Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
bringen.
Die Zwerge luden Tiedel und Lumiggl zum Essen ein, was die beiden gerne akzeptierten. Den Eintopf hatten die Zwerge offensichtlich schon vorher mitgebracht in fest verschlossenen Kupferbehältern, die sie einfach ins Feuer stellten und, die Hände in dicken Handschuhen, wieder herausholten, wenn die Töpfe zu 'singen' begannen. Wenn der Inhalt kochte, musste sich der Dampf einen komplizierten Weg durch Löcher im Deckel, über die Knubbel mit Schlitzen geschweißt waren, suchen. Dadurch entstanden verschiedene Pfeifgeräusche, die, wenn mehrere Töpfe beieinander waren, sogar recht melodisch klangen. Bald hatte jeder eine volle Holzschüssel vor sich.
Anfangs löffelten alle schweigend vor sich hin.
„Was wollt ihr jetzt machen?“, wandte sich Lumiggl schließlich an Wigguld.
„Wie ich schon sagte, wir holen die anderen und verfolgen die Drachen.“
„Aber das ist doch eine ganze Bande! Und sie haben diese komischen Menschen bei sich!“ Lumiggl war entsetzt. „Wollt ihr euch alle umbringen?“
„Wir greifen ja immer nur einen an.“
„Ach, und dann glaubt, ihr, habt ihr eine Chance? Die haben doch Panzer und sie sind ziemlich groß! Erinnert euch an das Lied von Baldwin, dem Tapferen: Er grub sich ein Loch, um den Drachen von unten angreifen zu können. Aber der Drache blieb genau auf dem Loch sitzen und Baldwin konnte mit seinem Schwert die Drachenhaut nicht einmal ritzen!“
„Was ist dann passiert?“, mischte sich Tiedel neugierig ein, der das Lied von Baldwin dem Tapferen anscheinend nicht kannte.
„Nicht viel. Baldwins Stocherei am Hinterteil des Drachens löste bei dem wohl den Drang aus sich zu erleichtern. Danach kroch der Drache wieder weg. Es heißt, Baldwin konnte den Gestank nie wieder loswerden.“
„Wir wollten keine Löcher graben, sondern an einem günstigen Plätzchen eine Steinlawine auslösen“, widersprach Wigguld. „Wir Zwerge können mit Steinen umgehen.“
„Ja, das stimmt schon. Aber trotzdem – wie wollt ihr denn überhaupt einen Drachen dazu bewegen, sich an diesem Plätzchen aufzustellen? Und wie wollt ihr ihn von den anderen weglocken?“
Wigguld zupfte an seinem Bart. Bis zu diesem Punkt war seine Überlegung offensichtlich noch nicht gediehen.
„Trennen die sich denn nie?“, fragte er schließlich.
„Sie fliegen wohl schon auch mal einzeln. Aber ich glaube nicht, dass sie alleine irgendwo ein Nickerchen halten. Ich glaube, sie treffen sich immer am Sammelplatz, den Tiedel gesehen hat“, überlegte Lumiggl laut.
„Dann warten wir am besten in der Nähe von dem Platz, bis mal ein einzelner losfliegt und verfolgen ihn.“
„Wie wollt ihr das denn machen?“
„Na, wir laufen hinterher.“
„Aber, äh, der fliegt doch ziemlich schnell und in der Luft muss er auch keinen Bäumen ausweichen, oder so.“
„Komische Idee. Bäume in der Luft.“
„Nein, ich meine das anders“, Lumiggl wedelte ungeduldig mit der Hand. „Die Drachen können einfach geradeaus fliegen. Keine Hindernisse in der Luft. Ihr dagegen müsst Bäumen ausweichen und über Steine klettern ...“
„Du meinst, wir würden es kaum schaffen, an ihm dran zu bleiben?“
„Ihr müsst ja auch noch aufpassen, dass die anderen euch nicht sehen.“
„Welche anderen?“
„Na die, die noch am Sammelplatz sind.“
„Ach die. Ja, stimmt schon.“
„Und was macht ihr, wenn der Drache nicht in der Nähe eines passendes Bergabhang landet?“
„Tja ...“
„Oder wenn er wieder wegfliegt, bevor ihr die Lawine auslösen könnt. Wie lange dauert so was überhaupt?“
„Also“, Wigguld zupfte hektischer an seinem Bart. „Eine Weile dauert es schon, bis die Steine gelockert sind“, er sah ziemlich enttäuscht aus. „Aber sollen wir uns etwa alle in unser Winterquartier verkrümeln und rumsitzen?“
„Warum geht ihr nicht zu Andraks Drachenhöhle?“, schlug Lumiggl vor. „Je mehr sich zusammenschließen, desto besser.“
Die Augen des Zwergs leuchteten auf. Das schien schon eher nach seinem Geschmack zu sein.
„Gute Idee“, stimmte er nach kurzem Überlegen zu. "Dass ich da nicht selber drauf gekommen bin. Ich werde mit meinen Leuten darüber reden“, er hieb Lumiggl mit der Hand auf die Schulter, dass dem Hören und Sehen verging.
„Für heute können wir ohnehin nichts mehr tun.“Er machte eine weitausholende Geste. „Bleibt bei uns über Nacht. Wir wollen uns Geschichten erzählen und Lieder singen. Morgen sehen wir weiter.“
***
Gegen Mitternacht
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