THARKARÚN – Krieger der Nacht
halten.« Diese Worte richteten sich ebenfalls an die hastig herbeigeeilten Schwarzen Hexer. Nachdem sie erkannt hatten, dass keine Gefahr bestand, hatten sie ihre Zauberstäbe wieder gesenkt. »Wenn ich an Eurer Stelle wäre, würde ich zum ehrwürdigen Shannon eilen, der gerade eine Versammlung auf dem großen Platz einberuft.«
Die Hexer verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, das Echo ihrer Schritte verhallte in den dunklen Korridoren und vermischte sich mit anderen Geräuschen aus der Ferne. Die Festung erwachte und mit ihr die Stadt Shilkar. Dhannam und Asduvarlun sahen sich schweigend an. Der Königssohn war wie erstarrt und konnte dem Blick des Generals kaum standhalten. Zu Dhannams Erleichterung begann Asduvarlun zu sprechen.
»Geht jetzt besser zu Eurem Vater hinüber«, sagte er kurz angebunden. »Ich werde an anderer Stelle gebraucht und möchte
nicht, dass Euch etwas geschieht, weder Euch noch Eurem Vater oder König Zarak. Bleibt immer in seiner Nähe, j a? Ihr wisst besser als ich, wie schwach er in letzter Zeit ist, und von den Gremlins habt Ihr sicher genug gehört, um Euch vorstellen zu können, wozu sie fähig sind.«
Dhannam nickte. Er schauderte und wusste nicht recht, ob es am kalten Wind oder an seiner Angst lag. Er glitt aus dem Bett und trat auf den General zu. »Was ist passiert? Warum der Alarm?«
Auf ein Zeichen des Generals gingen sie gemeinsam hinaus auf den Flur. Die Tür zum Nachbarzimmer, in dem der König schlief, war angelehnt.
»An der Mauer wurde ein Toter entdeckt«, erklärte Asduvarlun. »Er wies die gleichen Verletzungen auf wie der Tote, den wir am ersten Tag hier gesehen haben, und dazu umgab ihn wieder der unerträgliche Geruch nach schwarzer Magie. Die Wachen haben nichts bemerkt, lediglich ein ›schwarzes Zucken‹ – eine zutreffende Beschreibung für den geheimnisvollen Feind, mit dem wir es zu tun haben. Es könnte gut sein, dass die Gremlins hier in den Straßen unterwegs sind, und wir wissen ja, dass sie problemlos in Häuser eindringen können.«
Sie standen jetzt genau vor Gavrilus’ Zimmertür, Asduvarlun öffnete sie vorsichtig. »Majestät«, rief er leise hinein. »Euer Sohn ist hier und wird bis zu meiner Rückkehr bei Euch wachen. Es wird nicht lange dauern, dann komme ich wieder und erstatte Bericht. Ihr dürft auf keinen Fall das Zimmer verlassen. Bei Gefahr braucht Ihr nur zu rufen, zwei Wachen sind ganz in Eurer Nähe. Ich mache mich jetzt auf die Suche nach König Zarak. Ist das in Eurem Sinne?«
»Danke, Amorannon, Ihr seid eine unschätzbare Hilfe.« Die Stimme des Elbenkönigs klang erschöpft. Oder kam es Dhannam nur so vor, weil er verängstigt und aufgeregt war? »Solange ich weiß, dass Ihr Euch um alles kümmert, bin ich unbesorgt. Verlasst uns jetzt, Ihr werdet draußen dringender gebraucht.«
Im Gehen versetzte Asduvarlun Dhannam einen aufmunternden
Klaps auf die Schulter, doch der Prinz fühlte sich dennoch schwach und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der Alarm endlich aufgehoben würde und ein neuer Tag anbrach. Er betrat das Zimmer, ließ die Tür allerdings einen Spalt offen, damit die Wachen, von denen der General gesprochen hatte, sein Rufen im Notfall auch wirklich hören würden. Gavrilus saß aufgerichtet und vollständig angezogen auf der Bettkante. Man merkte ihm nicht an, dass man ihn gerade mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte. Würdevoll und aufrecht sah er aus, der Alarm schien ihn nicht weiter beunruhigt zu haben. Dhannam war verlegen, mit hängendem Kopf ging er wortlos zu seinem Vater.
»Ich habe deinen Schrei gehört«, begann Gavrilus unerwartet sanft.
Dhannam konnte ihm nicht in die Augen sehen und starrte auf einen Riss in der Wand. »Ich war so erschrocken«, murmelte der Elbenprinz entschuldigend.
Gavrilus lachte leise. »Du musst dich nicht rechtfertigen«, entgegnete er. »Es ist nicht leicht, ruhig zu bleiben, wenn da draußen unberechenbare mörderische Wesen umherstreifen, die jederzeit und hinterrücks zuschlagen können. Zum Glück hatte ich General Asduvarlun an meiner Seite, sonst hätte ich vielleicht genauso reagiert wie du. Warum setzt du dich nicht?«
Er klopfte neben sich auf die Matratze, doch Dhannam wollte sich nicht setzen. Nervös lief er im Zimmer auf und ab und lauschte nach draußen. »Wenn Ihr erlaubt, bleibe ich lieber stehen, ich bin zu aufgeregt, um still zu sitzen«, antwortete er und lachte nervös auf. »Was glaubst du, was da draußen gerade
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