Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
reingelegt hat. Ich hoffe nur, sie geht nicht gleich auf diese Aita los.“
Gerade wollte Floritzl weitergehen, als er noch einmal zum Eingang blickte – und wie angewurzelt stehen blieb. Gerade war ein Wombling hereingekommen, aber was für ein Wombling! Wild sah er aus, mit einem Vollbart, so struppig wie ein Brombeerstrauch und ebensolchem Haupthaar, einer speckigen Hose aus Leder und einem beeindruckenden Messer am Gürtel.
Neugierig lief der Elf hinüber und bot – als er bemerkte, dass Brombell und Horbard nur unsicher herumdrucksten – dem Neuankömmling zur Begrüßung die Hand.
„Bin Tschertel, der Wilde. Bergwombling“, dröhnte der Wombling, ergriff die gebotene Hand und – drückte zu.
„Au! Äh, sehr erfreut“, Floritzl hatte alle Mühe, bei diesem festen Händedruck nicht in Tränen auszubrechen. Vorsichtig bewegte er jeden Finger, als Tschertel wieder losließ und genoss das Gefühl, wie der Schmerz nachließ.
„Ja. Danke. Spatzen haben von drohender Gefahr berichtet. Bin mehr ein Mann der Berge. Liebe die Einsamkeit. Kenne aber meine Pflicht. In Zeiten der Not, wenn Einigkeit geboten, stelle ich Wünsche hintan. Biete meine Kraft und Kampferfahrung.“
„Kampferfahrung?“ mischte sich da Horbard ein. „Das ist ja großartig! Wir haben nämlich eine Menge Waffen, zum Teil noch aus dem letzten Krieg, aber kaum Leute, die sich damit auskennen.“
„Wo?“ fragte Tschertel, der Wilde.
„Da hinten!“ Brombell zeigte mit dem Finger und der Bergwombling marschierte ohne ein weiteres Wort in die angegebene Richtung.
„Warte, ich komm mit!“ Floritzl beeilte sich, ihm zu folgen.
In einer kleinen Nebenhöhle fanden sie die Waffen. Pfeile, Bögen, Schwerter, Schilde, Spieße und was sonst noch so als Waffe gelten mochte, lagen auf einem kleinen Berg völlig durcheinander. Selbst Floritzl, der sich nie um Kämpfe gekümmert hatte, sah, dass die Waffen in keinem besonders guten Zustand waren. Der Bergwombling machte sich nichtsdestotrotz ans Aussortieren. Er bedeutete dem Elf, drei Haufen zu machen: unbrauchbare Waffen, reparaturbedürftige Waffen und einsatzbereite Waffen.
Schon bald gab es einen großen Stapel reparaturbedürftiger Waffen: Schwerter, die geschliffen werden mussten, Bögen ohne Sehne oder Pfeile, bei denen teilweise die Federn fehlten. Verbogene, zerbrochene oder sonst wie völlig unbrauchbare Dinge gab es sehr viel weniger und auf dem Platz für einsatzbereite Waffen lag einsam ein Spieß aus Eichenholz mit feuergehärteter Spitze.
„Brauchen Scheuersand, Wetzsteine, Henfgras, Federn und einen Hammer“, ordnete Tschertel an, während er selbst sich daran machte, ein kleines Feuer zu entfachen. Gehorsam lief der Elf los, das gewünschte bei Lessa zu besorgen.
Als er zurückkam, hatte er ein paar Zwerge im Schlepptau, die anboten, bei evtl. Schmiedearbeiten zu helfen. Der Bergwombling überließ ihnen gern alles an Metallwaffen und machte sich selbst daran, die Bögen fachmännisch mit Sehnen zu bespannen, die er vorher geduldig aus Henfgras, einer besonders langen, zähen und ziemlich reißfesten Grassorte, die für Seile und Schnüre in ganz Tharsya verwendet wurde, drehte und flocht. Floritzl sah ihm dabei zu und versuchte es dann selbst. Dabei stellte er sich gar nicht so ungeschickt an. Tschertel ließ ein Grunzen vernehmen, als er Floritzls erste fertige Bogensehne begutachtete und der Elf wertete das eifrig als Kompliment. Zu seiner eigenen Verwunderung machte ihm auch das Spleißen von Federn um Pfeile damit zu besetzen, richtig Spaß.
So schmolz also der Stapel mit reparaturbedürftigen Waffen dahin und der für einsatzbereite wuchs. Kaum war ein Schwung Waffen beieinander, begann Tschertel auch schon, Übungen mit den Männer in der Höhle abzuhalten. Er fertigte aus einem Brett und ein paar Leisten eine Art Zielscheibe, die er mit Ringen bemalte. Schnell versammelte sich eine Gruppe von Leuten um ihn, die neugierig zuschauten. Kaum stand die Scheibe, griff sich Tschertel den nächstbesten Moosmann und drückte ihm einen Bogen in die Hand: „Schieß!“
Das war leichter gesagt als getan. Der Moosmann zupfte hilflos an der Sehne, die daraufhin einen hellen Klang von sich gab.
„Ach, das ist zum Musik machen?“ Der Moosmann strahlte.
„Prima, und ich spiel Flöte dazu“, mischte sich Floritzl sofort ein.
„Nein!“, donnerte da aber der Bergwombling. Er holte tief Luft, dann fuhr er ruhiger fort: „Keine Musik. Pfeilschießen.“
Er nahm dem
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