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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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dermaßen tiefen Zustand von Depression und Schuldgefühlen verfallen war, dass sie ihr Bett kaum verlassen konnte, hatte sie nie an Selbstmord gedacht.
    Zugegeben, sie hatte vielleicht ein-, zweimal in Erwägung gezogen, nach der Geburt in die Kampftruppen der Aegis zurückzukehren, denn in einer Schlacht getötet zu werden bedeutete ja nicht, sich selbst umzubringen, richtig? Nicht, wenn der Tod nicht das Ziel war, so wie er es für ihre Mutter gewesen war.
    Wieder drehte sich ihr der Magen um. Sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen, stand rasch auf und schob sich an Limos vorbei, die gerade ins Zimmer zurückkehrte. »Ich … ähm … ich muss gehen.«
    Decker ging auf sie zu. »Regan?«
    »Mir geht’s gut.« Sie hob die Hand, um die anderen zurückzuhalten. »Ich brauche nur eine Minute.«
    Gleich darauf stürzte sie so schnell sie konnte ins Bad, wo sie ihre letzte Mahlzeit wieder loswurde.

11
    Kaum hatte sich Regan mit einer der Reservezahnbürsten, die sie in Thans Badezimmerschrank gefunden hatte, die Zähne geputzt, klopfte es leise an die Schlafzimmertür.
    »Ich will wirklich nicht mit dir reden, Thanatos«, rief sie. Noch ehe der Satz vollständig ihren Mund verlassen hatte, wurde ihr bewusst, wie dumm es war, so etwas zu sagen – Thanatos hätte nie geklopft. Er wäre hereingestürzt wie ein übel gelaunter Bär, der gerade aus dem Winterschlaf erwacht war.
    Als Deckers gedämpfte Stimme durch die Tür drang, räumte sie die Zahnbürste weg. »Es ist nicht Thanatos.«
    »Oh.« Sie watschelte ins Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett sinken. »Komm rein.«
    Decker schlüpfte herein, still wie ein Geist. Für einen so riesigen Kerl war er bemerkenswert behände. Aber das war Thanatos auch … auf Arten, bei denen sich ihr Körper erhitzte, wenn sie nur daran dachte.
    »Alles klar?«, fragte Decker.
    »Ja, sicher.«
    »Scher dich nicht um Lance. Ich glaube, die Milch seiner Mama muss sauer gewesen sein.«
    Sie seufzte. »Es ist nicht Lance. Es ist alles. Ich fühle mich so nutzlos. Ich hätte heute dort sein sollen. Ich hätte helfen können.«
    »Klingt so, als ob niemand hätte helfen können. Du wärst auch nur umgebracht worden.«
    Erschauernd atmete sie aus. Vermutlich hatte er recht, aber das verminderte nicht ihre Schuldgefühle, weil sie nicht bei ihren Kollegen gewesen war, als sie sie gebraucht hatten. Außerdem machte es unmissverständlich klar, dass die Krise weit schlimmer war, als sie hatte zugeben wollen.
    »Weißt du was … Die ganze Zeit, sogar als es aussah, als ob es gar nicht mehr schlimmer kommen könnte, habe ich nie bezweifelt, dass wir Pestilence schlagen und die Apokalypse aufhalten könnten.«
    »Das werden wir«, sagte Decker wild entschlossen. »Wir werden einen Weg finden.«
    »Da bin ich mir nicht mehr so sicher.« Es schmerzte, das zu sagen, und ein Teil von ihr konnte nicht glauben, dass sie es tatsächlich zugegeben hatte. Eine Niederlage war für sie nie denkbar gewesen. Sie hatte ihr ganzes Leben lang gekämpft von dem Tag ihrer Geburt an. Doch jetzt sah es so aus, als ob Kämpfen lediglich das Unvermeidliche hinauszögern würde. »Mit der Aufdeckung des Hauptquartiers hat Pestilence uns nicht nur lahmgelegt, er hat auch unsere Organisation und die Befehlsebene praktisch außer Gefecht gesetzt. Gar nicht davon zu reden, dass das Ganze ein ungeheurer Schlag gegen die Zuversicht jedes Wächters ist.«
    »Hör auf.« Decker setzte sich neben sie. »Wir müssen an der Hoffnung festhalten.« Er sah auf ihren Bauch hinab. »Und der kleine Wurm da drin ist Hoffnung.«
    Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. »Du bist neben Kynan der Einzige, der das sagen kann, ohne zu erschaudern.«
    »Weil es ein Baby ist. Es ist kein Ungeheuer, ganz egal, was alle anderen denken.«
    »Danke.« Sie musterte die Kissen und kämpfte gegen den Drang an, sie zu glätten. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber … gibt es einen Grund, wieso du hier bist?« Außer Suzi hatte sich bislang nie jemand die Mühe gemacht, Regan Gesellschaft zu leisten.
    »Das hab ich immer an dir gemocht«, sagte Deck. »Du redest nie um den heißen Brei herum.« Er wurde wieder ernst, und sie wappnete sich gegen das, was jetzt kommen würde. »Ich wollte dich vorwarnen. Kynan hat gerade einen Anruf von Sammara in der Technikabteilung erhalten. Sie hat die Computer im Hauptquartier überprüft.«
    Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf los. »Sag mir nicht, dass Pestilence unsere Personaldaten

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