Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
nicht erst zu denken. Natürlich hätte er zu Fuß mit dem wackeren Wombling noch nicht mal mithalten können, wenn er unverletzt und munter gewesen wäre. Dann hätte er aber auch fliegen können. Aber lädiert wie er war, blieb er immer weiter zurück. Schließlich bemerkte das Tschertel, der Wilde. Er lief zu Floritzl zurück und lud ihn sich, ohne ein Wort zu sagen, einfach auf den Rücken. Der zierliche Elf war für ihn ein Klacks. Floritzl schrie auf, als er so flott und ohne Vorwarnung hochgehievt wurde. Aber schließlich fand er eine erträgliche Stellung und sagte einfach nur: „Danke.“
Tschertel strahlte über das ganze Gesicht: „Bin zwar Einzelgänger. Aber mit dir wär es ein Weilchen auszuhalten.“
Während Tschertel den Elf über Stock und Stein sanft wie ein Baby Richtung Höhle trug, dachte dieser darüber nach, dass das für einen Bergwombling ein verdammt großes Kompliment war, auf das man stolz sein konnte.
Eine malerische Morgenröte kündigte derweil den Sonnenaufgang an.
Kapitel 11
Lumiggl trifft einen Weg und macht seine ersten Erfahrungen mit den Launen von Feen. Floritzl macht dafür nähere Bekanntschaft mit Gerstlern und einem Gnom
Lumiggl erwachte gutgelaunt, streckte sich genüsslich und – sprang erschrocken einen Schritt zurück. Zu seinen Füßen lag ein ordentlich mit hellem Sand bestreuter Weg. Und der war gestern noch nicht da gewesen. Ein leichtes Zittern ging durch den Weg, der einige Sandkörner kreiseln ließ. dann kroch auch der Weg einen Schritt, aus seiner Sicht natürlich vorwärts auf Lumiggl zu. Lumiggl trat probeweise einen Schritt zur Seite. Der Weg machte, wieder nach einem zitternden Zögern, ebenfalls eine Richtungswechsel, bis er wieder genau vor Lumiggls Füßen begann.
„Hilfe“, wisperte Lumiggl, damit der Weg ihn nicht hörte. Er versuchte, sich zu Tiedel zu drehen und gleichzeitig den Weg im Auge zu behalten, der jetzt reglos und unschuldig vor ihm lag.
Lumiggl Herumgehopse hatte nun auch Tiedel geweckt. Er setzte sich auf, rieb sich die Augen und starrte auf den Weg. „Ich verstehe, so ist das also gemeint“, murmelte er.
„Wie ist was gemeint?“
„Das hätte ich nicht erwartet.“
„Was hättest du nicht erwartet?“
„Dass das so wörtlich gemeint ist.“
„Was denn?“ Lumiggl wurde ärgerlich.
„Könntest du mich vielleicht mal aufklären? Ich bin nämlich fremd hier“, verlangte er.
„Also, ich hab dir doch gestern erzählt, dass, wenn man erst mal alle Hindernisse überwunden hat, man zu seinen Füßen den Weg ins Schloss findet“, erklärte Tiedel.
„Hast du die Hindernisse auch erwähnt?“
„Ich glaub schon.“
„Ich glaub nicht.“
„Ist doch egal.“ Jetzt war es an Tiedel, ungeduldig zu werden. „Wir sind jetzt jedenfalls hier und da ist der Weg.“
„Aber wenn es der falsche ist“, gab Lumiggl zu bedenken. „Warum beginnt er zum Beispiel nicht zu deinen Füßen?“
„Ich geh doch gar nicht mit!“
„Aber woher weiß der Weg das?“
Tiedel kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Keine Ahnung“, gab er schließlich zu. „Er weiß es eben. Und du wirst ihm wohl folgen müssen.“
„Warum?“
„Hast du ne bessere Idee?“
„Nein.“
Lumiggl trat einen Schritt näher zu Tiedel. Der Weg kam mit. Nachdenklich schaute der Wombling ihn sich an: Er sah aus wie ein normaler Weg, gepflegt und eine einzige Einladung für einen fröhlichen Wanderer.
„Mir scheint, ich hab gar keine andere Wahl“, sagte Lumiggl schließlich. „Ich werde ihn ja doch nicht mehr los. Er folgt mir wie ein Hündchen.“
„Ich glaube, es ist ein gutes Zeichen“, versicherte Tiedel ihm. „Sieht aus, als würden die Feen dich sehen wollen. Vielleicht warten sie schon auf dich.“
„Um was zu tun?“
„Tja“, Tiedel zögerte. Doch dann erhellte sich seine Miene. „Du hattest ja noch gar keine Gelegenheit sie zu beleidigen – äh, ich meine“, der Zwergenjunge sah sich ängstlich um. Dann riss er sich zusammen und wiederholte: „Es ist ein gutes Zeichen. Ganz sicher.“
Lumiggl sah ihn zweifelnd an. Dann betrachtete er wieder misstrauisch den Weg, der sich nicht rührte, aber trotzdem so wirkte, als ob er langsam ungeduldig würde. Plötzlich schien dem Wombling das Tal in all seiner Schönheit gar nicht mehr einladend. Am liebsten wäre er wieder umgekehrt. Warum hatte man ihn auch nicht gewarnt? Aber wenn er ehrlich war, konnte er sich schon an die ein oder andere Andeutung erinnern, die er als unwichtig
Weitere Kostenlose Bücher