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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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kommen würde. Diese Riesenviecher trampelten wahrscheinlich eher alles nieder. Aber da waren ja noch diese seltsamen Menschen und außerdem konnte man nie wissen.

Kapitel 10
    in dem mal eben Illusionen über Reliquien zerstört werden, Dünnbier ungeahnte Wirkungen hat und Floritzl erfährt, wie man Schlökkel spielt
    Nach dem Mahl saßen Lumiggl und die Zwerge gemütlich beieinander. Wer Lust hatte, rauchte ein Pfeifchen und fast alle tranken vom selbstgebrauten Dünnbier. Die Zwerge erzählten Geschichten, die Lumiggl nie gehört hatte. Er erfuhr, wie ein Riese vor langer Zeit die Täler geschaffen hatte, als er durch die Gegend ging und bei jedem Schritt sein Fuß tief in den Boden einsank. Er lauschte Berichten über Einhörner, die im Frühling diese Gegend besuchten, um beim Liebesspiel im Rosengarten der Feen zu tändeln. Lumiggl selbst erzählte von Womblingen und Elfen, die es hier in den Bergen nicht zu geben schien. Dafür gab es Brownies, die absoluten Meister des Geschichtenerzählens, freundliche Wesen, die von oben bis unten in flauschigen Pelz gehüllt waren. Und hoch oben in den Bergen, in Eis und Schnee, hausten die Trolle (27) . 
    Aber natürlich war auch in den Bergen die Legende vom großen Krieg bekannt und die vom ersten Moosmann und dem Gerstenkorn. Letztere wurde aber nur kurz erwähnt. Die Zwerge schienen sie ziemlich langweilig zu finden.
    „Ich kann nichts besonderes daran finden, neben den Ur-Ur-Ur-und-was-weiß-ich-noch-Enkeln einer Sagengestalt zu wohnen“, winkte Wigguld ab.
    Der Wombling musste lächeln: „Na, alle Moosleute als direkten Nachfahren des großen, ersten Moosmannes zu bezeichnen, ist vielleicht auch etwas übertrieben – die wahren Nachkommen müssten ja die Gerstenkornhülse in ihrem Dorf haben ...“
    „Haben sie ja auch“, behauptete Tiedel.
    „Wer?“
    „Na, die Moosleute in Andraks Höhle.“
    „Die Moosleute, von denen wir heute Früh weggegangen sind?“
    „Ja klar, sie haben die Hülse in der geschnitzten Kiste.“
    Für einen Moment verschlug es Lumiggl die Sprache. Doch dann sagte er sich, dass dieser Junge ihn bestimmt nur veralbern wollte.
    „Na klar, der geschnitzte Schrein!“, lachte er. „Und wo steht der bei Ihnen – ich hab ihn gar nicht gesehen. Oh, wahrscheinlich war es der Topf von Andrak!“
    „Quatsch! Der 'Schrein', wenn dir das lieber ist, ist im Haus von Bordeker“, Wigguld zuckte die Achseln,“wo denn sonst. Er stand immer im Weg rum, da hat Lessa ihn eines Tages weggeräumt. An dem Tag war ich gerade bei ihnen zu Besuch, ich hab ihr sogar noch geholfen. Hab nie begriffen, was an einer leeren Schale von so nem Korn besonderes ist.“
    „Genau!“, warf Tiedel altklug ein und nahm einen tiefen Schluck aus einer Wasserflasche. Er hatte kein Dünnbier bekommen, denn sein Vater fand, er sei noch zu jung dafür. Lumiggl erschien das übertrieben, denn das Bier schmeckte spritzig und leicht, eben wie der Name schon vermuten ließ. Aber im Moment beschäftigte den Wombling ganz etwas anderes: „Du nimmst mich doch bloß auf den Arm!“
    „Nee, mach ich nicht“, es schien Wigguld tatsächlich ernst zu sein.
    „Die Moosleute in Andraks Höhle sind ...“ Lumiggl machte große Augen.
    „Beruhige dich.“ Einer der Zwerge legte dem bestürzten Wombling die Hand auf die Schulter. „Ich kann mir denken, wie das für einen Auswärtigen klingen muss. Ihr habt die Moosleute mit der Kornhülse sicher als Überwesen angesehen – so was verklärt sich mit der Entfernung. Sie werden von uns allen natürlich besonders geachtet, aber ...“
    „Die Schale des großen Gerstenkorns ist in der Drachenhöhle!“ Lumiggl konnte es nicht fassen. „Und wir haben sie nicht einmal berührt, bevor wir gingen! Und wir ...“
    „Jetzt mach aber mal halblang. Es ist eine leere Kornhülse, sonst nichts. Ich hab noch kein einziges Wunder durch dieses Ding gesehen! Es liegt nur rum und verstaubt“, Wigguld schüttelte den Kopf.
    „Wer weiß, ob’s überhaupt noch die echte ist ...“ meinte Tiedel
    „Wieso?“
    „Och, nur so“, der Zwergenjunge druckste herum, wollte aber nicht mit der Sprache herausrücken. Schließlich gab Lumiggl es auf. Sein Weltbild war auch so schon gehörig ins Schleudern geraten.
    Irgendwann aber sagte er sich, dass das alles nichts daran änderte, wie die Welt entstanden war. Und es hatte auch keinen Einfluss darauf, dass ein Tharsi, sollte er sich tatsächlich auflösen, durch Berührung des Schreins geheilt werden

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