Dort hat keiner Weinberge, wenn er kein Edelmann ist.«
    »Aber in Nueva Orleans ist Ihr Vater im Handel tätig?«
    »Mein Vater ist Erfinder. Er

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