Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
konnte. Die Nachfahren des ersten Moosmannes wussten nur ihren geheiligten Schatz nicht zu schätzen. Sicherlich trug auch das Dünnbier, das der Wombling nicht kannte und nicht gewöhnt war, zu seiner lässigen Haltung bei. Es war nämlich längst nicht so harmlos, wie es hieß und schmeckte.
Die Zwerge hatten es anscheinend literweise mitgebracht und sprachen ihm auch fleißig zu, ohne dass sich eine nennenswerte Wirkung bei ihnen zeigte. Lumiggl hatte es ihnen gleich getan. Bei ihm aber blieb es nicht ohne Auswirkung.
Als Wigguld später am Abend noch einmal auf das Thema Gerstenkorn zurückkam, winkte der Wombling nur großzügig ab.
„Macht nix!“, lallte er. „Wir ham jeder ne eing-ene Meinun un ... un so.“
Wigguld lachte schallend: „Beim großen Gerstenkorn! Ihr trinkt bei euch daheim wohl kein Bier?“
Lumiggl schüttelte den Kopf, ließ das dann aber gleich wieder, weil ihm schwindelig wurde.
„Schschon, aber sss mir su schwwer“, erklärte er. „Ich mag liever Holununer – ups – wein!“
Sprach's, kippte um und fing an zu schnarchen.
Mitten in der Nacht schreckte er auf. Sein Kopf fühlte sich ganz normal an, wenn er ihn von außen betastete. Innen aber schien er mächtig angeschwollen zu sein und das Gehirn badete offenbar gerade in Nebel. Aber irgendetwas hatte ihn geweckt. Da war es wieder: ein Zirpen, oder war es eher ein Pfeifen? Normalerweise sind die Instinkte von Naturwesen ja sehr ausgeprägt und ein unbekanntes Geräusch bedeutet für einen ordentlichen Instinkt immer „Gefahr im Anmarsch!“ Genau das hatte er bei Lumiggl auch getan, aber der war noch so betrunken, dass die Signale seines Instinkts viel zu spät bei ihm ankamen. Das Geräusch hatte auch die Zwerge geweckt und sie griffen sofort zu ihren Waffen, während Lumiggl ihnen nur mit mäßiger Neugier zuschaute.
„Schaut, es sind nur Fledermäuse!“, rief da ein Zwerg.
Die anderen entspannten sich wieder. In diesem Moment kamen alle Fledermäuse im Sturzflug auf die Männer zu. Es sah beinahe so aus, als ob sie die Zwerge anfallen wollten! Lächerlich, schließlich wusste jeder, dass Fledermäuse sich von Insekten ernährten und niemals etwas angriffen, das größer war, als sie selbst!
Aber diese Fledermäuse hatten davon offenbar noch nichts gehört. Mit hektischen Flügelschlägen schossen sie auf die Zwerge herab, umkreisten sie und versuchten, sie zusammenzutreiben, wobei sie mit ungewöhnlich langen, spitzen Zähnen immer wieder nach ihren Gesichtern schnappten.
Verblüfft rissen die Zwerge instinktiv die Arme schützend empor, wobei sie die Waffen fallen ließen.
Lumiggl schaute zu, wie die Männer eingekreist und zusammengedrängt wurden. Auch Tiedel war unter ihnen. In Lumiggls Kopf tauchte der Gedanke auf, dass er beim Abschied versprochen hatte, auf den Jungen aufzupassen.
„Blöde Maus – lass ihn ´n Ruh!“, polterte er also, während er sich mühte, auf die Beine zu kommen. Da er still dagesessen hatte, hatten ihn die Fledermäuse bisher übersehen. Jetzt scherte eine aus, um ihn anzugreifen. Lumiggl stolperte ungeschickt vorwärts und wäre fast ins immer noch brennende Lagerfeuer gefallen. Als er versuchte, wieder sein Gleichgewicht zu finden, griff er nach einem der dicken Äste, die das Feuer speisten und als die Maus dann auf ihn zuschoss, wollte er eigentlich bloß seinen Kopf schützen – der Reflex funktionierte noch – ließ den Ast dabei aber nicht los – der Reflex funktionierte nicht mehr. So riss er den Ast mit hoch und rammte das brennende Ende der Fledermaus dabei in den Bauch. Die kreischte auf und brachte sich schleunigst in Sicherheit. Andere Fledermäuse wandten sich jetzt dem Wombling zu, der sich mit dem brennenden Ast im Kreise drehte und wild um sich schlug. Das gab den Zwergen Gelegenheit, ihre Waffen zu erreichen und auf die Fledermäuse los zu gehen, die schließlich die Flucht ergriffen.
„Was war das denn?“ Wigguld ließ sich erschöpft auf eine Wurzel sinken. „So was hab ich ja noch nie gesehen.“
„Jetzt spielen schon die Fledermäuse verrückt“, schüttelte einer der Zwerge den Kopf.
„Ja, bloß gut, dass wir sie in die Flucht schlagen konnten“, stimmte ein anderer zu.
„Vielleicht waren sie krank?“, mutmaßte ein Dritter.
„Aber wie gibt's denn so was? Alle auf einmal?“
„Eine Seuche?“
„Von einer Krankheit, von der man solche Zähne kriegt, hab ich noch nie gehört“, erklärte ein anderer. „Und ich teile mein Winterquartier
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