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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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baut Maschinen, die in Bergwerken Verwendung finden. Ich bin ein Edelmann, ebenso erzogen und ausgebildet wie mein Urgroßvater vor mir und sein Urgroßvater vor ihm!«
    »Na gut«, sagte Don Ramón. »Es gibt da eine Regel unter Edelleuten, daß keiner das Schloß eines anderen Mannes betreten und dessen Tochter verführen darf, solange der Besucher Gast in seinem Schloß ist.«
    D’Ambreuze blieb stumm, denn erst jetzt begriff er, was der alte Herr meinte. Nachdem er sich eigenmächtig - ohne aufgefordert worden zu sein - der Reisegesellschaft der Saldañas angeschlossen hatte, war er, ob er es nun wahrhaben wollte oder nicht, zum Gast geworden. Ein uralter Ehrenkodex hinderte ihn daran, sich der Tochter des Hauses zu nähern, solange er diese privilegierte Position einnahm.
    »Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, die Situation auszunutzen«, beteuerte er.
    »Mir schon«, gab Don Ramón zurück. »Nun, wo wollen wir unsere Vormittagsrast halten?«
    Diese Rast erregte den Unmut der zwei anderen Kaufleute: »Don René-Claude, oder Monsieur, wenn Ihnen das lieber ist. Wir sagen das nicht gern, Señor, aber dieses Herumtrödeln, diese Picknicks. Wir verschwenden wertvolle Zeit. Auch unsere Soldaten möchten weiterziehen.«
    »Ja gut«, stimmte René-Claude ohne Umschweife zu. »Ich habe keine Rücksicht auf Euch genommen, meine Herren, und das tut mir leid.« Sogleich gab er der Gruppe, die am Straßenrand rastete, bekannt - und es war dies jetzt eine recht gute Straße, da sie schon zwei Jahrhunderte früher dem Verkehr übergeben worden war als die schlechten Karrenwege in Tejas -, daß er und seine Begleiter, so leid es ihm tat, eilendst weiterreiten mußten. Er nahm Trinidad an den Händen, zog sie an sich, umarmte sie vor allen anderen und verneigte sich tief. Er salutierte vor Don Ramón und den zurückbleibenden Soldaten, setzte sich an die Spitze seiner Truppe und führte sie weiter durch das mexikanische Hochland.
    Als sich die Saldañas einige Tage später Potosi näherten, vertraute Trinidad ihrem Großvater an: »Heute abend werde ich beten, daß René-Claudes Verhandlungen ihn länger, als er beabsichtigte, hier festgehalten haben .«
    »Liebstes Kind, ich bezweifle, daß du je einen Franzosen heiraten könntest. Es sind unzuverlässige Menschen. Ich habe auch nie geglaubt, daß sie gute Katholiken sind.« Er goß ein Jahrhundert spanischer Vorurteile über die Nachbarn im Norden aus. »Verlaß dich nicht auf den jungen d’Ambreuze!«
    »Mögt Ihr ihn nicht?«
    »Ich mag ihn zu sehr«, gestand ihr Don Ramón. »Und ich sehe, daß auch du ihn zu sehr magst. Sei vorsichtig, Trinidad!«
    Doch die Hoffnungen seiner Enkelin erfüllten sich. René-Claude hatte zu allen möglichen Listen gegriffen, um länger in der Bergwerksstadt bleiben zu können, hatte Geschäfte vorgetäuscht, die es gar nicht gab, und so viel Zeit verschwendet, daß seine zwei Reisegefährten ohne ihn nach Mexico-Stadt weitergeritten waren. An einem schönen Julitag trafen zwei Reisende mit der für ihn aufregenden Nachricht in der Stadt ein, daß Don Ramón Saldana aus Béjar in Tejas am nächsten Tag eintreffen werde.
    René-Claude sattelte sein Pferd, heuerte drei Begleiter an und ritt nach Norden, um die Reisenden gebührend zu eskortieren. Trinidad ritt an der Spitze ihres Konvois, als sie die vier Reiter erspähte. Von weitem winkend preschte sie voraus. Sie brachte ihr Pferd neben dem seinen zum Stehen, um ihn küssen zu können.
    Als die zwei Gruppen aufeinandertrafen, sagte Don Ramón in brüskem Ton: »Ich hatte gehofft, daß Ihr Euch bereits in Mexico-Stadt befinden würdet.«
    »Dort sollte ich jetzt eigentlich auch sein, aber ich muß Euch und Eure Tochter noch einmal sprechen.«
    »Laßt Euch von uns nicht aufhalten. Ihr habt uns willkommen geheißen. Ihr werdet uns gewiß zu unserem Gasthof begleiten, und dann könnt Ihr Euren Weg fortsetzen.«
    »Das werde ich tun, Don Ramón, aber erst muß ich ernsthaft mit Euch reden.«
    »Das kann warten, bis wir uns frischgemacht haben«, versetzte der alte Herr und sprach kein Wort mehr, bis er seine Damen in ihren Zimmern im Gasthof untergebracht hatte. Es war ein Haus mit dicken Mauern und vielen Räumen, und in einem davon setzten sich die beiden Männer bei kühlem Granatapfelsaft zusammen.
    »Don Ramón, ich erbitte Eure Erlaubnis, um Eure Enkelin in aller Form werben zu dürfen.«
    »Wie sind Eure Aussichten?«
    »Sie könnten nicht besser sein, Don Ramón, wie Ihr

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