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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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die Taille mit eine Goldschnur gerafft, fiel in fließenden Falten über ein zartgrünes ärmelloses Unterkleid bis zu den Fesseln. Es war von einem Weiß wie frisch gefallener Schnee, an den Rändern eingefasst mit feiner Stickerei in Hellgrün und Gold. An den Ohrläppchen ihrer runden Ohren hingen filigrane Goldringe. Ihr glattes, langes Haar war vom hellsten Blond, das Lumiggl je gesehen hatte (34) . Dieses ganz und gar entzückende Wesen also hatte ihn eingefangen und schien auch noch Spaß daran zu haben, denn es lachte ganz vergnügt. 
    „Wer seid Ihr“, fragte Lumiggl schließlich. Ein Menschenkind war sie nicht, soviel war inzwischen klar.
    „Ich bin ein Weißes Fräulein“, beschied ihn das Mädchen. „Wir sind die Feen des Weißdorns. Und du wolltest meine Blume abpflücken – und damit also mich, denn eigentlich war ich es, die diese Gestalt angenommen hatte.“
    „Aber das konnte ich doch nicht ahnen“, protestierte Lumiggl. „Außerdem wollte ich nur dran riechen. Ich hätte die Blume niemals auch nur angefasst!“
    „Das ändert gar nichts!“
    „Wieso nicht? Ich wollte doch nur dran riechen!“
    „Faule Ausrede.“
    Das war zuviel. Fee hin, Fee her. Das hier war einfach nur albern und ungerecht!
    „Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe“, rief Lumiggl aufgebracht. „Wer gibt euch Feen das Recht, so einfach aus einer Laune heraus jemanden einzusperren?“
    „Wie kannst du es wagen!“ brauste die Fee auf, aber Lumiggl war noch nicht fertig: „Macht es so großen Spaß, kleine Wesen in die Irre zu führen, zu quälen und zu verspotten? Oder hast du Angst vor Widerworten? Erträgst es wohl nicht, wenn jemand nicht gleich vor dir kuscht, was?“
    Die Fee starrte den Wombling mit offenem Mund an. Noch nie hatte jemand so mit ihr geredet. Aber Lumiggl wartete ihre Antwort gar nicht erst ab. Er war jetzt so richtig in Fahrt: „Ich komme von sehr weit her. Bei mir zu Hause erzählt man sich von eurer Schönheit, euer Tugend, eurer Huld. Huld – das ich nicht lache! Man spricht von eurer Weisheit, eurer Freundlichkeit, eurem milden Wesen. Freundlichkeit – hah. Mildes Wesen – guter Witz! Ihr geltet als Vorbild eines jeden Mädchens, als Wunschbild jeden Mannes. Aber du, also du bist wirklich das Letzte, das sich ein Mann erträumen würde und wenn alle Feen so sind wie du ...“
    „Schweig!“ donnerte da das Weiße Fräulein. „Ich werde dich für deine Unverschämtheit in eine Kröte verwandeln!“
    „Mir recht.“ Lumiggl zuckte die Achseln. „Dann kann mir wenigstens egal sein, was bald geschieht."
    „Wieso, was wird denn bald geschehen?“
    „Egal. Komm – hab deinen Spaß. Dann geht mich das alles nichts mehr an.“ Lumiggl breitete die Arme aus und setzte ein zufriedenes Gesicht auf.
    „Was kann das schon groß sein“, winkte die Fee ab, klang aber nicht gerade überzeugend.
    „Nichts Besonderes, hast Recht. Kümmere dich gar nicht drum. Außerdem darf ich gar nicht darüber reden. Es ist ein Geheimnis.“
    Die Neugier der Fee war nun endgültig geweckt, ach was, entbrannt.
    „Ein Geheimnis, von dem ich nichts weiß?“, forschte sie nach.
    „Sei froh, dass du es nicht weißt.“
    „Sag mir doch, was es ist. Worum geht es? Was wird geschehen?“, säuselte sie.
    Lumiggl schüttelte nur den Kopf.
    „Sag mir dein Geheimnis, raus damit“, forderte sie.
    „Nein.“
    „Sofort!“
    „Nein!“
    „Ich verwandle dich in eine Kröte!“
    „Das hast du doch ohnehin vor.“
    Das Weiße Fräulein zuckte zusammen. Ihre schlimmste Drohung zeigte keine Wirkung. Was sollte sie jetzt tun?
    „Sagst du's mir, wenn ich dich nicht in eine Kröte verwandle?“, wollte sie endlich wissen.
    „Heißt das, du lässt mich frei?“ Lumiggl sah sie misstrauisch an.
    „Natürlich nicht. Aber ich könnte dich in etwas anderes verwandeln.“
    „Ach! Sieh mal an“, meinte Lumiggl sarkastisch. „In etwas anderes, wie schön! In was denn?“
    „In einen leuchtenden Schmetterling! Alle würden dich um deine Schönheit beneiden“, die Fee lächelte ermunternd.
    „Nö, das ist nichts für mich.“ Lumiggl setzte sich auf den Boden und verschränkte die Arme. „Dann schon lieber Kröte. Ich mag's gern feucht.“
    Die Fee raufte sich das schöne Blondhaar. Sie trampelte wütend mit den Füssen und funkelte Lumiggl durch die Dornenzweige an.
    Inzwischen hatte sich der Weg von hinten angeschlichen, soweit man das bei einem Weg sagen kann. Er stieß das Fräulein immer wieder

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