Texas
gebracht wurden für den gefährlichen Ritt nach Vera Cruz, wo fast jede Woche ein Schiff aus Europa anlegte.
In die Hauptstadt zurückgekehrt, zog Don Ramón nun ernsthafte Erkundigungen über d’Ambreuze ein und erfuhr von Offizieren, die sowohl in Spanien als auch in Nueva Orleans gedient hatten, daß er tatsächlich aus einer ausgezeichneten Familie kam und daß seine Leute in Louisiana zu den ersten gehört hatten, die in den sechziger Jahren die spanische Herrschaft anerkannten.
In den folgenden Wochen dachte Saldaña ständig über Trinidads Zukunft nach. Als Trinidad einmal mit neugewonnenen Freundinnen ausgegangen war, sagte er zu ihrer Mutter: »Mit sechzehn sollte unser Schatz verheiratet sein. Ich fürchte, mein Traum von einem spanischen Gemahl ist ausgeträumt. Ich habe das Gefühl, mein Freund Veramendi hatte recht, als er prophezeite, daß die Zukunft nicht den Camino Real herauf-, sondern aus dem Norden herunterkommen würde.«
»Willst du damit sagen.?«
»Wenn ich mir den Niedergang Spaniens in der Neuen Welt so ansehe, gefällt mir unser junger französischer Freund mit jedem Tag besser.«
Als d’Ambreuze aus Vera Cruz zurückkehrte, bestand er darauf, daß sie ihn alle zu einer Expedition zu den Ruinen der Pyramiden nördlich der Stadt begleiteten. Als die Saldañas am Fluß der größten Tempel pyramide standen, staunten sie über die Leistungen der Azteken als Baumeister. Zum erstenmal wurde Don Ramón bewußt, daß vor den Spaniern Indianer von beachtlichen geistigen Anlagen hier gelebt hatten, die imstande gewesen waren, zehnmal großartigere Bauwerke zu errichten als alles, was er in Tejas gesehen hatte.
Wieder in seinem Gasthof, ließ sich Don Ramón in einen Lehnstuhl fallen. »Ich glaube nicht«, vertraute er Engracia an, »daß wir hier einen geeigneten Ehemann für Trinidad finden werden.«
Sie pflichtete ihm bei: »Es sieht ganz so aus, als ob Spanien Mexico aufgegeben hätte. Jedenfalls schickt unser Mutterland keine jungen Offiziere mehr her.«
Deshalb lehnte Don Ramón auch René-Claudes Vorschlag, die Saldañas nach Béjar zurückzubegleiten, nicht rundweg ab.
»Ihr dürft Euch uns anschließen«, willigte er ohne große Begeisterung ein. Dem jungen Mann war klar, daß er, wenn er Trinidad erringen wollte, den Großvater für sich einnehmen mußte, und darum sagte er jetzt: »Im Hafen von Vera Cruz riet mir ein Mann, ich sollte Euch fragen.« Er kramte einen zerknitterten Zettel aus seiner Tasche. »Seid Ihr wirklich ein Hidalgo de Bragueta?«
»Ja, das bin ich!« Kichernd fügte er hinzu: »Sozusagen von eigenen Gnaden.«
»Und was bedeutet das? Der Mann wollte es mir nicht sagen.«
»Es bedeutet, daß der König selbst mir das Recht gewährt hätte, mir den Titel Don beizulegen, wenn ich in Spanien lebte.«
»Wofür?«
»Weil ich sieben Söhne hintereinander gezeugt habe. Keine Tochter.« Rasch fügte er hinzu. »Ich hatte sieben Söhne, und alle sind tot. Aber keiner von ihnen hat mir soviel Freude gemacht wie meine Enkelin.«
D’Ambreuze erhob sich, nahm Haltung an und sagte: »Don Ramón, meine Reverenz. Ich hoffe, es wird mir erlaubt sein, Euch sieben Urenkel zu schenken.«
Don Ramón ließ seine Enkeltochter nun überhaupt nicht mehr aus den Augen, und das machte sich in San Louis Potosí und auf dem langen Marsch weiter nach Norden bezahlt. Jetzt, da sie sich Saltillo näherten, wurde offensichtlich, daß die Liebenden entschlossen waren, zu heiraten. Darum wachte Don Ramón mit besonderem Eifer.
Als sie in die Stadt kamen und Trinidad noch einmal die Plaza sah, wo sie René-Claude zum erstenmal begegnet war, drängte sich ihr ein entsetzlicher Gedanke auf, denn sie erinnerte sich daß es Dorotea Galíndez gewesen war, die er in Saltillo geküßt hatte, und sie stellte sich die Frage, was wohl geschehen würde, wenn sich die beiden jetzt wiedersahen. Doch als sie den von Señor Galindez geführten Gasthof betraten, lief Dorotea fröhlich auf sie zu. »Meine liebste Freundin Trinidad! Darf ich dir meinen Mann vorstellen?« Diese Gefahr war also gebannt.
Diese letzte Etappe nach Saltillo war ein harter Tagesritt gewesen, und Don Ramón war rechtschaffen müde; um Mitternacht schlief er so tief, daß er nicht hörte, wie Trinidad den Gang hinunter und durch ein Fenster stieg, vor dem d’Ambreuze sie erwartete. Sie wanderten zur Plaza zurück, wo sie einander begegnet waren. Sie sahen den Küster, der das Kirchentor zuschlug und heimging. Sie hörten den
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