Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
genau, darüber habe ich mich gewundert. Und das ist eine gute Antwort, Lumiggl. Danke, Lumiggl.“
„Du heißt also Lumiggl.“
„Und ich Floritzl.“
„Lumiggl und Floritzl, da hätten wir schon einen Anfang gemacht. Und darf ich mich jetzt vorstellen: Ich bin Andrak. Aber einen Augenblick bitte, ich muss mich etwas bequemer hinsetzen.“
Der Drache erhob sich etwas, und schon dieses etwas wirkte überwältigend genug, dass die beiden sich etwas zurückzogen, dezent versteht sich.
„So jetzt geht es wieder. Also, bevor wir durch mein unfreiwilliges Lachen unterbrochen wurden, hattest du, Lumiggl, mir zu erklären versucht, woher ihr kommt und was euch hierher führt. Dürfte ich dich bitten, noch einmal von vorn anzufangen?“
Lumiggl begann also zu erzählen.
Anfangs war Floritzl noch sehr wachsam, ob er auch in kein zu schiefes Licht geriet in Lumiggls Geschichte. Nachdem diese Klippe aber glücklich und unbeschadet umschifft war, begannen seine Gedanken, etwa auf Höhe der Blumenwiese und der ersten Hummel, zu wandern. Mochte es auch sein, dass er und Lumiggl, wer weiß wo, jedenfalls viele Tagesreisen von ihrer Heimat entfernt gelandet waren, mochte dem auch so sein, hatten Drachen doch Flügel und waren für ihren pfeilschnellen Flug berühmt. Würde es ihm nun gelingen, diesen einen Drachen dazu zu überreden, sie beide nach Hause zu fliegen, wären sie im Handumdrehen und noch vor dem Abendessen zurück. Und was wäre das für ein Auftritt, wenn sie von Abenteuern schwer und auf einem weißen Drachen reitend eine Ehrenrunde über das Dorf zögen, allen, die sie kannten zuwinkten, langsam tiefer sinkend, um schließlich auf dem großen Dorfplatz niederzugehen. Einmal abgesehen davon, dass das noch kein Elf vor ihm fertiggebracht hatte – welchen Eindruck würde das auf Milvola machen, wie würde ihr Herz Lumiggl zufliegen! Wer konnte schon einem weißen Drachen als Ehrengast auf dem wichtigsten Geburtstag der eigenen Tochter widerstehen. Und wenn dieser weiße Drachen auch noch ein gutes Wort einlegte, was sollte da noch schief gehen? Ach, er sah sich schon und Lumiggl, versteht sich. Was für ein Auflauf, was für ein Getümmel, was für ein Spektakel, und sie beide mittendrin. Genau so würden sie es machen, so würde er den Tag retten. Es brauchte nur den rechten Zuspruch für den Drachen, und er als Elf hatte doch noch jeden, oder wenigstens beinahe jeden, um den Finger gewickelt. Ob der Drache wohl Musik mochte, überhaupt wo steckte seine Flöte?
So kehrte er in die Wirklichkeit zurück, indem er rings um seine Gürtellinie herum nach seiner Flöte patschte und tastete, die da hoffentlich irgendwo sein musste. Gerstenkorn sei Dank, da war sie auch.
„Das war sehr mutig und heldenhaft von dir, Floritzl.“
„Äh, was?“ Floritzl hatte bei seinen Tagträumereien gar nicht bemerkt, dass Lumiggl mit seinem Bericht fertig war.
„Dass du deinem Freund nach und auf den Teppich gefolgt bist. Du hast ein gutes Herz, auch wenn du es selbst noch nicht weißt.“
War das jetzt ein Lob, eine Anspielung oder eine Beleidigung?
„Och, das war doch noch gar nichts“, Floritzl hatte sich beschlossen, es als Lob zu nehmen. „Nur leider hat es nichts geholfen.“
„Manchmal ist den besten Absichten kein Erfolg beschieden, aber das ändert ja nichts an der guten Absicht.“
Floritzl schwieg, weil er sich dachte, dass er den guten Eindruck, den er gemacht hatte, bei nächster Gelegenheit für seine weiteren guten Absichten nutzen konnte. Und was machte sich da besser, als ganz verschämt zu schweigen; wie geschickt er doch war, dachte er sich dabei mit gezügeltem Stolz.
Nach dem langen anstrengenden Bericht war Lumiggl unter der Last seiner Sorgen und seiner verpufften Pläne und Träume wieder zusammengesunken.
„Wie gern würde ich das alles noch jemand anderem erzählen.“
„Ach Lumiggl, das wirst du“, munterte ihn Floritzl auf, „und wie! Wenn wir erst wieder zurück sind, und du deine Abenteuer erzählen wirst, und zur Abwechslung mal nicht die uralten Kamellen von anno dunnemal, was meinst du, was die für Augen machen werden? Und Milvola wird nur noch Augen für dich haben, Tradition hin oder her!“
„Jetzt fängst du schon wieder an. Welche Abenteuer denn?“
„Na, ist das etwa nichts, was wir bis jetzt erlebt haben? Und was wir erst noch auf unserem Heimweg erleben werden! Wir werden in die Geschichte eingehen, man wird uns nur noch als Die Weitgereisten kennen, so weit wie
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