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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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schieben schien. Vielleicht stimmte das andere also auch (30) . 
    Jedenfalls erwies sich der Weg hinunter ins Tal als doppelt so lang, als der Weg hinauf auf den Berg. Der Pfad verlief nicht einfach gerade nach unten, sondern bildete immer mal wieder extra Kurven oder wurden von Felsen versperrt, über die man erst mal drüber klettern musste. Tiedel schätzte, wenn sich das Terrain nicht besserte, würde für den Abstieg der ganze Tag drauf gehen. Und tatsächlich ging gerade die Sonne unter, als die beiden Wanderer unten ankamen. Die Vögel und Insekten verstummten, die Blüten schlossen ihre Kelche und behielten ihren Duft für sich und Lumiggl kam langsam wieder zu sich. Er fand das Tal immer noch schön, aber die Eile verstand er nicht mehr.
    „Morgen werden wir beide das alles aus der Nähe betrachten“, frohlockte er trotzdem.
    Doch Tiedel druckste nur verlegen herum. Lumiggl fragte ihn, was denn los sei. Erst gab der Junge keine Antwort, dann rückte er doch heraus mit der Sprache: „Du wirst allein gehen müssen.“
    „Aber warum denn das?“, staunte Lumiggl. „Bist du denn gar nicht neugierig?“
    „Eigentlich eher nicht“, Tiedel wand sich vor Verlegenheit. „Weißt du, die Feen und ich – also eigentlich die Feen und wir alle – zumindest wir Jungen – wir verstehen uns nicht allzu gut. Und hier beginnt doch das Feenland und die Feen sind rachsüchtig – nein, das heißt ...“ verbesserte er sich eifrig, als ein Hirschkäfer, der gerade vorbei krabbelte plötzlich verharrte und sich dem Zwergenjungen zuwandte. „Sie sind schon im Recht! Und wie sie das sind! Doch, doch, bestimmt!“ Der Käfer nahm seine Krabbelei wieder auf und Tiedel seufzte erleichtert. „Also, wir haben es vielleicht ab und zu an gebührendem Respekt fehlen lassen – eigentlich öfter – und ...“ hilflos brach er ab.
    Lumiggl sah ihn an und wartete. Schließlich sagte Tiedel einfach: „Es könnte was Schlimmes passieren, wenn ich in diesen Garten gehe.“
    „Wie meinst du das?“
    „Sie könnten es mir heimzahlen wollen. Das schlechte Benehmen, meine ich.“
    „Du hast dich einer Fee gegenüber schlecht benommen?“
    Lumiggl war überrascht. Wie konnte jemand eine Fee schlecht behandeln? Er hatte noch nie eine gesehen, stellte sie sich aber anmutig und sanft vor, freundlich, gütig und wunderschön. Einem solchen Inbegriff weiblicher Vollendung und Grazie gegenüber musste man sich doch einfach von seiner besten Seite zeigen! Das sagte er Tiedel natürlich auch, aber der schüttelte nur den Kopf: „Das ist es nicht.“
    „Nicht? Wo ist dann das Problem?“
    „Es liegt ja nicht dran, dass wir uns mit Absicht daneben benehmen.“ Tiedel seufzte. „Aber die Feen sind auch sauer, wenn man’s aus Versehen macht (31) .“ 
    „Was?“
    „Sich schlecht benehmen.“
    „Das versteh ich nicht.“
    „Na gut, ich erzähl dir mal, wie das bei mir war. Also, es war im Winter. Es hatte viel geschneit und da haben wir eine Schneeballschlacht gemacht, die anderen Jungs und ich. Es ging hoch her und wir waren am gewinnen, meine Mannschaft und ich, meine ich. Da ist die Eisfee gerade dann vorbeigeflogen, als der Kampf besonders hart war. Die Eisfee, wenn sie schnell fliegt, sieht aus wie eine Wolke aus Eiskristallen, weißt du? Und es schneite gerade kleine Flocken, aber die in rauen Mengen. Wir waren gerade dabei, dem Gegner den Rest zu geben und den Sieg zu erringen – und ich war immerhin ihr bester Werfer und dementsprechend war ich auch schwer beschäftigt.
    Da hör ich plötzlich einen Schrei und die Eisfee landet. Ich schwöre, ich hab sie bis dahin überhaupt nicht bemerkt. Als sie sozusagen sichtbar wurde, haben wir alle gleich gesehen, warum sie geschrieen hat. Sie stand da, die Kleider ganz in Weiß und Silber und überall an ihr blitzte und flirrte es von den vielen Kristallen, die auf ihren Rock gestickt waren und ihre Augen blitzten – und auf ihrer Nase, einer besonders spitzen Nase, das kannst du mir glauben, da steckte einer meiner Schneebälle drauf.
    Ich schwöre, wenn ich gewollt hätte, ich hätte diese Nase niemals getroffen! In hundert Würfen nicht einer, garantiert! Aber durch so einen dummen Zufall ...
    Die Fee kochte regelrecht vor Wut. Es war so schlimm, dass der Schnee unter ihren Füßen schmolz und sich in einer Pfütze sammelte. Der Saum von ihrem Kleid wurde ganz nass. Da war es dann ganz aus! Natürlich hab ich mich gleich entschuldigt mit allem drum und dran, aber sie hat so frostig

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