Thanatos
bestimmt nicht nur rum«, meldete sich Lore zu Wort. »Ihr Reiter müsst doch eine Ahnung haben, wo dieser Scheißkerl ist.«
Than nickte Lore knapp zu. Er verstand Lores Verzweiflung auf eine Weise, wie es ihm vor einer Woche noch nicht möglich gewesen wäre. »Wir werden ihn finden. Limos. Ares, ihr habt seine Schreine gefunden?«
»Jepp«, erwiderte Ares. »Und drei von ihnen sind riesig. Wie der Petersdom.«
»Liegt einer davon am südlichen Zipfel des Flusses Acheron? Auf der Insel Steara?«
Ares’ Augen wurden groß. »Ja, woher weißt du das?«
Du wirst ganz wild darauf sein, dich deiner Vergangenheit zu entledigen; wirst alles Persönliche loswerden wollen, das dich so beschämend weich machte.
Than blickte zurück zum Schlafzimmer, in dem sich Regan damit abmühte, ihren Sohn auf die Welt zu bringen. »Weil Reseph dort seine kleine Schwester begraben hat.«
Limos stieß einen leisen Laut der Bestürzung aus. »Früher ist er jedes Jahr einmal dort gewesen. Ich habe ihn dort einmal getroffen. Es war das einzige Mal, dass ich ihn je weinen sah.«
Than nickte. »Das wird er vergessen wollen. Das Blut meines Sohns soll diese Erinnerung wegwaschen.«
»Dann lass uns ein paar
qeres
-Waffen nehmen und losgehen.« Limos trat auf den Haufen von Waffen zu, die sie vorbereitet hatten.
»Ich komme mit euch.« Lore sah auf seine behandschuhte Faust hinab, die er öffnete und wieder schloss, während ein kaltes Lächeln seine Lippen rundete. »Ich hab mir meine Kräfte aufgespart, extra für euren Bruder.«
Thanatos hatte keine Ahnung, wovon Lore sprach, aber er begann definitiv, so etwas wie Respekt für diese Seminus-Brüder zu empfinden. Die drückten sich vor keinem Kampf.
Reaver überlegte eine Sekunde lang. »Ich bin gleich wieder da. Ich muss etwas in der Halle der Aufzeichnungen überprüfen. Ihr geht nirgendwohin, ehe ich zurück bin.«
Er verschwand, ehe Than fragen konnte, was Reaver vorhatte.
Er hasste es, wenn sie das taten, aber er hielt sich nicht lange mit den schlechten Manieren der Engel auf, sondern blickte sich um. »Dann lasst uns alles für den Kampf vorbereiten.«
Kampf, vielleicht. Tod, ja. Denn wenn es eins gab, was Thanatos im Lauf der Jahre bis zur Perfektion geschärft hatte, dann war es sein sechster Sinn in Bezug auf den Tod.
Und er wusste ohne jeden Zweifel, dass heute jemand sterben würde. Er betete nur, dass dieser Jemand weder Regan noch sein Sohn sein würde.
Wehen waren echt das Letzte.
Regan entschied, dass sie nie wieder ein Kind zur Welt bringen würde. Das Pony war genug. Ihr erstes und letztes Kind.
»Regan«, sagte Eidolon am Fußende des Betts. »Du blutest immer noch. Du musst dich zurücklegen.«
Sie hatte vor fünf Minuten angefangen zu bluten. Zuerst hatte sie gefürchtet, der Schmerz werde sie umbringen, aber in den letzten Minuten war er abgeflaut, und sie hatte gedacht, dass die Blutung ebenfalls nachgelassen hatte.
»Das ist schlecht, oder?«
»Nein«, antwortete Eidolon. »Nicht immer. Einige Spezies bluten während einer Geburt sehr stark.«
»Aber Menschen nicht, oder?«
Eidolon wechselte einen Blick mit Shade, der nichts Gutes verhieß. »Nicht so stark. Aber du gebärst immerhin ein Kind, das zum Teil Engel und zum Teil Dämon ist, also gehe ich lieber mal nicht davon aus, dass irgendetwas an dieser Geburt Routine ist.«
Seine Stimme war so beruhigend. Zu dumm, dass sie ihm kein Wort glaubte. Das lag nicht daran, dass sie an seinen Fähigkeiten zweifelte. Sie war allerdings davon überzeugt, dass er ihr allen möglichen Quatsch erzählen würde, um sie zu beruhigen.
Als sie sich auf die Matratze zurücksinken ließ, warf das Plastiklaken unter ihr Falten. »Hat einer von euch Kinder?«
Sie wusste nicht, warum sie das fragte, sondern nur, dass sie einfach nicht darüber nachdenken wollte, was alles schiefgehen könnte.
Shade hielt ihre eine Tasse hin, damit sie sich einen Eiswürfel herausnehmen konnte. »Ich habe drei Söhne, Drillinge. Sie sind jetzt zwei.«
»Drei?« Du liebe Güte, einen zu gebären war schon schlimm genug, aber drei? Da wäre es ja weniger schmerzhaft, sich von einem Frachtzug überfahren zu lassen. Sie ließ den Eiswürfel in ihrem Mund verschwinden und war versucht, selig aufzustöhnen, als er ihren ausgetrockneten Mund beruhigte. »Vladlena, was ist mit dir?«
Vladlena schüttelte den Kopf. »Ich bin frisch verheiratet. Es wird sicher noch ein Weilchen dauern, ehe mein Gefährte und ich darüber nachdenken, ein
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