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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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hatte.
    Endlich trat Azagoth zurück und riss sich das Hemd auf. Vierzehn von Thanatos’ Tätowierungen schmückten jetzt die Brust des gefallenen Engels.
    »Die ganze Schönheit, und das ohne den ganzen Schmerz«, sagte Azagoth nachdenklich. »Fantastisch.«
    »Sprich für dich selbst.«
    Azagoth neigte den Kopf zur Seite und musterte Than abwägend. »Ich kann mir vorstellen, dass du gerade starke Schmerzen hast.«
    »Ich werd’s überleben.« Than zog seine Hose wieder an.
    »Ja, das wirst du. Du wirst den Rest deines Lebens durchleben, ohne dir ein weiteres Tattoo zuzulegen.«
    Than, der sich gerade sein Hemd überzog, hielt inne. »Warum?«
    »Weil du fünftausend Jahre lang betrogen hast. Die Tode, die man verursacht, sollten etwas bedeuten. Sie sollten dir Kummer und Leid einbringen. Doch stattdessen hast du sie begraben und nichts gefühlt. Das macht mich wütend.«
    Gott – Regan hatte genau dasselbe gesagt. Damals hatte er ihre Einwände abgetan, da sie als Mensch unmöglich begreifen konnte, was fünftausend Jahre des Tötens anrichten konnten. Scham ließ sein Gesicht rot anlaufen.
    Azagoths Wut verflog langsam wieder, und seine Stimme beruhigte sich. »Ich verstehe, warum du es getan hast. Du bist unter friedliebenden Menschen aufgewachsen. Tod und Gewalt haben dir schlimm zugesetzt. Und dabei musstest ausgerechnet du von all deinen Geschwistern am meisten davon sehen. Du hast das auf die einzige Art kompensiert, die dir möglich war. Aber dieser Weg ist dir künftig verschlossen. So lautet die Abmachung. Außerdem wirst du versprechen, nie wieder einen Tagwandler zu erschaffen. Wenn diese himmlischen Arschlöcher zu mir kommen und mich fragen, warum ich die Vampire nicht vernichtet habe, kann ich ihnen sagen, dass ich dich ja schließlich nicht vernichten könnte, und du, selbst wenn ich die ganze Rasse auslöschen würde, immer wieder neue Tagwandler erschaffen könntest. Und darum habe ich dir das Versprechen abgenommen, es in Zukunft zu unterlassen, und so weiter. Ist ein gutes Argument. Akzeptiere es oder lass es sein.«
    »Ich akzeptiere.«
    Azagoth legte den Kopf schief. »Du hast sehr rasch zugestimmt. Aber wie kannst du garantieren, dass du keine weiteren Tagwandler erschaffst, wenn du deine Vampire doch während unkontrollierbarer, tödlicher Wutanfälle erschaffen hast?«
    Thanatos schloss die Augen. Er hatte sich in Azagoths schlau gesponnenem Netz verfangen. »Ich werde es schaffen. Ich werde meditieren oder immer nur mit Höllenhunden unterwegs sein, die mich zur Not beißen können, oder …« Er öffnete die Augen und hielt Azagoths erbarmungslosem Blick stand. »
Bitte

    »Du Narr.« Azagoth stieß ein Schnauben aus. »Hast du in deinem langen Leben denn gar nichts gelernt? Alles hat seinen Preis. Wenn man ein Leben erschafft, muss man dafür bezahlen. Denk an den Tag zurück, an dem du den ersten Vampir erschufst.«
    Than durchwühlte die hintersten Winkel seines Gehirns, wobei er jede Menge Dreck aufwühlte. Aber er fand auch diese eine Erinnerung, den Funken, der alles ins Rollen gebracht hatte. »Ich war dazu verflucht worden, einer der Reiter zu sein. Ich hatte Fänge und war schrecklich wütend. Ich biss einen Mann und trank ihn leer. Er kam als Tagwandler zurück.«
    »Warst du dabei in einem deiner tödlichen Wutanfälle gefangen?«
    »Nein, die hatten zu der Zeit noch nicht eingesetzt –« Than sog einen gewaltigen, schmerzenden Atemzug ein. »Sie begannen erst, nachdem ich den ersten Tagwandler erschaffen hatte. Sie … Heilige Scheiße.
Ich
bin der Grund, weshalb ich manchmal total durchdrehe?«
    »Woher soll ich das wissen? Seh ich vielleicht wie ein Gott aus?« Azagoth verdrehte die Augen. »Ich will damit nur sagen, dass man herausfinden muss, welcher Preis eine jede Handlung nach sich zieht. Erschaffe einen Tagwandler – und du läufst Amok und bringst wahllos Leute um. Oder so ähnlich.« Azagoth zuckte mit den Achseln. »Na ja, mir ist das alles scheißegal. Ich will nur dein verdammtes Wort darauf, und ich will, dass du es hältst.«
    »Du hast mein Wort«, flüsterte Than. Verdammt, jetzt ergab alles einen Sinn. Jeder seiner Wutanfälle hatte einen neuen Anfall ausgelöst, es war ein Kreis gewesen, den er nicht hatte durchbrechen können. Einen Vampir erschaffen, dadurch einen Wutanfall erleiden, der zu weiteren Vampiren führte, die wiederum Wutanfälle auslösten … Was für ein verdammter Mist!
    »Du solltest auch wissen, dass die Gefühle, die du

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