Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
nicht kitzeln, wir gehören nämlich gar nicht hierher. Eigentlich sollte ich jetzt Zuhause sein und Milvola gratulieren. Und seht nur, was aus dem schönen Teppich geworden ist. Ganz zerfetzt. Nicht mehr zu gebrauchen. All die Mühe umsonst. Aber das ist ja egal, weil ich ja eh viel zu weit weg bin und ihn Milvola gar nicht schenken kann. Aber wozu erzähl ich das Euch, Ihr kennt sie ja gar nicht. Na, jedenfalls kann ich sie jetzt nicht beeindrucken. Sie wird vielmehr böse sein, weil ich überhaupt nicht komme und einen anderen heiraten und, und ...“
Lumiggl stockte und sah in die großen blauen Augen über ihm. Dann heulte er los: „Wir wollen doch nur wieder nach Hause!“
Floritzl hatte die ganze Zeit wie versteinert dagestanden. Jetzt aber überwand er seinen Schreck und eilte zu seinem Freund – Kitzelgefahr hin oder her – und klopfte ihm tröstend auf die Schulter.
„Wir kommen wieder zurück, ganz bestimmt“, versicherte er, „und wenn du dann von deinen Abenteuer erzählst, wird Milvola nur noch Augen für dich haben, Tradition hin oder her!“
„Was für Abenteuer denn?“, schluchzte Lumiggl, zeigte aber schon wieder leises Interesse.
„Na, das hier – und die, die wir auf dem Heimweg erleben werden“, der Elf machte eine weitausholende Geste. „Wir werden in die Geschichte eingehen, als die am weitesten gereisten ...“
„Es tut mir leid, wenn ich so rüde unterbreche, aber könnten wir uns erst darüber Gedanken machen, wie ihr von mir runterkommt? Ich kann mir das Lachen fast nicht mehr verbeißen und außerdem tun meine Flügel weh, ich liege nämlich auf ihnen drauf“, unterbrach das große, weiße Wesen.
„Ja natürlich“, murmelte Floritzl. Er biss die Zähne zusammen, schnappte sich den Wombling und – verbeulte Flügel und Schmerzen hin oder her – flatterte mit ihm das Stück weißes Etwas hinunter, das sie beide vom festen Boden trennte.
Dann erst erfasste er, was das Wesen gesagt hatte: „Du hast Flügel?“
„Natürlich, ich bin doch ein Drache.“
Floritzl hatte blitzschnell kalkuliert, dass ein so großes Wesen sicher auch große Flügel hatte und damit schnell fliegen konnte – mit ihnen beiden zurück nach Hause nämlich – bei dem Wort 'Drache' aber packte er den Freund sofort und zog ihn hinter den nächsten Felsen um etwas sicherer zu sein.
„Hast du gehört, ein Drache“, raunte er Lumiggl dabei zu und etwas, das verdammt nach Panik aussah, stand dem Elf ins Gesicht geschrieben.
„Hey!“ Lumiggl, der sich inzwischen wieder gefasst hatte, stieß ihn an. „Er ist kein Roter Drache. Und du weißt doch, nur die roten sind böse!“
Floritzl stutzte. „Woher weißt du, dass er kein roter Drache ist?“
„Er ist weiß.“
„Oh“, der Elf besah sich das Wesen und blickte dann forschend in das Riesengesicht, das eine zutiefst erstaunte Miene zeigte.
„Vielleicht hat er sich angemalt?“
„Weswegen? weil er Angst vor uns hat?“ Lumiggl tippte sich bezeichnend an die Stirn.
„Womöglich ist er von der Sonne ausgebleicht.“
„Davon hab ich noch nie gehört.“
„Na und?“
»Es würde in den alten Legenden stehen, wenn so etwas möglich wäre.«
„Du musst es ja wissen.“
„Klar.“
Floritzl seufzte. Lumiggl hätte es gewusst, dass hätte er sich eigentlich gleich denken können. Jemand, der Balladen mit 143 Strophen auswendig kannte, wusste so etwas natürlich.
„Außerdem, wenn er ein ausgebleichter roter Drache wäre, wäre er jetzt rosa“, fuhr Lumiggl unerbittlich fort. Manchmal konnte einem dieser Wombling wirklich auf die Nerven gehen.
„Vielleicht sind weiße Drachen auch böse ...“, beharrte Floritzl.
„Die Legenden berichten ausschließlich von roten Drachen. Von den blauen und den grünen heißt es, sie seien die Freunde aller Geschöpfe, auch wenn sie sich jetzt vom Leben mit dem Kleinen Volk zurückgezogen haben … (10) “
„Der hier ist aber nicht grün oder blau ... was macht er denn da?“
„Ich glaube, er lacht.“
Und er lachte wirklich, der Drache. Jetzt, da er sich nicht mehr zurückhalten musste, lachte er, bis ihm die Tränen in die Augen traten. Er schien gar nicht mehr aufhören zu wollen.
„Na also, kein roter Drache würde so lachen“, setzte Lumiggl die Diskussion fort.
„Pah, ich bin sicher, die können auch hämisch lachen.“
„Aber er ist weiß!“
„Er könnte ein roter Albino sein!“
„Unsinn, schau genau hin, er hat einen blauen Schimmer!“
„Eher türkis“,
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