Thanatos
Hast du – ?«
»Die Aegis hat die umgebracht, die mir treu waren, und Artur … er hat die getötet, die es nicht waren. Er ist ebenfalls fort.«
Regan war nicht sicher, was sie sagen sollte. Thanatos hatte seine Vampire Tausende von Jahren beschützt, hatte sie bei sich aufgenommen und ihnen auf die einzige Weise, die er kannte, ein Zuhause gegeben. Sie waren genauso seine Familie gewesen, wie die Aegis ihre war.
»Das tut mir leid«, sagte sie. Noch ehe sie weitersprechen konnte, zog er sie an sich und hielt sie fest. Ein Kloß schwoll in ihrer Kehle an. In gewisser Weise waren sie einander nie näher gewesen. Sie wünschte, es gäbe einen Weg, seinen Schmerz zu lindern, so wie Sex seine Tendenz zur Gewalt dämpfte. Sie konnte es nicht ertragen, ihn so schmerzerfüllt zu sehen. Wenn sie ihm den Schmerz abnehmen könnte, würde sie es tun.
»Und mir tut es wegen deiner Kollegen leid«, sagte er rau. Sie wusste, dass es ihm nicht wirklich leidtat, aber es war nett von ihm, das zu sagen.
Sie blieben solange zusammen stehen, bis Klette es übernahm, sie zu trennen, indem er seine Nase zwischen sie schob. Und schon stürzte die Welt wieder über ihnen zusammen.
Regan blickte zu Thanatos empor. »Ich brauche dein Telefon.«
Than sagte nichts, sondern zog lediglich sein Handy aus der Tasche und begann auf und ab zu gehen, während sie wählte.
Kynan meldete sich beim zweiten Klingeln, aber sie erlaubte ihm nicht mehr zu sagen als ein bissiges »Was?«
»Ky, hier ist Regan. Du musst unbedingt den Mund halten, bis ich fertig mit Reden bin, und dann solltest du mir lieber die Wahrheit sagen.« Die Ereignisse des Tages sprudelten nur so aus ihr heraus, während sie Than nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Bei jedem Wort wurde die Sturmwolke, die ihn einhüllte, dichter, bis sie die elektrische Aufladung förmlich auf der Haut spüren konnte.
Als sie schließlich fertig war, bebte ihre Stimme, und eine ganze Weile sagte Kynan gar nichts. Schließlich drang seine raue Stimme über den Äther, noch viel zerschundener als sonst.
»Dem Baby und dir geht’s gut?«
Alles, was sie herausbrachte, war ein stilles »Ja«.
»Und Thanatos? Kommt er klar?«
Ja zu sagen, wäre eine Lüge, aber ein Nein wäre ebenso wenig richtig. »Im Moment schon.«
»Okay, dann hör mir jetzt mal gut zu. Sollten unsere Leute wirklich durch Besessenheit oder einen Zauber kompromittiert sein, könnte das sehr weit verbreitet sein. Pestilence kennt die Standorte von viel zu vielen regionalen Hauptquartieren. Mist, das ist noch schlimmer als –«
»Schlimmer als was?«, fragte sie hastig.
»Nichts. Bleib immer bei Thanatos und sorge dafür, dass er ruhig bleibt. Ich komme, sobald ich etwas herausgefunden habe.«
Gerade als er aufhängte, kam Ares hereingeplatzt. »Than, ich hab deine SMS gekriegt. Mist … Regan, geht’s dir gut?«
Nicht mal annähernd.
Aber sie nickte.
Ares’ Blick wanderte wieder zu Thanatos. »Unser Bruder bereitet irgendeine ganz große Sache vor. Ich war im Underground General, um Idess aufzusuchen –«
»Und, hast du sie gefunden?«, unterbrach Than ihn.
»Das will ich dir ja gerade sagen. Pestilence hat den Anti-Gewalt-Zauber innerhalb des Krankenhauses aufgehoben, seine verdammten Lakaien reingeschickt und das Ding in einen Schlachthof verwandelt. Er hat sich Idess geschnappt, ehe ich ankam.«
»Was meinst du damit, er hat sich Idess geschnappt?«, fragte Thanatos angespannt. »Hat er sie umgebracht?«
»Er hat sie mitgenommen. Hades hat dir doch erzählt, dass Pestilence vorhat, Sheoul-gra zu zerstören. Mit Idess kann er dort hineingelangen, genau wie wir es vorhatten.«
Regan ließ Than nicht aus den Augen. »Meinst du, er hatte dieselbe Idee wie wir? Ich meine, wegen Azagoth? Vielleicht will er Azagoth beseitigen, um ihn davon abzuhalten, unsere Siegel zu brechen und die … äh …
gute
Apokalypse auszulösen.« Nicht, dass eine Apokalypse gut sein konnte, aber zumindest drei der Reiter würden auf der richtigen Seite kämpfen.
»So oder so sind das schlechte Nachrichten.« Seine Wut war ihm anzuhören. »Pestilence wird sämtliche Seelen aus Sheoul-gra freilassen. Millionen von Seelen. Wenn das passiert, spielt es keine Rolle mehr, ob unsere Siegel brechen oder nicht, denn dann wird die Erde zu einem Disneyland für Dämonen.«
Kynan bebte gut fünf Minuten vor Wut und Ungläubigkeit, nachdem er aufgelegt hatte. Einen Moment später kam seine Frau Gem aus dem Bad geeilt. Ihr schwarzes Haar
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