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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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sie Pestilence, und der Feind meines Feindes … und so weiter.
    Er nahm eine Bewegung zu seiner Linken wahr, und als er herumfuhr, die Sense in der Hand, sah er Artur mit gesenktem Kopf dort stehen. Blut und Asche hatten Arturs blasse Haut verfärbt, und in der Hand trug er einen Pflock.
    »Wir haben versagt«, krächzte er. »So viele von uns haben versagt und Euch im Stich gelassen.«
    Than war ganz Ohr. »Wenn du darüber sprichst, dass Regan entführt wurde – das war nicht eure Schuld –«
    »Nein.« Artur schluckte. »Es gab Verräter unter uns.« Er schwenkte die Hand in Richtung Vampirasche. »Die, die starben, waren loyal, aber die anderen … sind geflohen.«
    »Wer, Artur? Wo sind sie?«
    Artur hielt den Pflock in die Höhe. »Ich habe sie gefangen. Es tut mir leid, dass sie Euch verraten haben,
Bludrexe
.« Artur hatte den meisten der Tagwandler geholfen, ihre Wandlung durchzustehen, darum musste ihr Verrat ihn genauso hart getroffen haben wie Thanatos selbst. Mehr noch, Artur hatte viele Jahrhunderte dabei geholfen, Thans … Jugendsünden zu suchen und sie zu ihm zu bringen.
    »Das muss es nicht.« Than hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten, dass er Arturs Schmerz nicht schon viel früher wahrgenommen hatte. Er würde es wiedergutmachen. Irgendwie. »Du konntest es doch nicht wissen.«
    Ein bitteres Lächeln verzog Arturs Mund. »Doch. Zumindest hatte ich einen Verdacht. Ich war einer von denen, die Euch grollten. Ich liebte Euch wie einen Vater, Thanatos. Ich habe Euch immer geliebt. Aber Eure strenge Herrschaft war nicht immer leicht zu ertragen. Wir zerstören uns selbst, um von ihr freizukommen. Vergebt mir.«
    »Was?« Eine dunkle Ahnung schnürte Thans Herz zusammen. »Oh Gott, Artur. Was hast du getan?«
    Arturs Augen waren nass, der Pflock in seiner Hand zitterte. »Ich war es, der die Wildlinge aufspürte und dazu überredete, zu rebellieren. Aber ich schwöre, dass ich Eurem Sohn nie den Tod gewünscht habe. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit gehen würden.«
    »Du?« Thanatos’ Kehle fühlte sich rau an, als hätte er gebrüllt. »Und Dariq? Wer hat ihn getötet?«
    »Ich war’s«, sagte Artur. »So wie ich sie alle getötet habe,
Bludrexe
. Eure Festung ist sicher.«
    »Du hast alle getötet, die sich gegen mich erhoben haben?«
    »Alle, außer einem«, flüsterte Artur. Er riss sich das Hemd vom Kragen bis zum Saum auf. Und dort, frisch und angeschwollen, war über seinem Herzen ein Tattoo zu sehen. Ein Tattoo von Thanatos, dem Artur eine Schlinge um den Hals legte. »Darum sind die anderen geflohen. Ihr hättet schon bald die Wahrheit erkannt. Es tut mir so leid, Thanatos.« Er richtete den Pflock auf seine eigene Brust, sodass sich die Spitze genau in die Mitte des Tattoos bohrte. Blut rann über seinen Leib.
    Than blieb die Luft weg. »Nicht. Artur, hör mir zu –«
    »Ich habe Euch enttäuscht.«
    Thanatos stürzte herbei, doch Artur war schneller. Er rammte sich den Pflock ins eigene Herz, und Thanatos musste hilflos zusehen, wie sich seine älteste, vertrauteste Kreatur in ein Aschehäufchen verwandelte.

29
    Regan erwachte mit Bauchschmerzen. Sie waren schlimmer als die Braxton-Hicks-Vorwehen, die sie schon durchgemacht hatte, kamen aber nicht regelmäßig. Verdammt … was, wenn der Sex tatsächlich Wehen hervorgerufen hatte? Nachdem das errechnete Geburtsdatum weniger als eine Woche entfernt war, konnte das Baby jederzeit kommen, und wenn sie den Vorgang unter anderen Umständen auch gern beschleunigt hätte, wäre es tragisch, wenn es jetzt losging, ohne dass sie Pestilence erwischt hatten.
    Ein Gefühl der Dringlichkeit trieb sie aus dem Bett und in Umstandshose und Sweatshirt. Auch wenn ein Blick auf die Uhr ihr verriet, dass sie weniger als eine Stunde geschlafen hatte, konnte sie nicht fassen, dass sie überhaupt eingeschlafen war – es gab so viel zu tun. Es war, als ob das Baby ihr ihre Seelensauger-Fähigkeit genommen und dafür die Schlafkrankheit geschenkt hätte.
    Der Höllenhund, den sie von jetzt an Klette nennen würde, wartete vor der Schlafzimmertür auf sie. Er folgte ihr mit auf dem Boden klackenden Krallen, bis sie den großen Saal erreichte, den Thanatos gerade durch die Eingangstür betrat. Mit ihm kam eine gewisse Anspannung, ein beinahe greifbares Knistern in der Luft.
    »Du musst dir keine Sorgen mehr um meine Tagwandler machen«, sagte er mit dumpfer, tonloser Stimme. »Sie sind tot.«
    »Oh mein Gott«, hauchte sie. »Alle?

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