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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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sie aufhörte zu zählen, würde die Panik wiederkehren, und ein neuer, noch schlimmerer Gedanke würde ihr in den Sinn kommen. Irgendetwas völlig Wahnsinniges, wie zum Beispiel:
Wenn du jetzt den Ball nicht fünfmal hintereinander springen lässt, stirbt das Baby.
    Sie kämpfte schon ihr ganzes Leben lang gegen diese Zwangserkrankung, dabei war ihr Fall keineswegs typisch. Kein Arzt hatte die Krankheit bislang in den Griff bekommen, und das nicht nur, weil ihre Symptome und ihr Verhalten völlig willkürlich zu sein schienen, sondern auch, weil sie keines der Medikamente vertrug, mit denen man sie üblicherweise behandelte. Schlimmer noch, sie konnte überhaupt keine Medikamente nehmen. Schon vor der Schwangerschaft hatte sie immer wieder die bizarrsten Reaktionen gezeigt, sogar auf die harmlosesten, frei erhältlichen Medis wie
Aspirin
.
    Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.
    Lass dir was einfallen, wie du hier rauskommst.
    Einatmen. Ausatmen.
    Handy!
Rasch erhob sie sich und griff mit beiden Händen in ihre Hosentaschen. Nichts. Es musste ihr wohl aus der Hose gefallen sein, als Thanatos sie aufgehoben hatte wie ein Höhlenmensch, der seine Beute in seine Höhle schleppt.
    Einatmen. Ausatmen.
    Er hatte ihr auch die einzige Waffe abgenommen, die sie gegen ihn hätte benutzen können, als er ihr den Dolch aus der Hand geschlagen hatte.
    Einatmen. Ausatmen. Was hätte sie nicht alles für dieses Stück Pergament auf ihrem Nachttisch gegeben.
    Als sich die Tür öffnete, fand das Ein- und Ausatmen ein jähes Ende. Ihr blieb die Luft in den Lungen stecken, während Thanatos ins Zimmer marschierte; die Miene wild, der Körper angespannt wie eine Bogensehne.
    »Du hast mir einiges zu erklären.« Seine Stimme rumpelte wie Donnerrollen.
    Während er Ares die Tür vor der Nase zuschlug, spielte sie die Lässige, obwohl sie sich in Wahrheit innerlich auf einen Tornado der Stärke fünf einstellte.
    »Wie wär’s, wenn du mit den Erklärungen anfängst?«, konterte sie. »Zum Beispiel: Wie hast du mich gefunden? Der Standort des Aegis-Hauptquartiers war immer ein Geheimnis und nicht einmal euch Reitern bekannt.«
    Er musste die Zähne wohl kräftig aufeinanderbeißen, da die Muskeln in seinem Kiefer heftig arbeiteten. »Ich spürte etwas, das mich dorthin geführt hat.« Seine Augen wanderten zu ihrem Bauch. »Er war es.«
    Sie runzelte die Stirn. »Du weißt doch gar nicht, ob es ein Junge ist.«
    »Du hast ihn Ponyboy genannt. Aber selbst wenn du das nicht getan hättest, wüsste ich es. Ich kann ihn fühlen.«
    Okay, es gefiel ihr aber gar nicht, dass Thanatos eine stärkere Verbindung zu ihrem Baby hatte als sie. Sie hatte dem Baby abends vorgelesen, hatte ihm Musik vorgespielt, ihm von den Wundern – und Gefahren – der Welt erzählt, in der er aufwachsen würde. Wie konnte Thanatos das Baby
fühlen
, das er doch seit gerade erst fünf Minuten kannte?
    Andererseits war das vielleicht gar nicht mal schlecht. Wenn er die Lebenskraft des Babys fühlte, würde er sie vielleicht am Leben lassen. Das Baby versetzte ihr wieder einmal einen dieser Mördertritte, sodass ihr die Luft wegblieb. Wie vorhin in der Zelle. Than kam auf sie zu, blieb aber stehen, ohne sie zu berühren.
    »Es war nur ein Tritt«, murmelte sie. »Ich glaube, er hat Hufe anstatt Füße.«
    Seine Stimme war so scharf wie die Klinge eines
S’teng
. »Darüber solltest du keine Witze machen.«
    »Hab ich gar nicht.« Na ja, irgendwie nicht. Sie hoffte, das Kind werde keine Hufe haben, aber angesichts der Tatsache, dass Thanatos’ Mutter ein Dämon war und Regans Vater … also, er war kein richtiger Dämon gewesen, aber … tja. Wer wusste schon, was alles mit der DNA ihres kleinen Fohlens schiefgehen konnte?
    Thanatos trat zurück. Seine Stiefel trafen wie Donnerschläge auf den Fußboden auf. »Warum hast du das getan? Und lüg mich nicht an, Regan. Ares berichtete mir, du hattest vor, mich zu verführen, um schwanger zu werden. Warum? Und warum warst du nicht offen und ehrlich, als du das erste Mal zu mir gekommen bist?«
    Dieser blöde Ares. Die ganze Sache war inzwischen ein einziges Chaos, über das niemand mehr die Kontrolle hatte. »Weil wir Hinweise darauf fanden, dass ein Kind, das einem Reiter und einer Aegi geboren würde, die Apokalypse aufhalten könnte, und darin wurde angedeutet, dass du nichts von dem Baby wissen dürftest.«
    Thanatos kniff die Augen zusammen, bis sie nur noch Schlitze waren. »Was für Hinweise?«
    »Sie waren

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