Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
unsanft gegen die Fersen und schnellte dann wieder ein Stückchen zurück. Dem Fräulein aber war es egal, sie wollte einfach nur noch wissen, was Lumiggl ihr da verschwieg. Sie musste, sonst würde sie noch vor Neugier platzen!
„Und wenn ich dich nicht verwandle, sondern dich rauslasse?“, bot sie schließlich an.
„Top!“ Lumiggl sprang auf die Beine. Mehr durfte er nicht verlangen. Es war ohnehin nicht sicher, ob sie, wenn sie erst wusste, was er zu berichten hatte, ihn nicht gleich wieder einsperrte.
Die Fee richtete sich nun auf und hob beide Hände. Sie murmelte leise ein paar Worte und schon begannen die Zweige sich zu regen. Sie lösten sich voneinander und bogen sich zur Seite, so dass sich vor Lumiggl ein Spalt auftat, breit genug, ihn durchzulassen. Sofort sprang der Wombling hinaus. Kaum war er draußen, machte der Weg einen regelrechten Satz, um wieder unter Lumiggls Füße zu gelangen. Lumiggl atmete auf. Irgendwie hatte er das Gefühl in Sicherheit zu sein, solange er auf diesem zuvorkommenden Weg blieb.
„Weg, reiß dich zusammen“, schalt die Fee. „Keine Angst, ich sperre ihn nicht wieder ein!“
Dann wandte sie sich an den Wombling: „Rede!
Lumiggl erzählte ihr also von den roten Drachen, von den eigenartigen Menschen, die sie begleiteten, von der Flucht, der Übermacht – sogar von den wild gewordenen Fledermäusen. Als er geendet hatte, war das weiße Fräulein nachdenklich.
„ja, ich glaube, ich habe so einen Drachen fliegen sehen“, meinte sie. „Ich dachte noch, wie schön das Abendrot so einen gewöhnliche Drachen machen kann.“
Sie musterte Lumiggl und schenkte ihm schließlich ein bezauberndes Lächeln.
„Und jetzt kommst du zu uns und bittest uns um unsere Magie, damit wir die Welt retten?“, erkundigte sie sich.
„Zumindest habe ich vor, euch um Hilfe zu bitten.“
„Du bist ja ganz schön mutig, mein Kleiner. Du gefällst mir. Komm, gehen wir zum Palast.“
„Ihr kommt mit mir?“ Lumiggl wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Wer wusste schon, ob diese Fee nicht unterwegs wieder eine ihrer Anwandlungen bekam.
„Nur ein Stück, damit du an meinen Schwestern und den Hollerweiblein (35) gut vorbeikommst. Durch den Eichenhain musst du dann allein. Ich verstehe mich nicht so gut mit den Dryaden – die sind so hochnäsig. Glauben, sie wären was besonderes, bloß, weil sie ein bisschen älter sind.“ Sie rümpfte das niedliche Näschen und Lumiggl biss sich auf die Zunge, damit ihm nicht entschlüpfte, dass er sie bereits für ziemlich hochnäsig hielt. In seinem Dorf erzählte man sich eigentlich nur Nettes über die Dryaden, obwohl kaum einer sie je zu Gesicht bekommen hatte. Aber was besagte das schon, man erzählte sich bei ihm zu Hause ja auch, dass alle Feen nett wären!
Die Fee ging ein Stück voran, wobei sie den Weg nicht betrat. Nach einigen Schritten wandte sie sich um.
„Du tust übrigens gut daran, immer auf den Weg zu achten“; sagte sie.
Zu einer genaueren Erklärung ließ sie sich nicht herab. Aber Lumiggl nahm sich fest vor, den Weg nie, niemals, unter keinen Umständen, auf keinen Fall, noch mal zu verlassen. Der Weg hatte versucht ihn zu warnen und zum Weitergehen zu drängen und hätte er auf ihn gehört, wäre das ganze Unglück gar nicht geschehen. Und irgendwie schien er auf dem Weg sicher zu sein, wovor auch immer.
Seite an Seite schritten das Weiße Fräulein und der Wombling dahin, er auf dem Weg, sie daneben im Gras. Aus vielen Weißdornbüschen blickten ihnen andere Fräuleins entgegen. Manche guckten nur neugierig, oder gar erstaunt, manche schnippisch, andere grüßten – davon einige sogar freundlich. Sie begegneten auch einigen Hollerweibchen, die Lumiggl sehr sympathisch fand, wie sie so über das ganze Gesicht lachten, als er vorbeiging. Aber nach seinen jüngsten Erfahrungen mit den Launen von Feen, blieb er lieber vorsichtig.
***
Floritzl war zum Glück nicht ernsthaft verletzt. Das fanden die Moosfrauen schnell heraus, die ihn in der Drachenhöhle verarzteten. Während sie all die blauen Flecken, Risse, Kratzer, Schrammen, Prellungen und Schürfwunden behandelten, Trat Wigguld, der mit seinen Leuten nur wenige Minuten vor ihm in der Höhle eingetroffen war, zu Floritzl und stellte sich vor, denn er wollte unbedingt Lumiggls Freund kennen lernen. Als der Elf schließlich von oben bis unten mit Salbe eingerieben, mit heilenden Pflastern beklebt und in Verbände gehüllt worden war, als die
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