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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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passiert ?« Dhannam deutete mit dem Kopf in Richtung Fenster, das hinter schweren roten Vorhängen verborgen war.
    »Amorannon hat von einem Toten gesprochen«, sagte Gavrilus. »Aber er war sehr zurückhaltend. Erst wenn er alles mit eigenen Augen gesehen hat, werden wir Genaueres erfahren. Du siehst mitgenommen aus. Willst du dich wirklich nicht setzen?«
    Dhannam gab nach und nahm neben seinem Vater Platz. Wie
lange hatte er nicht mehr unter vier Augen mit ihm gesprochen, ein vertrauliches Gespräch zwischen Vater und Sohn geführt? Der Elbenkönig hatte nicht viel Zeit für seine Kinder und an seine Mutter hatte Dhannam nur noch bruchstückhafte Erinnerungen. Gerade deshalb fehlte ihm die Nähe des Vaters, obwohl er wusste, wie tief seine Liebe war. Er seufzte, und da ihm nichts einfiel, womit er seinen Vater beruhigen konnte, sagte er lieber nichts.
    »Es ist schon seltsam, meinst du nicht auch«, sagte der gefasst wirkende Gavrilus in unbekümmertem Ton, »dass wir erst in Lebensgefahr geraten müssen, um einmal gemütlich beisammenzusitzen und uns zu unterhalten?«
    Dhannam fuhr herum: »Aber Vater!«
    Gavrilus zuckte mit den Schultern. »Beruhige dich, es ist nichts als die Wahrheit. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht ein schlechter Vater gewesen bin. Für dich und Alfargus und für Adilean. « Sein zerfurchtes Gesicht wirkte schlagartig älter. »Als König muss man manchmal das Wohl des Volkes über das eigene Wohl und das seiner Liebsten stellen. Als deine Mutter starb, war ich gerade beim Rat der acht Völker. Ich war trotz ihrer Erkrankung aufgebrochen, weil ich die Versammlung eröffnen musste. Als ein Bote mir die Nachricht überbrachte, dass sie mit dem Tode ringt, verließ ich den Saal. Ich bin geritten wie der Teufel, aber ich habe es nicht mehr rechtzeitig geschafft. Das habe ich bis heute nicht verwunden.«
    Dhannam hätte ihm gerne gesagt, dass es nicht seine Schuld war und er in dieser Situation die richtige Entscheidung getroffen hatte, aber glaubte er das auch? War das Wohl des Volkes wirklich wichtiger als die eigene Frau? Zum Glück würde er mit solchen Problemen nicht konfrontiert werden, denn nicht er, sondern Alfargus war der Thronfolger, und sein Bruder würde diesen Gewissenskonflikten bestimmt besser gewachsen sein als er. Dhannam legte seinem Vater tröstend die Hand auf die Schulter. Ohne es zu merken, hatte er die unheimlichen Geräusche vor dem Fenster und die Aufregung wegen des Alarms vergessen.

    »Ich muss immer daran denken, was ich Adilean angetan habe«, flüsterte Gavrilus und mit jeder Silbe schien er kraftloser zu werden. »Ich frage mich, ob ich nicht wieder einen unverzeihlichen Fehler gemacht habe. Aber was blieb mir übrig? Ich musste handeln. Ich wünsche dir, Dhannam, dass du nie unter Zeitdruck eine so wichtige Entscheidung treffen musst. Ich hoffe, du wirst es dereinst besser machen als ich. Wenn das alles hinter uns liegt, kann ich immer noch das ewige Versprechen brechen und mit meinem Leben bezahlen, aber im Augenblick …«
    »Vater!« Zu mehr kam Dhannam nicht mehr, denn die Tür schwang auf und Amorannon Asduvarlun erschien auf der Schwelle, begleitet von zwei Schwarzen Hexern, die wachsam ihre Stäbe vor sich gestreckt hielten. Er verlor keine Zeit mit Höflichkeiten, sondern begann sofort zu berichten.
    »Es gibt insgesamt drei Tote. König Zarak ist mit Shannon an der Mauer. Einen Gremlin haben wir vermutlich mithilfe von Magie töten können, er hat sich einfach aufgelöst, wie die anderen auch. Es wäre vielleicht besser, wenn Ihr nicht dorthin gehen würdet, hier seid Ihr in Sicherheit.«
    Gavrilus schüttelte den Kopf. Als der General ins Zimmer getreten war, hatte er sich erhoben und stand jetzt in der Mitte des Raumes. »Ich lasse mir nicht von Zarak zeigen, wo mein Platz ist, wenn das vereinte Heer kämpft. Wir führen gemeinsam das Oberkommando, es ist unsere Pflicht, bei unseren Soldaten zu sein. Dhannam, du begleitest mich!«
    Sich in das Grauen vor der Festungsmauer zu stürzen, war das Letzte, was Dhannam sich gewünscht hätte, aber die Vorstellung, hier ganz allein einem plötzlichen Angriff der Gremlins ausgesetzt zu sein, war weit schlimmer. So heftete er sich eilig an die Fersen seines Vaters, der unter dem Schutz von Asduvarlun und drei Schwarzen Hexern den Raum verließ. Ohne dass Dhannam hätte sagen können, welchen Weg sie durch die verwinkelten Gassen genommen hatten, standen sie plötzlich auf dem großen Platz.

    In den hell

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